OCHSENHAUSEN — Das war zum Saison­ab­schluss nochmals eine überzeu­gen­de, eigent­lich Play-off-reife Leistung der TTF Liebherr Ochsen­hau­sen. Wie den Fans, Partnern und Sponso­ren verspro­chen, hängte man sich nochmals richtig hinein und ging äußerst fokus­siert zu Werke. Die Truppe von Trainer Fu Yong, die den vierten Platz in der Tabel­le schon vorher nicht mehr errei­chen konnte, siegte mit 3:1 beim SV Werder Bremen und verbuch­te damit den dritten Sieg in Folge. 

Match­win­ner war Can Akkuzu, der seine beiden Spiele gewann und dabei auch Ex-Vizewelt­meis­ter Matthi­as Falck bezwang – und das nicht einmal sonder­lich knapp. Akkuzus 9:2‑Bilanz spricht Bände, an ihm könnten die Ochsen­hau­ser noch viel Freude haben. 

Das Team belegt in der Abschluss­ta­bel­le den undank­ba­ren fünften Platz mit 13 Siegen und neun Nieder­la­gen, also 26:18 Punkten. Was ein wenig tragisch anmutet: Man schließt die Runde punkt­gleich mit dem Vierten Fulda-Maber­zell ab, der nur aufgrund des besse­ren Spiel­ver­hält­nis­ses in die Play-offs einzog. Die Oberschwa­ben hatten es letzt­lich halt im Febru­ar bei der überra­schen­den Heimnie­der­la­ge gegen Grenzau „vergeigt“. Doch unter dem Strich war es gewiss keine schwa­che Saison eines Teams mit einigen sehr jungen Spielern, das sich nach dem Weggang von Hugo Calder­ano erst finden und stabi­li­sie­ren musste. 

TTF machen aus 0:1 ein 3:1 dank Akkuzu und Gauzy 

In Bremen musste der junge Samuel Kulczy­cki gleich zum Auftakt gegen Werders Weltstar Matti­as Falck in die Box. Den ersten Satz konnte der Ochsen­hau­ser sogar in der Verlän­ge­rung gewin­nen, doch dann drehte Falck richtig auf und Kulczy­cki musste mehr reagie­ren als agieren – mit 1:3 ging das Match nicht unerwar­tet verloren. 

Natür­lich musste Can Akkuzu nun unbedingt gegen den noch sieglo­sen Hunor Szöcs gewin­nen, um die TTF aussichts­reich im Rennen zu halten. Wer den Tisch­ten­nis­sport kennt, weiß, dass es gerade gegen Spieler, die sich unter Wert verkauft und aufgrund schlech­ter Bilan­zen nichts mehr zu verlie­ren haben, am Ende einer Runde sehr schwie­rig werden kann, weil sich jene mit einem einzi­gen Sieg doch noch positiv aus der Saison verab­schie­den können. So ähnlich lief es auch hier: Szöcs spiel­te richtig stark und gewann gleich die beiden ersten Sätze, doch dann hatte sich der 24-jähri­ge Franzo­se im TTF-Dress endlich richtig auf seinen Gegner einge­stellt und schnapp­te sich die folgen­de drei Durch­gän­ge doch noch recht deutlich zum überaus wichti­gen 1:1‑Pausenstand.

Das folgen­de Match zwischen Kirill Geras­si­men­ko und Simon Gauzy, diesmal von Fu Yong aus takti­schen Gründen an Positi­on drei aufge­stellt, hatte natür­lich schon eine vorent­schei­den­de Bedeu­tung. Allge­mein wurde ein recht enges Spiel erwar­tet. Doch der Ochsen­hau­ser Leitwolf spiel­te sehr stark und vor allem äußerst sicher, sodass man nie den Eindruck hatte, sein Gegner würde gewin­nen können. 11:8, 11:6 und 11:8 hieß es nach drei Sätzen für den Weltrang­lis­ten-21. aus Frank­reich und somit 2:1 für die TTF. 

Nun konnte Can Akkuzu den 13. und letzten Saison­sieg der TTF eintü­ten, doch würde er das wirklich schaf­fen? Sein Gegner hieß immer­hin Matti­as Falck, 2019 Vizewelt­meis­ter im Einzel, aktuell Weltmeis­ter im Doppel und zudem in der aktuel­len Weltrang­lis­te exakt 60 Plätze vor dem Ochsen­hau­ser notiert. Doch der erst seit der Rückrun­de für die TTF aufschla­gen­de Akkuzu hat bekannt­lich einen Lauf und hatte vor dem Duell seine letzten acht Einzel alle gewon­nen. Und man merkte ihm dieses Selbst­ver­trau­en vom ersten Ballwech­sel an auch gegen den großen Blonden aus Schwe­den an. Die ersten beiden Durch­gän­ge verlie­fen eng und umkämpft, mit 11:9 ging Satz eins an Akkuzu und äußerst knapp mit 15:13 in der Verlän­ge­rung der zweite an Falck. Wer geglaubt hatte, Bremens Topspie­ler würde das Match nun routi­niert nach Hause bringen, sah sich getäuscht. Der Ochsen­hau­ser war es, der nochmals zulegen konnte und zuneh­mend die besse­ren Lösun­gen hatte. Mit 11:8 und 11:5 gingen die letzten beiden Durch­gän­ge folglich an Akkuzu – und das vollkom­men verdient. Der Auswärts­sieg der TTF Liebherr Ochsen­hau­sen war nach einer mehr als respek­ta­blen Leistung an der Weser in trocke­nen Tüchern. 

„Guter Abend für uns“ / „Wichti­ge Erfah­run­gen für die Zukunft des Teams“ — Stimmen zum Spiel 

Can Akkuzu: „Natür­lich sind wir enttäuscht, nicht die Play-offs erreicht zu haben. Aber heute war noch einmal ein guter Abend für uns, mit dem 3:1 konnten wir die Saison zu einem guten Ende führen.“ 

Manuel Pfender (Teamma­na­ger): „Die Jungs haben heute nochmal alles hinein­ge­wor­fen und bravou­rös gekämpft, obwohl Platz 4 ja nicht mehr erreich­bar war. Dafür haben sie Anerken­nung verdient. Can hat zur Rückrun­de nochmals frischen Wind hinein­ge­bracht. Insge­samt verbu­chen wir die Saison als Umbruch und Lernpro­zess und keines­wegs als Misserfolg. Es wurden wichti­ge Erfah­run­gen gesam­melt für die Zukunft des Teams, das am Ende der Runde nochmal einige schöne Spiele hinge­legt und gezeigt hat, was in ihm steckt. Wir nehmen das Positi­ve mit, es war nicht selbst­ver­ständ­lich, mit einer so jungen Truppe doch so nah wieder dran gewesen zu sein. Dennoch stehen die ersten Vier der Tabel­le am Ende zu Recht dort oben, nicht zuletzt weil sie konstan­ter gespielt haben als wir. Jetzt müssen wir das Team weiter stabi­li­sie­ren und gerade die jungen Spieler aufs nächs­te Level heben. Wir freuen uns auf die kommen­de Saison und hoffen, dann mit dem Team wieder einen Tick weiter zu sein und das zu errei­chen, wozu es diesmal noch nicht ganz gereicht hat.“ 

Das Spiel im Überblick 

Matti­as Falck – Samuel Kulczy­cki 3:1 (11:13, 11:6, 11:4, 11:9)
Hunor Szöcs – Can Akkuzu 2:3 (11:8, 11:9, 7:11, 6:11, 4:11)
Kirill Geras­si­men­ko – Simon Gauzy 0:3 (8:11, 6:11, 8:11)
Matti­as Falck – Can Akkuzu 1:3 (9:11, 15:13, 8:11, 5:11)

Bilan­zen und Ausblick: Drei TTF-Spieler mit positi­ver Einzel-Bilanz 

Immer­hin konnten drei Spieler positi­ve Saison­bi­lan­zen verbu­chen: Simon Gauzy mit 12:9, Kanak Jha mit 13:12 und eben Can Akkuzu mit dem heraus­ra­gen­den Resul­tat von 9:2 – auch das Doppel Kulczycki/Kubik (4:3) schnitt positiv ab. Der 19-jähri­ge Samuel Kulczy­cki schaff­te das im Einzel trotz guter Ansät­ze nicht ganz (8:10), hat jedoch noch viel Zeit und alle Möglich­kei­ten, sich zu steigern und an Konstanz zuzule­gen. Noch nicht rund lief es bei dem ein halbes Jahr jünge­ren Maciej Kubik, der noch kein Einzel gewin­nen konnte (0:7) und kommen­de Saison an einen TTBL-Klub ausge­lie­hen wird, bei dem er mehr Spiel­pra­xis sammeln kann als in Ochsenhausen. 

Es waren insge­samt in der Spiel­zeit 2021/22 gute Ansät­ze da, auf denen sich aufbau­en lässt. Nächs­te Saison wird das Team, verstärkt durch Alvaro Robles, erneut angrei­fen und will im nächs­ten Anlauf unbedingt die Play-offs errei­chen und in das Liebherr Pokal-Finale einzie­hen. So gesehen, kann man 2021/22 als eine Saison der Teambil­dung und der Lernpro­zes­se verbu­chen, die unter dem Strich alle Spieler sicher ein gutes Stück voran­ge­bracht hat.