BERLIN (dpa) — Bedingt einsatz­be­reit? Der Angriffs­krieg Russlands gegen die Ukrai­ne hat in Deutsch­land eine Debat­te über die Wehrpflicht ausge­löst. Dabei rückt auch die Rolle von Reser­vis­ten in den Fokus.

Der Reser­vis­ten­ver­band sieht die Reser­ve der Bundes­wehr in einem desola­ten Zustand. «Sie ist eine Truppe, die noch weitge­hend auf dem Papier existiert», sagte Verbands­prä­si­dent Patrick Sensburg der «Stutt­gar­ter Zeitung» und den «Stutt­gar­ter Nachrichten».

«Eine funktio­nie­ren­de Reser­ve ist Teil einer wirksa­men Abschre­ckung, derzeit vor allem gegen­über Russland. Doch so wie die Reser­ve aktuell konzi­piert ist, kann sie all das nicht leisten.»

Er forder­te «eine umfas­sen­de Neuaus­rich­tung» und besse­re Ausrüs­tung. Um die Schlag­kraft zu erhöhen, empfahl Sensburg mehr Verbind­lich­keit für den Dienst: «Bislang können Reser­vis­ten selbst entschei­den, ob sie üben oder nicht. Meiner Meinung nach sollten sie verpflich­tet sein, mindes­tens alle zwei Jahre für 14 Tage zu üben. Für diese Zeit müssen die Reser­vis­ten auch vom Arbeit­ge­ber freige­stellt werden.»

Die FDP-Spitze hatte im Febru­ar eine gestärk­te Reser­ve der Bundes­wehr als Alter­na­ti­ve für eine Rückkehr zur Wehrpflicht ins Spiel gebracht. Reser­vis­ten könnten eine stärke­re Kompo­nen­te in einer moder­nen und schlag­kräf­ti­gen Bundes­wehr werden, hieß es dazu in einem Beschluss­ent­wurf für Beratun­gen im Parteipräsidium.

Der Reser­vis­ten­ver­band hat nach eigenen Angaben mehr als 115.000 Mitglie­der. Er zählt zu den wichtigs­ten Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen aktiver und ehema­li­ger Solda­ten. Seit Ende 2019 steht der ehema­li­ge CDU-Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te Sensburg an der Spitze des Verbandes.