Der ehema­li­ge Bundes­ver­kehrs­mi­nis­ter Andre­as Scheu­er (CSU) hat seine Rolle bei der Vermitt­lung eines Masken-Geschäfts zu Beginn der Corona-Pande­mie 2020 vertei­digt. Man sei damals in einer Notsi­tua­ti­on gewesen, beton­te Scheu­er am Mittwoch als Zeuge im Masken-Unter­su­chungs­aus­schuss des bayeri­schen Landtags. Alle hätten das Ziel gehabt, den Engpass bei Corona-Schutz­mas­ken zu besei­ti­gen und zu helfen. Er habe es deshalb für wichtig gehal­ten, Angebo­te an die zentra­len Stellen weiter­zu­lei­ten. Denn er habe es als seine Pflicht angese­hen, nach bestem Wissen und Gewis­sen mitzu­hel­fen. Sonst hätte es den Vorwurf der Untätig­keit und noch viel mehr gegeben. «Ich würde alles genau­so wieder machen», beton­te der CSU-Politiker.

Scheu­er hatte damals ein Masken-Liefer­an­ge­bot einer Firma aus Nieder­bay­ern an die Staats­re­gie­rung vermit­telt. Tatsäch­lich kam das Geschäft am Ende zustan­de: Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) und Scheu­er nahmen damals publi­kums­wirk­sam eine Masken-Ladung in Empfang. Später stell­te sich heraus, dass ein Teil der aus China gelie­fer­ten Masken mangel­haft war und noch einmal ausge­tauscht werden musste.

Die Opposi­ti­on sieht in dem Masken-Geschäft eine Vorzugs­be­hand­lung, auch wegen einer SMS, die Söder damals geschrie­ben haben soll: «Müsst ihr nehmen, Scheu­er muss das garan­tie­ren!», hieß es in der SMS, wie aus einer inter­nen Mail aus dem Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um hervor­geht. Zudem gibt es einen Vermerk, aus dem hervor­geht, dass das Minis­te­ri­um die Beschaf­fung der Masken damals «fachlich» nicht empfeh­len wollte.

Scheu­er sagte hierzu, er wisse nicht, auf was sich das «garan­tie­ren» hätte bezie­hen sollen. Er habe damals gefragt, ob die Zerti­fi­ka­te anerkannt seien. Er könne dies aber nicht beurtei­len — er sei kein Gutach­ter und auch kein Exper­te, was die Quali­tät von Masken angehe.

Die Staats­kanz­lei hat den Vorwurf, es sei in unbot­mä­ßi­ger Weise Druck ausge­übt worden, bereits zurück­ge­wie­sen: Eine Vorzugs­be­hand­lung habe es nicht gegeben. Und es seien auch keine Provi­sio­nen gezahlt worden.

Scheu­er beton­te auf Nachfra­ge erneut, er habe keine Provi­sio­nen erhal­ten oder in Aussicht gestellt bekom­men. Er hätte ein solches Angebot sofort zurück­ge­wie­sen, wenn es das gegeben hätte, sagte er.

Zudem musste am Mittwoch­abend Karin Baumül­ler-Söder, die Ehefrau des Minis­ter­prä­si­den­ten, als Zeugin aussa­gen. Der Ausschuss befrag­te die «First Lady» und ihren Bruder über ein Angebot von deren Firma aus dem Frühjahr 2020, mehre­re Millio­nen Corona-Schutz­mas­ken beschaf­fen zu wollen. Die Baumül­ler Gruppe ist ein inter­na­tio­nal agieren­des Unter­neh­men mit Kontak­ten auch nach China. Am Ende kam das Geschäft nicht zustan­de, weil das zustän­di­ge Landes­amt für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit (LGL) sich aus «fachli­cher Sicht» dagegen ausge­spro­chen hatte. Es fehlten unter anderem Masken-Zertifikate.

Die Opposi­ti­on wollte den Vorgän­gen dennoch genau­er auf den Grund gehen — weil Minis­ter­prä­si­dent Söder nur einen Tag vor dem per Mail vorge­leg­ten Angebot der Baumül­ler Gruppe in einer Regie­rungs­er­klä­rung eine Masken­pflicht in Handel und Nahver­kehr angekün­digt hatte. Das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um hat einen Zusam­men­hang bereits ausge­schlos­sen: Erste Angebo­te zur Hilfe bei der Masken­be­schaf­fung habe es — wie von anderen Unter­neh­men — bereits viele Tage früher gegeben. Zudem stand aber auch der Vorwurf einer bevor­zug­ten Behand­lung der Firma im Raum.

Baumül­ler-Söder begrün­de­te das damali­ge Angebot damit, dass man schlicht­weg habe helfen wollen. Es habe Aufru­fe auch von Verbän­den gegeben, beson­ders an Firmen mit Kontak­ten nach China, sich an der Suche nach Schutz­aus­rüs­tung zu betei­li­gen. Von dieser mögli­chen Unter­stüt­zung habe sie einmal auch ihrem Ehemann erzählt. Nach einem einzi­gen Telefo­nat mit dem Amtschef des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums habe sie den Vorgang aber damals an ihren Bruder abgege­ben — mit der Angebots­er­stel­lung und weite­ren Vorgän­gen habe sie nichts mehr zu tun gehabt. Erst viel später habe sie erfah­ren, dass aus dem Kontakt nichts gewor­den sei und dass keine Masken gelie­fert worden seien.

Baumül­ler-Söders Bruder Andre­as sagte zum Vorwurf einer bevor­zug­ten Behand­lung des Unter­neh­mens: «Es war ein Angebot wie jedes andere. Es stand jedem frei, das Angebot anzuneh­men oder nicht anzunehmen.»

Ziel des Ausschus­ses ist es insbe­son­de­re, Masken-Geschäf­te der Staats­re­gie­rung in der Corona-Pande­mie, mögli­che Betei­li­gun­gen von Politi­kern und teils hohe Provi­si­ons­zah­lun­gen auch an Abgeord­ne­te aufzu­klä­ren. Das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um beton­te wieder­holt, in keinem Fall habe das Minis­te­ri­um Provi­sio­nen an Mandats­trä­ger gezahlt.