LONDON (dpa) — Nun ging es schnell: Tage früher als gedacht steht fest, wer anstel­le der glück­lo­sen Premier­mi­nis­te­rin Truss in die Downing Street einzieht: Im Sommer war Rishi Sunak noch geschei­tert, nun steht er bald ganz oben.

Ex-Finanz­mi­nis­ter Rishi Sunak wird neuer Premier­mi­nis­ter von Großbri­tan­ni­en. Seine einzi­ge Rivalin Penny Morda­unt zog ihre Kandi­da­tur im partei­in­ter­nen Rennen um die Nachfol­ge der schei­den­den Regie­rungs­chefin Liz Truss zurück, wie sie am Montag bekannt­gab. Sunak habe ihre volle Unter­stüt­zung, schrieb die amtie­ren­de Minis­te­rin für Parla­ments­fra­gen bei Twitter.

Damit ist der Weg für den 42-jähri­gen Sunak frei. Als Sohn indischer Einwan­de­rer wird der in Southamp­ton gebore­ne Sunak der erste briti­sche Regie­rungs­chef, der einer ethni­schen Minder­heit in Großbri­tan­ni­en angehört. «Rishi Sunak ist zum Chef der Konser­va­ti­ven Partei gewählt worden», bestä­tig­te der Chef des zustän­di­gen Frakti­ons­ko­mi­tees, Graham Brady, in London.

Die Tory-Partei sucht zum zweiten Mal inner­halb weniger Monate nach einer neuen Führung, nachdem die schei­den­de Premier­mi­nis­te­rin Truss nach sechs beispiel­los chaoti­schen Wochen auf Druck ihrer Partei aus dem Amt ausge­schie­den war. Danach hatte sich schnell Ex-Premier Boris Johnson für ein Comeback ins Gespräch gebracht, sich jedoch am Sonntag­abend überra­schend zurückgezogen.

Kann Sunak die Konser­va­ti­ve Partei einen?

Sunak insze­nier­te sich als Kandi­dat, der die Partei einen kann. Zuletzt hatten sich mit Handels­mi­nis­te­rin Kemi Badenoch und Ex-Innen­mi­nis­te­rin Suella Braver­man zwei führen­de Politi­ke­rin­nen vom rechten Rand der Partei hinter ihn gestellt. Zugute kommt Sunak, dass er im partei­in­ter­nen Wahlkampf um die Partei­füh­rung gegen Truss im Sommer vor exakt jenem Finanz­cha­os gewarnt hatte, das die amtie­ren­de Premier­mi­nis­te­rin in ihrer kurzen Amtszeit mit ihrer Wirtschafts­po­li­tik anrichtete.

Aller­dings weisen Exper­ten darauf hin, dass auch Sunak bei weitem nicht die gesam­te Partei und Frakti­on hinter sich hat. Viele Mitglie­der werfen ihm vor, mit seinem Rücktritt als Finanz­mi­nis­ter den Sturz des an der Basis belieb­ten Johnson ausge­löst zu haben. Zudem weisen Kriti­ker auf das große Vermö­gen des wohl reichs­ten briti­schen Abgeord­ne­ten hin. Der frühe­re Invest­ment­ban­ker ist mit der Tochter des Infosys-Gründers verhei­ra­tet, die einen Hunder­te Millio­nen Pfund schwe­ren Anteil an dem indischen IT-Gigan­ten hält.