Die Fallzah­len seien so hoch wie noch nie und sie stiegen weiter an, sagte RKI-Präsi­dent Lothar Wieler in Berlin. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Situa­ti­on weiter verschlim­mert und es immer schwie­ri­ger wird, mit der Pande­mie und ihren Folgen umzugehen.

Mit zwischen 12.000 und 29.000 gemel­de­ten Neuin­fek­tio­nen pro Tag lägen die Fallzah­len im Dezem­ber deutlich höher als im Novem­ber, führte Wieler aus. Aktuell seien 325.000 Menschen in Deutsch­land mit Sars-CoV‑2 infiziert, in den Sommer­mo­na­ten seien es wenige Tausend gewesen. Immer stärker betrof­fen sei die Gruppe der 80-Jähri­gen, mit beson­ders hohem Risiko für schwe­re und tödli­che Krankheitsverläufe.

Dass sich im Moment viel zu viele Menschen infizier­ten, sei «Ergeb­nis von Sorglo­sig­keit einiger Menschen», sagte Wieler. Die Neuin­fek­ti­ons­zah­len müssten nun deutlich sinken. Er rief dazu auf, Kontak­te auf das Nötigs­te einzu­schrän­ken. Er persön­lich werde die beschlos­se­ne Höchst­zahl bei Treffen über Weihnach­ten nicht ausnut­zen, sondern ganz bewusst darun­ter bleiben.

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn setzt auf einen baldi­gen Start von Impfun­gen gegen das Corona­vi­rus. Man dürfe optimis­tisch sein, dass eine Impfstoff-Zulas­sung am 23. Dezem­ber erfol­gen könne, sagte der CDU-Politi­ker mit Verweis auf entspre­chen­de Medien-Infor­ma­tio­nen in Berlin. Dies sei «eine gute Nachricht für die Europäi­sche Union». Ziel sei, eine europäi­sche Impfstoff-Zulas­sung noch vor Weihnach­ten zu errei­chen und dann in Deutsch­land noch vor dem Jahres­wech­sel mit dem Impfen begin­nen zu können. Er vertei­dig­te es, keine Notfall­zu­las­sung vorzu­se­hen, sondern ein regulä­res Verfah­ren der Europäi­schen Arznei­mit­tel-Agentur (EMA). Dies sei wichtig für das Vertrau­en in Impfstoffe.

Spahn geht davon aus, dass bis Ende Sommer 2021 rund 60 Prozent der Bürger in Deutsch­land gegen das Corona­vi­rus geimpft sein könnten. Im Sommer könne mit einer solch großen Zahl an Impfdo­sen gerech­net werden, dass dann weite Teile der Bevöl­ke­rung geimpft werden könnten, hatte der CDU-Politi­ker am Montag­abend im ZDF-«heute-journal» auf die Frage gesagt, wann 60 Prozent der Bevöl­ke­rung geimpft sein könnten. Laut Exper­ten der Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on ist eine Durch­imp­fungs­ra­te von 60 bis 70 Prozent der Bevöl­ke­rung für eine wirkungs­vol­le Bekämp­fung der Pande­mie nötig.

Spahn rechnet selbst mit dem jetzt verschärf­ten Corona-Lockdown nicht mit schnel­len Effek­ten bei der Eindäm­mung der Pande­mie. «Auch eine Vollbrem­sung wird eine lange Brems­spur haben.» Die weiter­ge­hen­den Schlie­ßun­gen von Einrich­tun­gen, die ab diesem Mittwoch starten, seien geboten. «Lieber jetzt mit Aussicht auf Erfolg als erst nach Weihnach­ten mit dem Risiko großer Neben­wir­kun­gen.» Wichtig sei nun, die Vorga­ben in allen Berei­chen konse­quent umzusetzen.

Die Bundes­wehr ist indes­sen bereit für einen umfas­sen­den Einsatz zur Unter­stüt­zung der Impfkam­pa­gne gegen Covid-19 in Deutsch­land. Inzwi­schen sei das zentra­le Lager für die Vertei­lung betriebs­be­reit und aufnah­me­fä­hig für das Vakzin, sagte General­leut­nant Martin Schel­leis, Inspek­teur der Streit­kräf­te­ba­sis und damit Natio­na­ler Terri­to­ria­ler Befehls­ha­ber, in einer Telefon­kon­fe­renz mit Journalisten.

Für die weite­re Unter­stüt­zung der Impfkam­pa­gne halte die Bundes­wehr 26 statio­nä­re Impfzen­tren mit eigenen Ärzten und Sanitä­tern bereit, was einer Kapazi­tät von täglich 18.000 Impfun­gen entspre­che, sagte Schel­leis. Außer­dem gebe es 13 mobile Impfteams, die einge­setzt werden könnten.

Die Bundes­län­der müssten sagen, was als Amtshil­fe gebraucht werde, auch mit sogenann­ten helfen­den Händen von Solda­ten ohne Sanitäts­aus­bil­dung, so der Offizier. Wenn nötig, könne das Kontin­gent von derzeit 20.000 Solda­ten in «abgestuf­ter Einsatz­be­reit­schaft» erhöht werden. Für die Impfkam­pa­gne selbst sind bisher etwas mehr als 100 Solda­ten als Helfer angefragt.