KÖLN/DÜSSELDORF/MAINZ (dpa) — Zwei Jahre legte Corona die Rosen­mon­tags­zü­ge lahm — jetzt rollen sie wieder. Auf den Persi­fla­ge­wa­gen wird unter anderem der Ukrai­ne-Krieg aufge­grif­fen. In Köln gibt es dieses Jahr ein rundes Jubiläum.

Erstmals seit drei Jahren setzen sich am Montag wieder die Rosen­mon­tags­zü­ge in Bewegung. 2021 und 2022 waren die Züge wegen Corona ausge­fal­len. Im vergan­ge­nen Jahr hatte es in Köln statt­des­sen eine Demons­tra­ti­on gegen den Angriffs­krieg Russlands auf die Ukrai­ne gegeben. Daran hatte sich eine Viertel­mil­li­on Menschen betei­ligt. Diesmal ist der Krieg ein Thema auf den Persiflagewagen.

So fährt der russi­sche Präsi­dent Wladi­mir Putin dieses Jahr gleich zweimal im Kölner Rosen­mon­tags­zug mit: Auf einem Wagen ist er beim sozia­lis­ti­schen Bruder­kuss mit dem Teufel zu sehen, auf einem anderen als Vampir Nosfe­ra­tu, der die Welt durch den Fleisch­wolf dreht.

«Frieden, Freiheit, Toleranz!»

Auch der Mainzer Rosen­mon­tags­zug nimmt mehrfach auf den Ukrai­ne-Krieg Bezug. So zeigt einer der Motiv­wa­gen Putin, der Wind gegen einen Schirm in den Farben der EU bläst, aufge­spannt von Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen. Das Motto des Mainzer Zuges lautet: «In Mainz steht Fastnacht voll und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz!»

Auch die Düssel­dor­fer Karne­va­lis­ten haben wieder bissi­ge Botschaf­ten für das Narren­volk parat. Die bisher geheim gehal­te­nen Motto­wa­gen vom Team um Wagen­bau­er Jacques Tilly rollten am Montag aus dem Depot zum Aufstel­lungs­ort des Düssel­dor­fer Rosenmontagszugs.

Auf einem Wagen badet der russi­sche Präsi­dent Wladi­mir Putin in Blut — in einer Badewan­ne in den ukrai­ni­schen Natio­nal­far­ben gelb-blau. Auf einem anderen verhed­dert sich ein irani­scher Mullah in den Haaren des unbedeck­ten Hauptes einer irani­schen Frau. Die Narren freuen sich darauf, den Rosen­mon­tags­zug im dritten Anlauf über die Bühne zu bringen, nachdem ihnen zwei Mal das Corona­vi­rus einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

«Wer sind die Klima-Terroristen?»

Ein Thema hat der Bildhau­er und Designer ausnahms­wei­se schon verra­ten: Klima­schutz. Der Wagen stelle sich hinter das Anlie­gen der Klima-Aktivis­ten der Letzten Genera­ti­on, verriet Tilly am Freitag. Der Motto­wa­gen fragt: «Wer sind die Klima-Terro­ris­ten?» Zu sehen ist ein Aktivist der Letzten Genera­ti­on, der versucht, mit seinem Körper die Zerstö­rer des Weltkli­mas, verkör­pert durch Braun­koh­le­bag­ger, Indus­trie und Verkehr, zu stoppen.

«Die Sorgen um die Kipppunk­te sind berech­tigt und die Gefah­ren real. Wenn durch die Klima­kri­se in Sibiri­en das Methan­gas freige­setzt wird, wird die Erde im wahrs­ten Sinne des Wortes zur Klima­höl­le», sagte Tilly — und appel­lier­te an die Letzte Genera­ti­on: «Ihr braucht den Zug nicht zu stören, das wäre kontra­pro­duk­tiv. Wenn der Zug 45 Minuten steht, ist er einfach kaputt.» Zuvor war darüber speku­liert worden, dass sich Aktivis­ten auf der Zugstre­cke festkle­ben könnten.

Allge­mein wird damit gerech­net, dass die Rosen­mon­tags­zü­ge wie in der Vor-Corona-Zeit von Hundert­tau­sen­den Zuschau­ern an der Wegstre­cke verfolgt werden. In Köln, wo sich der größte deutsche Karne­vals­zug durch die Stadt windet, sichert die Polizei das Ereig­nis mit 2000 Beamten. Der Kölner Rosen­mon­tags­zug feiert in diesem Jahr sein 200-jähri­ges Bestehen und rollt deshalb erstmals über den Rhein. Bisher beweg­te der sich immer nur auf links­rhei­ni­schem Stadtgebiet.