WASHINGTON (dpa) — Nach dem tödli­chen Amoklauf in Texas werden mehr Details über den Schüt­zen bekannt — so auch ein angeb­li­cher Kontakt zu einem Mädchen in Frank­furt am Main. Das Thema Waffen steht wieder im Fokus. Auf einer Presse­kon­fe­renz kommt es zum Eklat.

Vor dem tödli­chen Massa­ker an einer Grund­schu­le in Texas soll der Täter einem Medien­be­richt zufol­ge Kontakt zu einem Mädchen in Frank­furt am Main gehabt haben. Demnach ist sie erst 15 Jahre alt.

Das berich­te­te der US-Sender CNN. Paral­lel zu den laufen­den Ermitt­lun­gen bricht auch der politi­sche Streit über stren­ge­re Waffen­ge­set­ze in den USA wieder offen aus.

Bei einer Presse­kon­fe­renz mit dem republi­ka­ni­schen Gouver­neur des Bundes­staats, Greg Abbott, kam es zum Eklat. Der Demokrat Beto O’Rour­ke unter­brach die Veran­stal­tung und kriti­sier­te Abbott für seine Haltung zu den Waffen­ge­set­zen. Auch US-Präsi­dent Joe Biden beklag­te erneut das Ausmaß an Waffen­ge­walt und kündig­te an, die betrof­fe­ne Gemein­de besuchen zu wollen.

Abbott und weite­re Offizi­el­le äußer­ten sich bei der Presse­kon­fe­renz in der Klein­stadt Uvalde erstmals detail­liert zu dem Blutbad an der Robb Elemen­ta­ry School. Ein Schüt­ze hatte dort am Diens­tag 19 Kinder und zwei Lehrer getötet, bevor er von der Polizei erschos­sen wurde. Der 18-Jähri­ge hatte Ermitt­lern zufol­ge im März inner­halb weniger Tage in einem Geschäft zwei Sturm­ge­weh­re und Muniti­on gekauft. Er hatte seine Tat kurz zuvor auf Facebook angekün­digt, wie Abbott sagte.

«Er war sehr ruhig»

CNN berich­te­te, dass der Schüt­ze kurz vor dem Massa­ker auch Textnach­rich­ten an ein Mädchen aus Deutsch­land geschickt habe. Die 15-Jähri­ge soll seit Anfang Mai in Kontakt mit dem Schüt­zen gestan­den haben, wie der Sender unter Berufung auf Chatpro­to­kol­le und ein Gespräch mit dem Teenager aus Frank­furt am Main berich­te­te. Der Schüt­ze schick­te dem Sender zufol­ge auch Videos von sich an das Mädchen. «Er sah glück­lich aus und fühlte sich wohl im Gespräch mit mir», zitier­te CNN das Mädchen.

Kurz vor der Tat soll er sich per Textnach­richt über seine Großmutter beschwert haben. Dann habe er dem Mädchen mitge­teilt, der 66-Jähri­gen in den Kopf geschos­sen zu haben. Die Frau überleb­te. Der Schüt­ze habe dem Mädchen im Anschluss auch geschrie­ben, in einer Grund­schu­le um sich schie­ßen zu wollen, so CNN. Das sei die letzte Nachricht an das Mädchen in Deutsch­land gewesen. «Jedes Mal, wenn ich mit ihm sprach, hatte er nie Pläne mit seinen Freun­den», sagte das Mädchen CNN zufol­ge weiter. Der Großva­ter des Schüt­zen sagte dem Sender ABC, dass sein Enkel nicht viel geredet habe. «Er war sehr ruhig.»

Debat­te über stren­ge­re Waffengesetze

Ein Mann rief O’Rour­ke zu: «Sie fallen aus dem Rahmen, und Sie sind peinlich.» Ein anderer Mann beschimpf­te den Demokra­ten wüst und sagte: «Ich kann nicht fassen, dass Sie ein kranker Bastard sind, der aus einer Sache wie dieser ein politi­sches Thema machen will.» O’Rour­ke verließ nach der verba­len Ausein­an­der­set­zung den Raum. «Wir können etwas tun», sagte er im Anschluss sicht­lich aufge­bracht vor laufen­den Kameras. Abbott kümme­re sich mehr um seine politi­sche Karrie­re als die Menschen in Texas. «Das ist gestört», rief O’Rourke.

Abbott führte in der Presse­kon­fe­renz diese und ähnli­che Taten nicht auf den leich­ten Zugang zu Waffen, sondern auf eine Zunah­me von psychi­schen Erkran­kun­gen zurück. Er lobte außer­dem die Polizei und merkte an: «Die Reali­tät ist, so schreck­lich wie das, was passiert ist, es hätte schlim­mer sein können.» Der 64-Jähri­ge ist ein ausge­spro­che­ner Befür­wor­ter von locke­ren Waffen­ge­set­zen. Die Waffen­lob­by-Organi­sa­ti­on Natio­nal Rifle Associa­ti­on (NRA) plant an diesem Freitag ihre Jahres­ver­samm­lung in Texas. Bei dem Treffen in Houston soll auch Bidens republi­ka­ni­scher Vorgän­ger Donald Trump sprechen.

Recht auf Waffen­be­sitz in den USA in Verfas­sung verankert

Eine Verschär­fung der Waffen­ge­set­ze in den USA schei­tert seit vielen Jahren an einer grund­le­gen­den Uneinig­keit zwischen Demokra­ten und Republi­ka­nern in dieser Frage. Während viele Demokra­ten seit langem eine substan­zi­el­le Verschär­fung der Vorschrif­ten für Waffen­be­sitz im Land fordern, sind viele Republi­ka­ner vehement dagegen. «Ich habe einfach satt, was da vor sich geht», sagte Biden am Mittwoch und warb einmal mehr für eine Reform der Waffen­ge­set­ze im Land. Viele Änderun­gen könnten einen Unter­schied machen, ohne dass sich dies negativ auf den zweiten Verfas­sungs­zu­satz auszu­wir­ken würde.

Das Recht auf Waffen­be­sitz in den USA ist in der Verfas­sung veran­kert. Der entspre­chen­de Passus stammt aus dem 18. Jahrhun­dert. Biden beton­te, bei der Verab­schie­dung des zweiten Verfas­sungs­zu­sat­zes habe es bestimm­te Waffen noch gar nicht gegeben. Dass ein 18-Jähri­ger heute einfach in ein Geschäft gehen könne, um Kriegs­waf­fen zu kaufen, sei nicht richtig. «Das ist gegen den gesun­den Menschen­ver­stand.» Der US-Präsi­dent kündig­te an, er wolle «in den nächs­ten Tagen» mit seiner Ehefrau Jill nach Texas reisen und sich dort mit Famili­en treffen.

Ein Vorfall in der texani­schen Stadt Richard­son sorgte am Mittwoch außer­dem für Aufre­gung. Die Polizei wurde über einen Jugend­li­chen infor­miert, der bewaff­net in Richtung einer Schule laufen würde. Der verdäch­ti­ge Schüler sei schließ­lich von der Polizei in der Schule aufge­grif­fen worden — Waffen seien aber nicht bei ihm gefun­den worden, hieß es in einer Mittei­lung. Aller­dings hätten die Beamten im Koffer­raum des Autos des Verdäch­ti­gen auf dem Parkplatz Waffen entdeckt. Der Jugend­li­che sei festge­nom­men worden — weite­re Details gab die Polizei nicht bekannt.