Knie und Rücken können vom Radfah­ren profi­tie­ren — oder nach der Tour schmer­zen. In welche Richtung es ausschlägt, hat man selbst in der Hand. Ein Exper­te erklärt, worauf Sie besser achten.

GUNDELFINGEN (dpa/tmn) — Radfah­ren gilt als vergleichs­wei­se gelenk­scho­nen­de Betäti­gung. Ganz ohne Einschrän­kung ist diese Aussa­ge aber nicht — es kommt auf die Technik beim Treten, auf die Inten­si­tät und die Einstel­lun­gen von Sattel und Lenker an.

Sitzt zum Beispiel der Sattel zu tief, sind die Knie beim Treten zu stark gebeugt. Das sei schlecht für den Hebel der Gelen­ke, sagt der Ortho­pä­de Prof. Sven Oster­mei­er von der Gelenk-Klinik Gundel­fin­gen. Sie werden dadurch zu stark belastet.

Damit das nicht passiert, rät er, die richti­ge Sitzhö­he im Fachge­schäft einstel­len zu lassen. Am genau­es­ten geht das mit einem Winkel­mes­ser, Gonio­me­ter genannt. Eine einfa­che­re Metho­de für daheim ist es, die Ferse auf die Pedale zu stellen. Am tiefs­ten Punkt sollte das Bein durch­ge­streckt sein, dann passt die Sattelhöhe.

Für die Knie: Leich­te Gänge auflegen

Beim Radfah­ren sollten Menschen mit Kniepro­ble­men, etwa einer Arthro­se, leich­te Gänge aufle­gen. Das sei gut für den Knorpel im Gelenk, sagt Oster­mei­er. «Der leidet immer dann, wenn er ohne große Bewegung in schwe­re Belas­tung kommt.» Also etwa bei schwe­ren Gängen, bei denen man für nur wenige Pedal-Umdre­hun­gen viel Kraft benötigt. «Da wird aus dem Knorpel wie aus einem Schwamm die Flüssig­keit gepresst», veran­schau­licht Ostermeier.

Bei leich­te­ren Gängen hinge­gen bleibe der Knorpel geschmei­dig — durch die Bewegung wird Gelenk­flüs­sig­keit in ihn gepumpt. Dadurch werde er geschmiert, so Ostermeier.

Aus dem Grund sieht er für Patien­ten mit fortge­schrit­te­ner Kniear­thro­se E‑Bikes als eine gute Alter­na­ti­ve an, weil sie das Treten mit ihrer Elektro­mo­tor-Unter­stüt­zung erleichtern.

Obacht: Bei einer Arthri­tis, also einer Entzün­dung im Gelenk, sollte man nicht aufs Rad — dann ist Schonung fürs Knie angesagt.

Für den Rücken: Lenker lieber etwas höher

Das Knie ist nicht der einzi­ge Körper­teil, der vom Radfah­ren profi­tie­ren kann — oder in Mitlei­den­schaft gezogen wird, wenn man nicht aufpasst. Schul­tern und Rücken können zum Beispiel verspan­nen, wenn man es mit der Inten­si­tät der Radtour übertreibt. Darum rät der Exper­te, Tempo und Länge der Touren langsam zu steigern. Lieber mehrmals wöchent­lich eine Stunde als einmal monat­lich eine Tages­etap­pe, so lautet Oster­mei­ers Ratschlag.

Um den Rücken zu entlas­ten, sollten Freizeit­rad­le­rin­nen und Freizeit­rad­ler nicht zu gebeugt fahren, rät der Exper­te. Der Lenker darf also gerne ein wenig höher gestellt werden. «Für Untrai­nier­te ist die aufrech­te Positi­on besser, weil es nicht so auf das Kreuz geht», sagt Ostermeier.

Und wenn es doch einmal zwickt nach der Radtour? Der Ortho­pä­de sagt dazu: «Normal ist alles, was inner­halb von 24 Stunden wieder weggeht.»

von Tom Nebe, dpa