STUTTGART (dpa/lsw) — Vor einem Jahr wurden coronabe­dingt die Schulen dicht­ge­macht. Viele Kinder und Jugend­li­che kehrten erst an Pfings­ten wieder zurück ins Klassen­zim­mer. Die Minis­te­rin will sich «in die Tür hängen», um so etwas diesmal zu verhindern.

Baden-Württem­bergs Kultus­mi­nis­te­rin There­sa Schop­per hält landes­wei­te Schul­schlie­ßun­gen wie in der dritten Corona-Welle diesen Winter für äußerst unwahr­schein­lich. «Zum jetzi­gen Zeitpunkt spricht viel dafür, dass die Schulen offen­blei­ben», sagte die Grünen-Politi­ke­rin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. Das Infek­ti­ons­ge­sche­hen in den Schulen sei derzeit beherrsch­bar, viele Menschen hätten den Ernst der Lage begrif­fen und ließen ihre Impfung auffri­schen. Schop­per schränk­te aller­dings mit Blick auf die Virus­mu­ta­ti­on ein: «Ich bin aber keine Hellse­he­rin und wir wissen zum Beispiel noch nicht genau, welche Auswir­kun­gen Omikron haben wird.»

Darum sei eine erneu­te Schlie­ßung von Schulen und Kitas nicht völlig vom Tisch. «Wenn wir jetzt in eine echte drama­ti­sche Notla­ge kämen, dann kann man das nicht ausschlie­ßen.» Es dürfe nur nicht sein wie in der dritten Welle, dass vor allem Schulen und Kitas betrof­fen sind. «Ich will nicht, dass man nur Schulen schließt, sondern dann müssen andere auch ihren Beitrag dazu leisten.» Dann müssten auch Handel und Betrie­be deutlich herun­ter­ge­fah­ren werden, forder­te die Ministerin.

Gegen solche einsei­ti­gen Schlie­ßun­gen werde sie sich zur Wehr setzen. «Da hänge ich mich auch richtig in die Tür, damit man das Recht auf Bildung nicht so einfach auf die Seite räumt, nur weil Schulen oder Einrich­tun­gen, die staat­li­cher­seits reguliert werden, wesent­lich einfa­cher zu schlie­ßen sind als die Wirtschaft mit Ausgleichs­zah­lun­gen.» Es sei zwar auf den ersten Blick leicht, eine Schule zu schlie­ßen, weil es zunächst nichts koste. «Aber für die Kinder muss ich einen richti­gen Ausgleich zahlen, weil die Kinder einfach darun­ter leiden.»

Die Kultus­mi­nis­te­rin verwies darauf, dass in der vierten Welle bisher in der Spitze von 4500 Schulen höchs­tens 6 gleich­zei­tig geschlos­sen werden mussten. «Das ist ein sehr gerin­ger Anteil.» Das liege auch an den klaren Quaran­tä­ne-Richt­li­ni­en. «Zwar ist Corona virulent, aber es ist nicht so, dass da komplett die Schule auf den Kopf gestellt wird. Es ist viel Arbeit für die Lehrkräf­te und für die Schul­lei­tun­gen jenseits von Stoff auch noch die ganzen Maßnah­men mit zu managen. Aber es ist so, dass ich das Gefühl habe, wir kommen da mit unseren Maßnah­men gut hin, und die Schulen machen das gut.»

Lehrer­ver­bän­de werfen dem Land immer wieder vor, nicht genug zum Schutz von Schüle­rin­nen, Schülern und Lehrkräf­ten zu tun. So gebe es nicht genug Luftfil­ter­ge­rä­te und auch keine FFP2-Masken für die Pädago­gen. Es sei fahrläs­sig, hier zu sparen, hielten etwa die Gewerk­schaft Erzie­hung und Wissen­schaft (GEW) und der Philo­lo­gen­ver­band der Minis­te­rin vor.

Schop­per erklär­te nun, positiv stimme sie, dass es eine Verhal­tens­än­de­rung in der Bevöl­ke­rung mit Blick auf die Pande­mie gebe. «Ich glaube, man ist im Sommer so ein bisschen lässig rausge­kom­men. Man war schon in Itali­en am Strand und hat auch schon den Biergar­ten wieder genos­sen, und man hat das in den Herbst getra­gen.» Aber seit wenigen Wochen gebe es in den Köpfen eine Änderung. «Wir erleben die Änderung noch nicht in den Betten, auf den Inten­siv­sta­tio­nen, weil sich das erst später nieder­schlägt.» Hinzu komme, dass man — anders als in der dritten Welle — dagegen animp­fen können. «Dreiein­halb Millio­nen Impfun­gen bis Jahres­en­de, das ist schon ein Wort», sagte sie mit Blick auf die Pläne des Landes.

Im vergan­ge­nen Jahr wurde für die Schulen im Südwes­ten eine Woche vor Weihnach­ten ein Corona-Lockdown verhängt, der für viele Schüle­rin­nen und Schüler erst im Mai endete.