KIEW (dpa) — Russland hat einge­stan­den, dass sein Flagg­schiff der Schwarz­meer­flot­te gesun­ken ist. CIA warnt vor dem Einsatz takti­scher Atombom­ben durch Moskau. Die Entwick­lun­gen im Überblick:

Das Flagg­schiff der russi­schen Schwarz­meer­flot­te, der Raketen­kreu­zer «Moskwa», ist nach Angaben aus Moskau gesun­ken. Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj dankte den Bürgern seines Landes anläss­lich des 50. Tags des russi­schen Angriffs­krie­ges, dass sie das Land verteidigten.

Am frühen Freitag­mor­gen waren in Kiew lokalen Medien­be­rich­ten zufol­ge laute Explo­sio­nen zu hören. In mehre­ren Regio­nen wurde Luftalarm ausge­löst. Berich­te über mögli­che Schäden oder Opfer gab es zunächst nicht.

Der angeschla­ge­ne russi­sche Raketen­kreu­zer «Moskwa» sei am Donners­tag während eines Sturms unter­ge­gan­gen, als er an sein Ziel geschleppt werden sollte, berich­te­te die Staats­agen­tur Tass unter Berufung auf das russi­sche Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um. Ein Abschlep­pen sei notwen­dig gewor­den, da das Schiff seine Stabi­li­tät aufgrund von Schäden am Rumpf verlo­ren habe, der während eines «Brandes durch die Detona­ti­on von Muniti­on» beschä­digt worden sei. Angaben zur Brand­ur­sa­che gab es nicht.

Von ukrai­ni­scher Seite hatte es zuvor gehei­ßen, das Schiff sei von einer oder zwei Anti-Schiffs-Raketen getrof­fen worden. Bereits in der Nacht zu Donners­tag hatte Moskau mitge­teilt, die Besat­zung der «Moskwa» sei vollstän­dig evaku­iert worden. Der Sprecher des US-Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums, John Kirby, sagte dem TV-Sender CNN, es sei «wahrschein­lich», dass es bei dem Vorfall Tote und Verletz­te gegeben habe. An Bord seien bis zu 500 Solda­ten gewesen.

«Ich weiß nicht, wie viele sie runter­ge­bracht haben. Wir haben Hinwei­se gesehen, dass es Rettungs­boo­te gab und dass einige Matro­sen das Schiff verlas­sen konnten», sagte Kirby, ein pensio­nier­ter Konter­ad­mi­ral der US-Marine. «Aber falls es von einer Rakete getrof­fen wurde — selbst falls es nur eine inter­ne Explo­si­on war, die Muniti­on verbrannt hat, so wie es die Russen sagen — wird man wahrschein­lich an Bord Tote und Verletz­te haben.»

Exper­ten zufol­ge hat der Vorfall mehr als nur symbo­li­sche Bedeu­tung. Der Raketen­kreu­zer sei Dreh- und Angel­punkt der Luftver­tei­di­gung der Schwarz­meer­flot­te gewesen. Dass das Schiff sank — sei es nun durch einen Unfall oder eine Rakete — werde die Moral der ukrai­ni­schen Streit­kräf­te heben und sei zudem ein Propa­gan­da­sieg für Kiew.

CIA: Russi­sche Drohung nicht auf leich­te Schul­ter nehmen

CIA-Chef Bill Burns warnte davor, eine Bedro­hung durch den mögli­chen Einsatz takti­scher Atombom­ben durch Russland nicht ernst zu nehmen. «Angesichts der mögli­chen Verzweif­lung von Präsi­dent (Wladi­mir) Putin und der russi­schen Führung, angesichts der bislang erfah­re­nen militä­ri­schen Rückschlä­ge, kann keiner von uns die Bedro­hung durch einen mögli­chen Einsatz takti­scher Atomwaf­fen oder Atomwaf­fen gerin­ger Spreng­kraft auf die leich­te Schul­ter nehmen. Wir tun es nicht», sagte Burns.

Selen­skyj dankt Ukrai­nern für 50 Tage Widerstand

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Selen­skyj dankte seinen Lands­leu­ten für 50 Tage Wider­stand gegen Russland. «Gott sei Dank, den Streit­kräf­ten der Ukrai­ne und unserem Volk — wir haben den größten Teil unseres Landes vertei­digt», sagte Selen­skyj in einer auf Telegram veröf­fent­lich­ten Video­bot­schaft. «50 Tage unserer Vertei­di­gung sind eine Leistung. Eine Leistung von Millio­nen von Ukrainern.»

Selen­skyj sagte weiter, er erinne­re sich an den ersten Tag der russi­schen Invasi­on in die Ukrai­ne. «Um es milde auszu­drü­cken: Niemand war überzeugt, dass wir bestehen würden.» Viele hätten ihm empfoh­len, das Land zu verlas­sen. «Sie haben dazu geraten, dass wir uns de facto der Tyran­nei ergeben.» Sie hätten aber die Ukrai­ner nicht gekannt und nicht gewusst, wie mutig diese seien und wie sehr sie Freiheit schätzten.

Habeck: Müssen mehr Waffen an Ukrai­ne liefern

Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck macht sich für eine Auswei­tung von Waffen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne stark. «Es müssen mehr Waffen kommen», sagte der Grünen-Politi­ker den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe (Freitag). «Wir können die Ukrai­ne in dem Krieg nicht allei­ne lassen. Sie kämpft auch für uns. Die Ukrai­ne darf nicht verlie­ren, Putin darf nicht gewin­nen.» Vor allem Politi­ker von den Grünen und der FDP dringen in der Ampel-Koali­ti­on auf weite­re Hilfen für Kiew auch in Form von schwe­ren Waffen.

Kiew: Flixbus nimmt wieder Fahrten in die Ukrai­ne auf

Der Busbe­trei­ber FlixBus nimmt nach Angaben aus Kiew wieder Verbin­dun­gen in die Ukrai­ne auf. Die Haupt­stadt Kiew sowie eine Reihe anderer ukrai­ni­scher Städte würden wieder angefah­ren, hieß es in einer Mittei­lung des ukrai­ni­schen Regie­rungs­por­tals zum Zustand der Trans­port-Infra­struk­tur im Land. Unter den wieder aufge­nom­me­nen Halte­stel­len seien neben Kiew noch Schyto­myr, Rivne, Winnyts­ja, Uman, Chmel­nyts­kyj und Ternopil.

Das wird heute wichtig

Papst Franzis­kus wird an diesem Karfrei­tag den tradi­tio­nel­len Kreuz­weg am Kolos­se­um in Rom feiern. Um sich gegen den Krieg in der Ukrai­ne und gegen Waffen­ge­walt auszu­spre­chen, entschied der Vatikan, dass bei der 13. Stati­on Ukrai­ner und Russen das Kruzi­fix als Friedens­zei­chen gemein­sam tragen werden. Aus der Ukrai­ne kam dafür aller­dings vorab bereits Kritik — dies sei ein wider­sprüch­li­ches Signal, das den Angriffs­krieg der Russen nicht in den richti­gen Kontext stelle. Oster­mär­sche für Frieden sind unter anderem in Chemnitz und Biber­ach geplant. In Berlin geht die Diskus­si­on um die Liefe­rung schwe­rer Waffen aus Deutsch­land an die Ukrai­ne weiter.