Der Blick auf die Infek­ti­ons­zah­len «besorgt» RKI-Chef Wieler sehr. Die dritte Welle habe schon begon­nen: «Wir haben ganz klare Anzei­chen dafür».

GENF (dpa) — Ein Jahr nach der Erklä­rung einer Pande­mie durch die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) hat in Deutsch­land nach Überzeu­gung des Robert-Koch-Insti­tuts die dritte Corona-Welle begonnen.

«Wir haben ganz klare Anzei­chen dafür: In Deutsch­land hat die dritte Welle schon begon­nen», sagte RKI-Präsi­dent Lothar Wieler im Gespräch mit der UN-Journa­lis­ten­ver­ei­ni­gung (ACANU) in Genf. «Ich bin sehr besorgt.» Die strik­te Anwen­dung von Schutz­maß­nah­men wie Maske tragen und Abstand halten sei trotz Impfun­gen weiter dringend nötig.

Die Impfkam­pa­gne sei ein Wettlauf gegen das mutie­ren­de Virus. Die Zielli­nie sei aber in Sicht: Wenn es keine Unter­bre­chun­gen wegen Produk­ti­ons­aus­fäl­len oder aus anderen Gründen gebe, könnten bis Herbst 80 Prozent der Bevöl­ke­rung immun gegen das Virus seien. «Wenn das der Fall ist, können alle Maßnah­men aufge­ho­ben werden», sagte Wieler. Er geht davon aus, dass nach den ersten Impfrun­den Auffri­schun­gen nötig sind — in welchen Abstän­den, sei bislang unklar.

Die WHO hatte den Ausbruch des Corona­vi­rus am 11. März 2020 zur Pande­mie erklärt. Zu dem Zeitpunkt waren weltweit 118 000 Infek­tio­nen gemel­det und knapp 4300 Menschen nach einer Infek­ti­on gestor­ben. Ein Jahr später sind es nach der WHO-Statis­tik fast 120 Millio­nen gemel­de­te Infek­tio­nen weltweit und gut 2,6 Millio­nen Todesfälle.

Die größte Sorge der WHO ist die unglei­che Vertei­lung der Impfstof­fe. Wenn das Virus sich in einigen Weltre­gio­nen ungehin­dert ausbrei­tet, kann es mutie­ren und die Varian­ten könnten wieder für die ganze Welt zur Bedro­hung werden, warnt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebrey­e­sus ständig. Da reiche Länder direk­te Verträ­ge mit den Impfstoff­fir­men gemacht haben, sind weniger Dosen für die solida­ri­sche Impfinitia­ti­ve Covax auf dem Markt erhältlich.

In der Welthan­dels­or­ga­ni­sa­ti­on (WTO) in Genf schei­ter­te am Mittwoch im achten Anlauf die Forde­rung von mehr als 100 Ländern, die Paten­te auf Corona-Impfstof­fe vorüber­ge­hend auszu­set­zen, um die Produk­ti­on anzukur­beln. Wohlha­ben­de Länder und Pharma­in­dus­trie sagen, alle Produk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten würden schon über Lizenz­ver­ein­ba­run­gen genutzt. Dem wider­sprach der indische Botschaf­ter. Reiche Länder blockier­ten den Vorstoß aber weiter, die nächs­ten Gesprä­che finden Mitte April statt.