WANGEN — Hinterm Mühlrad rechts… so lautet der Titel des neuen Angebots in der Wange­ner Museums­land­schaft Eselmüh­le. In der szeni­schen Erleb­nis­füh­rung erzäh­len Menschen aus ihrer Zeit und stellen ihre Schät­ze aus der Wange­ner Stadt­ge­schich­te vor.

Das Drehbuch für dieses Angebot stammt aus der Feder von Schau­spie­ler, Autor und Regis­seur Brian Lausund. Er lässt histo­ri­sche Figuren der Wange­ner Stadt­ge­schich­te in unter­halt­sa­men und kurzwei­li­gen gespiel­ten Szenen aufer­ste­hen. Verschie­de­ne Protago­nis­ten erzäh­len aus ihrer Zeit, stellen Menschen vor und tauschen sich dabei auch gern mit dem Publi­kum aus. So sitzt dort Maria Neff, die der Stadt Wangen oder — genau­er — dem damali­gen Oberbür­ger­meis­ter Dr. Jörg Leist kurz vor ihrem Ableben die Eselmüh­le verkauf­te. Es sei die „schöns­te Mühle im ganzen Allgäu“, befand die alte Dame mit der charak­te­ris­ti­schen Wollhau­be und ihren Katzen. Wie der Alt-OB den damali­gen Gemein­de­rat „umging“ und damit auch den Abriss der Mühle zuguns­ten eines Straßen­bau­pro­jekts verhin­der­te, ist absolut hörens- und erlebenswert.

Kaum, dass ihre Geschich­te endet, ruft Richard Strei­cher, der den Silber­schatz in St. Wolfgang gefun­den hat, Besuche­rin­nen und Besucher in die oberen Etagen der Eselmüh­le und berich­tet, wie es damals zuging, als plötz­lich Geld aus der Wand ström­te. Neben­an erzählt Friede­ri­ke von ihrem Schwarm Josef Anton von Gegen­baur, der zu seiner Zeit einer der berühm­tes­ten Künst­ler im Land war. Mit seinen Bildern des Hl. Sebas­ti­an und der Madon­na mit dem Kinde, die heute noch in der St. Martins­kir­che zu sehen sind, verbin­den sich inter­es­san­te und lusti­ge Geschichten. 

Bisher ist ein junger Bub mit Namen Josef als Gesprächs­part­ner in den Szenen aufge­tre­ten. In der nächs­ten Episo­de spielt er die Haupt­rol­le und das äußerst lebhaft und als hervor­ra­gen­der Sänger und Klavier­spie­ler, wie sich zeigen wird. Er führt die Gruppe über den Wehrgang ins Eichen­dorff-Museum und erzählt dort, wie die Werke von Eichen­dorff und Gustav Freytag den Weg nach Wangen fanden. Wer dieser Herr von Eichen­dorff war, wird deutlich, wenn der Schüler ein weithin bekann­tes Volks­lied anstimmt: „Wem Gott will rechte Gunst erwei­sen, den schickt er in die weite Welt…“ .

Schließ­lich betritt der Bader Balthus mit seiner Magd Benedik­ta die Szene und lädt zum Besuch der histo­ri­schen Badstu­be ein. Die lebhaf­te Schil­de­rung all dessen, was ein Bader seiner Kundschaft alles angedei­hen ließ vom Baden über Zähne brechen und bis zum Schröp­fen lässt einen schmun­zelnd schau­dern. Wer den Spruch „In Wangen bleibt man hangen“ kennt, wird dort eine neue Varian­te zu seinem Ursprung kennenlernen.

Histo­ri­sche Fakten für das Drehbuch liefer­te Stadt­ar­chi­var Dr. Rainer Jensch. Brian Lausund schrieb daraus die Szenen, die an fünf verschie­de­nen Orten im Museum von Laien­schau­spie­lern darge­stellt werden. Lausund schul­te auch die Akteu­rin­nen und Akteu­re. „Wir hoffen auf viel Inter­ak­ti­on mit dem Publi­kum“, sagte er im Anschluss an die letzte gemein­sa­me Probe. 

Die Idee zu der szeni­schen Führung hatte Gäste­am­ts­lei­te­rin Belin­da Unger, die findet: „Bildungs­ar­beit darf auch unter­halt­sam sein“. Wie die für Einhei­mi­sche und für Besucher inter­es­san­te und spannen­de Gauner­füh­rung, so soll auch das neue Schau­spiel für Wange­ner und Gäste attrak­tiv sein. 

Weite­rer Mitspie­ler gesucht

Sämtli­che Rollen sind mindes­tens doppelt besetzt. Die Frauen­rol­len spielen Belin­da Unger und Gäste­füh­re­rin Gabrie­le Neher, die Männer­rol­len überneh­men Micha­el Traub und Jörg van Veen. Ledig­lich für die Rolle des Buben Josef, der von Felix Beemel­mans gespielt wird, wird noch eine zweite Beset­zung gesucht. „Wir hoffen sehr, dass wir noch einen weite­ren jungen Darstel­ler finden – gern auch ein Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren, die diese Rolle spielen möchte“, sagt Brian Lausund. 

Termi­ne

Die Termi­ne für das Erleb­nis­schau­spiel ab Mai werden recht­zei­tig in der Tages­pres­se und auf den entspre­chen­den Online-Platt­for­men veröf­fent­licht. Ein entspre­chen­der Flyer ist im Gäste­amt erhältlich.

Landes­för­de­rung ermög­licht das Projekt

Finan­ziert wird das Projekt über die Landes­stel­le für Museums­be­treu­ung Baden-Württem­berg, das voraus­schau­end auf den Sommer 2022 eine „Corona-Sonder­för­de­rung für Museen“ ausge­lobt hat. Das Konzept, das die Städti­schen Museen gemein­sam mit dem Gäste­amt Wangen einge­reicht hatten, gefiel der Jury und sie bewil­lig­te eine Förde­rung in Höhe von 9000 Euro. Die Betei­lig­ten reagie­ren mit ihrem Angebot auch auf die zuletzt pande­mie­be­dingt zurück­ge­gan­ge­nen Besucher­zah­len im Museum und hoffen, damit ein neues verlo­cken­des Angebot zu schaffen.