SCHÖNEFELD (dpa) — SPD-Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz ist zufrie­den mit den Verhand­lun­gen mit Grünen und FDP. Der Chef der Libera­len denkt unter­des­sen schon an eine gemein­sa­me Wiederwahl.

SPD-Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz sieht die Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen der Ampel-Partei­en SPD, Grüne und FDP voll im Zeitplan und lobt die Atmosphäre.

«Sehr gute, sehr konstruk­ti­ve Gesprä­che, die auch schnell voran­kom­men», sagte Scholz am Samstag der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Landes­par­tei­tags der SPD Branden­burg in Schöne­feld bei Berlin. «Es geht so schnell voran, wie man wünschen durfte und ich bin wirklich sehr zufrieden.»

Zum Auftakt ihrer Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen am 21. Oktober hatten die drei Partei­en das Ziel ausge­ge­ben, dass Scholz in der Nikolaus­wo­che ab 6. Dezem­ber zum Kanzler gewählt und seine Regie­rung im Bundes­tag verei­digt wird. Zwischen­zeit­lich stell­ten die Grünen aller­dings einen pünkt­li­chen Abschluss der Verhand­lun­gen in Frage und zeigten sich unzufrie­den mit Fortschrit­ten vor allem beim Klima­schutz. Am Samstag sollen die Gesprä­che nach Infor­ma­tio­nen der Deutschen Presse-Agentur aus Verhand­lungs­krei­sen fortge­setzt werden.

Der SPD-Kanzler­kan­di­dat lobte die Atmosphä­re der Verhand­lun­gen. «Man merkt, dass da nicht nur Sachpro­ble­me ordent­lich bearbei­tet werden und es immer gute gemein­sa­me Vorha­ben gibt, sondern dass da auch mensch­lich alles stimmt», sagte Scholz. «Das ist ja auch wichtig, wenn man sich vornimmt, nicht nur einen Koali­ti­ons­ver­trag zu schrei­ben, sondern auch eine Regie­rung zu bilden und das gut zu machen die vielen Jahre.»

Baerbock: «Wir hatten die Nase auch mal richtig voll»

Die Grünen-Vorsit­zen­de Annale­na Baerbock berich­te­te auf einem Landes­par­tei­tag ebenfalls in Branden­burg von hefti­gem Ringen bei den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen: «Wir hatten die Nase auch mal richtig voll, weil wir das Gefühl hatten, für den Klima­schutz sind nur die Grünen verant­wort­lich», sagte Baerbock bei einer Rede. «Aber es gibt andere Berei­che, wo diese Farbkon­stel­la­ti­on einen wirkli­chen Aufbruch schaf­fen wird.»

Die Verhand­lun­gen seien eine große Verant­wor­tung. «Wenn drei Partei­en erstma­lig zusam­men­kom­men und mitein­an­der ringen, dann ist das schwie­rig, weil es Themen­fel­der gibt, da kommt man aus komplett anderen Welten», sagte Baerbock. Aber wenn man sich wirklich bemühe, könne da auch was Neues entstehen.

«Klar ist, dass Klima­schutz kein einzel­nes Kapitel in diesem Koali­ti­ons­ver­trag sein kann», sagte Baerbock auf dem Partei­tag. «Klima­neu­tra­li­tät muss die Leitli­nie für jeden Politik­be­reich sein, nicht nur für ein Umwelt­res­sort, sondern auch für die Landwirt­schaft, für den Verkehr und vor allen Dingen auch für Wirtschaft und Indus­trie.» Die Grünen würden nun jede Minute, Tag und Nacht weiter verhan­deln. Gründ­lich­keit gehe vor Eile.

Bundes­ge­schäfts­füh­rer Micha­el Kellner sprach auf dem Partei­tag in Potsdam von «brutal anstren­gen­den» Verhand­lun­gen. «Aber es ist ein ehrli­ches Ringen um die besten Lösun­gen für unser Land», sagte Kellner. «Wir haben bereits viel erreicht. Ich hoffe, dass ihr nächs­te Woche das Ergeb­nis lesen könnt.»

Lindner: Absicht, gemein­sam wieder­ge­wählt zu werden

FDP-Chef Chris­ti­an Lindner sagte im Inter­view mit der «Süddeut­schen Zeitung», die mögli­che Ampel-Koali­ti­on solle mit dem Ziel ihrer Wieder­wahl ihre Arbeit aufneh­men: «Eine Koali­ti­on sollte mit der Absicht antre­ten, gemein­sam wieder­ge­wählt zu werden.» Wenn man es anders angehe, führe das zu koali­ti­ons­in­ter­nem Wettbe­werb. «Das schwächt eine Konstel­la­ti­on insgesamt.»

Man überneh­me in dieser Lage Verant­wor­tung, damit Deutsch­land voran­kom­me, sagte Lindner der Zeitung. «Dabei unter­neh­men wir den Versuch, ganz unter­schied­li­che Sicht­wei­sen, Werthal­tun­gen und Milieus zu verbin­den.» Eine mögli­che Ampel-Koali­ti­on wolle die progres­si­ve Mitte des Landes reprä­sen­tie­ren. Lindner sagte aber auch, er wolle sich «für die FDP aber bemühen, dass wir Inter­es­sen und Anlie­gen der Wähle­rin­nen und Wähler von CDU und CSU mit im Blick behal­ten». Wenn man die Wahlpro­gram­me als Ausgangs­punkt nehme, dann begin­ne die Ampel offen­sicht­lich als Zweck­bünd­nis. «Daraus kann zukünf­tig aber mehr entstehen.»

Auch Scholz strebt nach eigenen Angaben mehre­re Wahlpe­ri­oden mit einer Ampel-Koali­ti­on an. «Es finden sich neue Freun­de, die SPD, die Grünen und die FDP», sagte er beim Partei­tag. «Da wächst was zusam­men, was zusam­men­passt.» Wenn die Regie­rung zustan­de komme und im Dezem­ber gewählt werde, «sollten wir antre­ten, um auch wieder­ge­wählt zu werden». «Wir wollen daraus ja eine länge­re Geschich­te werden lassen, wenn die Bundes­kanz­ler­wahl jetzt statt­ge­fun­den hat, und das bedeu­tet, dass man sich auch mitein­an­der die ganze Zeit so aufführt wie eine Regie­rung, die das Land gut regiert. Ich halte das nach dem, was wir bisher an Verhand­lun­gen mitein­an­der gehabt haben, für sehr gut möglich.»