Rund 30 Sekunden soll die Erde gebebt haben, Staub stieg auf, das Meer trat in Form eines Tsunamis über die Ufer: Bei einem starken Erdbeben in der östlichen Ägäis stürzten Gebäude ein, es gab Tote und Verletzte — und auch erste Nachbeben.
ISTANBUL/SAMOS (dpa) — Nach dem schweren Erdbeben in der Ägäis ist die Zahl der Toten in der Westtürkei auf mindestens sechs gestiegen. Weitere 202 Menschen seien nach ersten Erkenntnissen verletzt, meldete die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Freitag.
Mehrere Gebäude stürzten ein, Menschen wurden verschüttet. Auf der griechischen Insel Samos wurden Medienberichten zufolge vorerst acht Verletzte im Krankenhaus behandelt. Sowohl dort als auch an der türkischen Westküste trat nach dem Beben das Wasser über die Ufer, auch gab es bereits mehrere Nachbeben.
Das erste Beben hatte nach Angaben der nationalen türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die für Erdbeben zuständige US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens sogar mit 7 an. Das Zentrum habe in der Ägäis vor der türkischen Provinz Izmir, rund 16 Kilometer nördlich der griechischen Insel Samos gelegen, berichteten türkische und griechische Medien. TRT zeigte Bilder von eingestürzten Mehrfamilienhäusern und von Staubwolken über der Stadt Izmir. Es wurde von Panik auf den Straßen während des Bebens berichtet, Telefonverbindungen seien unterbrochen gewesen.
In Griechenland war vor allem die Insel Samos betroffen, wo Medienberichten zufolge mindestens acht Verletzte im Krankenhaus behandelt wurden. In der Kleinstadt Vathy gab es einen Tsunami. Griechische Fernsehsender zeigten Bilder von der überfluteten Küstenpromenade, wo das Wasser Autos wegspülte. Der Strom fiel aus. Auch auf Bildern aus dem türkischen Seferihisar waren überflutete Gassen zu sehen. Experten warnten im Interview mit TRT vor einem möglichen weiteren Tsunami. Erdbeben-Institute berichten bereits über erste Nachbeben weiter westlich des Hauptbebens, mehrere davon über 4.
Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam informierte am Freitagmittag ebenfalls über das «schwere Erdbeben mit einem Tsunami». Nach GFZ-Berechnungen erreichten die Wellen Höhen von mehr als 1,5 Metern. Sie könnten an der Küste womöglich bis zu drei Meter hoch auflaufen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan richtete sich in einem Tweet an die Bevölkerung. Man stehe den vom Erdbeben betroffenen Menschen mit allen Mitteln bei. In Griechenland ist der stellvertretende Bürgerschutzminister auf dem Weg nach Samos.
Verschiedenen Berichten zufolge soll das Beben in der türkischen Metropole Istanbul und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen sein.