SIGMARINGEN — Noori Mato, inter­kul­tu­rel­ler Vermitt­ler aus dem Nord-Irak und Basti­an Rädle, Integra­ti­ons­be­auf­trag­ter des Landkrei­ses Sigma­rin­gen, besuch­ten die Klasse 2 BKSP 1 (Erzie­he­rin­nen in Ausbil­dung) der Bertha-Benz-Schule in Sigma­rin­gen. Noori Mato lebt seit 2015 in Deutsch­land. Er und seine gesam­te Familie wurden vom sogenann­ten Islami­schen Staat bedroht und vertrie­ben und sind nun auf der ganzen Welt verteilt. Seine Eltern leben beispiels­wei­se in Australien. 

Auf Einla­dung von Franz Gnant, Religi­ons­leh­rer der Klasse, kamen die Beiden in die Schule um über die Vertrei­bung der Jesiden durch den sogenann­ten Islami­schen Staat (IS), die damit einher­ge­hen­de Flucht und über Integra­ti­on im Landkreis zu sprechen. Er begann seine Ausfüh­run­gen damit, dass er und seine Familie ein sehr gutes Leben im Irak geführt haben. Sie hatten mehre­re Geschäf­te, Häuser und Autos und vor allem: ein Leben in Frieden und Sicherheit. 

Doch als der IS die Jesidin­nen und Jesiden mit grausa­mer Bruta­li­tät überfal­len, verschleppt und auch getötet hatte, mussten er und Tausen­de andere in das nahege­le­ge­ne Sindschar-Gebir­ge flüch­ten — mit seinem einjäh­ri­gen Neffen auf dem Arm, ohne Essen und Trinken, der sengen­den Hitze ausge­lie­fert und trauma­ti­siert von den fürch­ter­li­chen Eindrü­cken. Mato sagte, dass es histo­risch betrach­tet mittler­wei­le der 74. Versuch gewesen ist, das Jesiden­tum auszu­rot­ten. Über einen beschwer­li­chen Weg hat Mato es dann nach Deutsch­land geschafft und sich hier in der recht kurzen Zeit bestens integriert. Er macht gerade eine Ausbil­dung, arbei­tet als Dolmet­scher in der Landes­erst­auf­nah­me­ein­rich­tung in Sigma­rin­gen und ist ehren­amt­lich bei vielen Projek­ten involviert. 

Die Schil­de­run­gen von Noori Mato waren für die Schüle­rin­nen und Schüler sehr emotio­nal und ergrei­fend. Sie zeigten sich jedoch sehr dankbar einen solchen Bericht von einem tatsäch­lich Betrof­fe­nen geschil­dert zu bekom­men. Eine Teilneh­me­rin nach der Veran­stal­tung: „Ich fand die gesam­te Aktion super. Es war sehr infor­ma­tiv, aufklä­rend und hat die Augen geöff­net. Die Geschich­te eines Geflüch­te­ten selbst zu hören ist doch nochmal etwas Anderes als diese nur aus dem Fernse­hen zu erfahren.“

Lehrer Franz Gnant wünscht sich mehr solcher Veran­stal­tun­gen: „Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Schil­de­run­gen aus erster Hand die Schüle­rin­nen und Schüler zum Nachden­ken bewegen, wenn man persön­lich mit Geflüch­te­ten in Kontakt kommt.“ Basti­an Rädle resümiert: „Noori Mato hat sehr reflek­tiert über seine schlim­men Erfah­run­gen berich­tet. Ich wünsche mir, dass die jungen Menschen ihre Eindrü­cke weiter­tra­gen, mit Freun­den darüber sprechen und neugie­rig auf andere Kultu­ren werden. Noori Mato ist ein wahrer Brücken­bau­er zwischen den verschie­de­nen Kultu­ren und ich bin sehr dankbar mit ihm zusam­men arbei­ten zu dürfen.“ 

Lehre­rin­nen und Lehrer und andere Inter­es­sier­te, die in einer Gruppe mit Mato und Rädle in Kontakt kommen möchten, können sich gerne an den Integra­ti­ons­be­auf­trag­ten wenden: bastian.raedle@lrasig.de, Tel.: 07571 102 6331.