RAVENSBURG — Vor dem Waaghaus steht seit kurzem eine rote Bank: Die auffäl­li­ge Sitzge­le­gen­heit ist mehr als nur eine Ruhebank – mit der Aufschrift “Kein Platz für Gewalt gegen Frauen” sendet sie eine klare Botschaft gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Mit dem promi­nen­ten Stand­ort mitten in der Stadt soll das wichti­ge Anlie­gen ins öffent­li­che Bewusst­sein getra­gen werden. Die Bank lädt zum Verwei­len und zum Gespräch über ein oft tabui­sier­tes Thema ein. Sie wurde jetzt öffent­lich mit allen Betei­lig­ten vorgestellt.

Die Aktion “Rote Bank” geht auf die italie­ni­sche Künst­le­rin Elisa Sighi­cel­li zurück und hat sich inter­na­tio­nal ausge­brei­tet. Die rote Farbe steht symbo­lisch für die Aufmerk­sam­keit, die dieses wichti­ge gesell­schaft­li­che Thema verdient, und mahnt gleich­zei­tig an das Blut, das durch häusli­che und geschlechts­spe­zi­fi­sche Gewalt vergos­sen wird. Da Gewalt gegen Frauen oft unsicht­bar bleibt, macht die Bank das Problem im öffent­li­chen Raum unübersehbar 

Jede dritte Frau in Deutsch­land erlebt körper­li­che oder sexuel­le Gewalt, täglich werden 140 Mädchen oder Frauen Opfer einer Sexual­straf­tat. 2023 wurden 360 Frauen getötet und 578 Tötungs­ver­su­che an Frauen verübt. Frauen mit Behin­de­rung erleben Gewalt zwei- bis dreimal häufiger. 

„Auch hier in Ravens­burg bewegen sich Frauen und Kinder mit Gewalt­er­fah­run­gen. Die Rote Bank mitten in der Stadt gibt ihnen Raum und Würde“ erklärt Elvira Birk von der Beratungs- und Inter­ven­ti­ons­stel­le von Frauen und Kinder in Not e.V., eine der Inita­to­rin­nen der Aktion. 421 Frauen und 87 Kinder und Jugend­li­che wurden 2024 in den Einrich­tun­gen von Frauen und Kinder in Not e.V. beglei­tet und dabei unter­stützt, auf eigenen Beinen zu stehen und Gewalt­er­fah­run­gen hinter sich zu lassen. “Mit der Roten Bank schaf­fen wir einen Ort der Refle­xi­on mitten in unserer Stadt”, erklärt Oberbür­ger­meis­ter Dr. Daniel Rapp. “Sie erinnert uns daran, dass wir uns gemein­sam gegen Gewalt gegen Frauen einset­zen müssen.”

Betrof­fe­ne werden ermutigt, sich Hilfe zu holen: Auf der Bank steht die Nummer des bundes­wei­ten Hilfe­te­le­fons 116 016, das kosten­los, rund um die Uhr und in vielen Sprachen erreich­bar ist. 

Initi­iert wurde die Aktion von der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten des Landkrei­ses Tina Frick, der Aulen­dor­fer Integra­ti­ons­be­auf­trag­ten Corne­lia Glaser, dem Verein Frauen und Kinder in Not e.V. und dem Polizei­prä­si­di­um Ravens­burg. Finan­ziert haben sie der Verein Gemeinsam.Sicher e.V. und der Landkreis. Herge­stellt wurde sie in der JVA Hinzis­to­bel – eine Koope­ra­ti­on, die beiden Seiten Mehrwert bringt: Die JVA konnte die wichti­ge Botschaft mit den Inhaf­tier­ten inhalt­lich aufgrei­fen und reflek­tie­ren, während Ravens­burg mit der Bank ein sicht­ba­res Zeichen für respekt­vol­le Bezie­hun­gen auf Augen­hö­he und gegen Gewalt setzen kann.

“Die Aktion ergänzt unsere Präven­ti­ons­ar­beit zur Verhin­de­rung von Gewalt gegen Frauen — neben den Kampa­gnen ‘Orange the World’ im Herbst und ‘One Billi­on Rising’ im Febru­ar”, erklärt die städti­sche Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te Eva-Maria Komprecht. “Sie will Menschen ermuti­gen, das Schwei­gen zu brechen und zeigen, dass Ravens­burg für Respekt und Gewalt­frei­heit steht.” Die Bank wird nach einigen Wochen vor dem Waaghaus an andere Orte im Stadt­ge­biet wandern.