LONDON (dpa) — Öster­reichs Frauen treffen gegen Deutsch­land Pfosten und Latte, nicht aber ins Tor. Am Ende einer packen­den Partie jubeln die DFB-Frauen um Alexan­dra Popp über einen glück­li­chen Viertelfinal-Sieg.

Die deutschen Fußbal­le­rin­nen hüpften kurz im Kreis und umarm­ten sich überglück­lich. Nach einem leiden­schaft­li­chen Auftritt und einigem Zittern gegen Öster­reich hat das Team von Bundes­trai­ne­rin Marti­na Voss-Tecklen­burg das EM-Halbfi­na­le erreicht.

Dank der Tore von Lina Magull (25. Minute) und Alexan­dra Popp (90.) besieg­ten die DFB-Frauen den mit vielen Bundes­li­ga-Spiele­rin­nen angetre­te­nen Gegner mit 2:0 (1:0). «Insge­samt war es ein Riesen-Spiel und wir sind glück­lich, dass wir heute 2:0 gewon­nen haben», sagte Voss-Tecklen­burg. Kapitä­nin Popp urteil­te: «Auch wenn es extrem inten­siv war, haben wir es uns verdient.»

Vor 16.025 Zuschau­ern im Commu­ni­ty Brent­ford Stadi­um musste der Rekord-Europa­meis­ter in einer Partie mit gleich fünf Pfosten- oder Latten-Treffern alles geben, damit der Traum vom neunten Titel nicht platzt. Gegen Frank­reich oder Titel­ver­tei­di­ger Nieder­lan­de geht es nun am kommen­den Mittwoch in Milton Keynes um den Einzug in Endspiel am 31. Juli im Wembley-Stadi­on von London. «Das muss man einfach feiern und genie­ßen», kündig­te Magull nach dem Spiel an.

Die DFB-Auswahl war nach dem Tod von Fußball-Legen­de Uwe Seeler mit Trauer­flor aufge­lau­fen. Vor dem Anpfiff gab es eine Schwei­ge­mi­nu­te. «Die Nachricht hat uns betrof­fen gemacht. Ich weiß, dass er heute Abend unser Spiel schau­en wollte, deswe­gen sind wir tief berührt und werden auch ein Stück weit für Uwe Seeler spielen», sagte Voss-Tecklen­burg der ARD. Nach dem Spiel sagte die Bundes­trai­ne­rin über die Schwei­ge­mi­nu­te, während der sie die Augen geschlos­sen hatte: «Das nimmt einen sehr mit. Uwe Seeler war ein fantas­ti­scher Mensch.»

Popp erneut in der Startelf

Nach den Viertel­fi­nal-Aus bei der EM 2017 und bei der WM 2019 gelang dem Olympia­sie­ger von 2016 dieses Mal der Sprung unter die vier Besten. «Wir sind unend­lich froh und stolz, endlich mal wieder ein Halbfi­na­le erreicht zu haben», sagte Magull. Voss-Tecklen­burg hatte die nach einer einwö­chi­gen Corona-Zwangs­pau­se zurück­ge­kehr­te Lea Schül­ler erstmal auf die Bank gesetzt und Kapitä­nin Popp in die Start­elf gestellt, die es mit ihrem vierten Turnier­tor dankte.

Die Austria-Auswahl von Traine­rin Irene Fuhrmann, vor fünf Jahren beim Turnier in den Nieder­lan­den Halbfi­na­list, war mit gleich acht aktuel­len Spiele­rin­nen aus der deutschen Bundes­li­ga und drei ehema­li­gen aufgelaufen.

Die deutsche Defen­si­ve — wieder mir den beiden zuletzt gelbge­sperr­ten Wolfs­bur­ge­rin­nen Lena Oberdorf und Felici­tas Rauch — war gleich gut beschäf­tigt: Julia Hickels­ber­ger-Füller tauch­te plötz­lich allei­ne vor Merle Frohms auf — schoss den Ball aber genau in deren Arme (9.). Nachdem im Gegen­zug Popp eine gute Chance liegen ließ, klatsch­te dann ein Kopfball von Marina Georgie­va an den Pfosten neben Frohms.

DFB-Elf zweimal im Aluminium-Glück

Es wurde das von Voss-Tecklen­burg prophe­zei­te «wahnsin­nig inten­si­ve» Spiel. Dabei hatten die DFB-Frauen mächtig Mühe, sich zu finden. Praktisch aus dem Nichts glänz­ten sie dann aber mit einem herrli­chen Tor: Klara Bühl luchs­te der langjäh­ri­gen Bayern-Kolle­gin Carina Wennin­ger den Ball ab, den Querpass ließ Popp durch und Magull traf ganz cool aus elf Metern ins Eck. Die Münch­ne­rin hatte bereits beim EM-Auftakt gegen Dänemark das so wichti­ge 1:0 erzielt.

Vor den Augen ihrer Fans, darun­ter Innen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD), zeigten sich die Deutschen nach Wieder­an­pfiff gleich brand­ge­fähr­lich: Nach nur 20 Sekun­den traf Giulia Gwinn den Außen­pfos­ten des Austria-Gehäu­ses von Manue­la Zinsber­ger. Die Öster­rei­che­rin­nen aber kamen mit Macht: Ein Heber aus 30 Metern von Barba­ra Dunst lande­te an der Latte, ein Schuss von Sarah Punti­gam am Pfosten — Glück für die DFB-Frauen, die bei einem Latten­tref­fer von Bühl aber selbst auch Pech hatten (78.). Bühl war es auch, die wenige Minuten vor Schluss erneut das mögli­che 2:0 verpass­te (82.), ehe Popp nach einem Fehler von Zinsber­ger alles klar machte (90.).

Von Ulrike John, dpa