WEINGARTEN – Die Präsen­ta­ti­on dieses Autos war für alle Betei­lig­ten etwas Beson­de­res, das war nicht zu überse­hen. Zum ersten Mal seit drei Jahren enthüll­te das Formu­la Student Team der Hochschu­le Ravens­burg-Weingar­ten (FSTW) seinen neuen Rennwa­gen wieder vor Publi­kum in einem voll besetz­ten Hörsaal. Vor allem aber haben die rund 40 Studen­tin­nen und Studen­ten ein Auto mit einem komplett neuen Antriebs­strang entwi­ckelt. Nach erfolg­rei­chen Jahren mit dem Verbren­ner präsen­tier­te die Teamlei­tung — Sara Klink, Dennis Cause­vic und Simon Dischl — beim Rollout 2022 stolz den ersten Elektro-Rennwagen.

Schon im Eingangs­be­reich lag das „Endlich wieder“ in der Luft. Andre­as Mayer, stell­ver­tre­ten­der Subteam­lei­ter Manage­ment, begrüß­te die Studie­ren­den, die Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter, die Sponso­ren, die vielen ehema­li­gen Teammit­glie­der und auch die befreun­de­ten Formu­la Student Teams aus Ulm und Kempten.

Der Rektor der RWU griff in seinem Grußwort die Beson­der­heit dieses Rollouts nach zwei Corona-Jahren auf: „Wenn ein Team, dessen Motiva­ti­on nicht aus Gehäl­tern besteht, sondern aus Herzblut, diese letzten zwei Jahre übersteht, und wenn dieses Team dann noch ein Auto mit einem neuen Antriebs­kon­zept vorstellt, dann ist das nicht nur etwas Beson­de­res, sondern eine Leistung, die unseren aller­größ­ten Respekt verdient“, so Profes­sor Dr. Thomas Späge­le. Vor diesem Hinter­grund richte­te er auch seinen Dank an die Sponso­rin­nen und Sponso­ren. „Sie haben dem Team die Treue gehal­ten auch in schwie­ri­gen Jahren ohne Rennen, ohne Sichtbarkeit.“

Antrieb, Akku, Leistungs­elek­tro­nik, Kühlsys­tem — alles neu

Nach dem Rückblick auf die vergan­ge­ne Saison, in dem das FSTW in drei Rennen an den Start gegan­gen war und vor allem beim letzten Termin in Kroati­en Erfol­ge verbu­chen konnte, richte­te sich der Blick auf den neuen, noch verhüll­ten Wagen. Die entschei­den­de Neuerung ist natür­lich der Umstieg vom Vier-Zylin­der auf einen elektri­schen Antrieb. „Wir haben die 600 Volt Batte­rie für das Auto selbst entwi­ckelt. Vier Naben­mo­to­ren sorgen dafür, dass der Antrieb jedes Rades einzeln steuer­bar ist“, erklärt Simon Dischl.

Bei all dem konnte das Team nicht auf Erfah­rungs­wer­te zurück­grei­fen. Der Akku, die Leistungs­elek­tro­nik, der Antrieb alles ist neu. Auch das Kühlsys­tem musste komplett neu konzi­piert werden, denn auch im Elektro­au­to muss gekühlt werden, zumal viel niedri­ge­re Tempe­ra­tu­ren zuläs­sig sind. Ein großes Thema ist dabei vor allem der Akku, aber auch die vier Motoren in den Rädern werden gekühlt. Das Team aus Weingar­ten war seit 2014 bekannt dafür, den leich­tes­ten 4‑Zylin­der-Wagen im Formu­la Student-Zirkus zu bauen. „Jetzt mit E‑Motor müssen wir sehr viel Technik einbau­en. Aber natür­lich haben wir auch hier den Ehrgeiz, ein leich­tes Auto zu bauen“, sagt Simon Dischl.

„Da hilft nur eins: ganz viel Kommunikation“

Von dem neuen Antriebs­kon­zept sind alle Subteams betrof­fen. So kann die Geome­trie des Fahrge­stells schma­ler ausfal­len, da kein Motor mehr drinsteckt. Auf der anderen Seite darf der neue Sitz nicht leitfä­hig sein, um den Fahrer vor den hohen Spannun­gen zu schüt­zen. „Da an unser Monoco­que-Chassis alle anderen Baugrup­pen andocken, hilft nur eins: ganz viel Kommu­ni­ka­ti­on“ sagt Dennis Cause­vic. „Am Ende muss halt alles dranpassen.“

Bei so vielen Neuerun­gen fallen auch die Ziele für die Saison 2022 beschei­den aus: „Wir wollen kompe­ti­tiv fahren. Vor allem wollen wir aber testen, Messda­ten sammeln und auswer­ten. So legen wir eine gute Grund­la­ge für die Teams in den kommen­den Jahren, damit wir schnell wieder aufs Podium fahren können“, sagt Dennis Causevic.

Dafür hat sich das FSTW 2022 für Events in der Schweiz, in Ungarn, am Hocken­heim­ring und zum Saison­ab­schluss in Spani­en angemel­det. Dabei wird es nicht nur um die Rennen gehen, auch die Vorfreu­de auf das Wieder­se­hen und den Austausch ist zu spüren. „Es ist schön zu sehen, wie der Teamspi­rit, der Formu­la-Gedan­ke wieder auflebt“, sagt Andre­as Mayer zum Abschluss. Und dann wird er endlich enthüllt, der Stinger 22E, der erste Elektro-Rennwa­gen des Formu­la Student Teams Weingarten.