Für die aktuell schwie­ri­ge Lage in der Corona-Pande­mie sieht der Innen­mi­nis­ter die Verant­wor­tung bei einigen Minis­ter­prä­si­den­ten. Die «angezo­ge­ne Handbrem­se» reiche einfach nicht, betont Seehofer.

Bundes­in­nen­mi­nis­ter Horst Seeho­fer hat in der Corona-Pande­mie vor zu raschen Locke­run­gen gewarnt.

«Wenn der Lockdown wirkt und die Zahlen nach unten gehen, dann dürfen wir mit schnel­len Locke­run­gen nicht alles riskie­ren, was wir erreicht haben. Sonst geht es wieder von vorne los», sagte der CSU-Politi­ker der «Bild am Sonntag».

«Hat der Lockdown keine ausrei­chen­de Wirkung, müssen die Maßnah­men verschärft werden», beton­te Seeho­fer. Man müsse jetzt die Entwick­lung abwar­ten. «Eine dritte Welle müssen wir unter allen Umstän­den vermei­den.» Die aktuel­len Schutz­maß­nah­men gelten bis zum 10. Januar. Am 5. Januar wollen Bund und Länder über das weite­re Vorge­hen beraten.

Seeho­fer gab einigen Minis­ter­prä­si­den­ten eine Mitver­ant­wor­tung für die weiter­hin hohen Corona-Zahlen. «Die Bürge­rin­nen und Bürger haben die zweite Corona-Welle in diesem Ausmaß nicht zu verant­wor­ten», sagte der Innen­mi­nis­ter. «Die ab Oktober ergrif­fe­nen Maßnah­men waren unzurei­chend. Ich war Zeuge mehre­rer Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­ren­zen mit der Bundes­kanz­le­rin und Bundes­mi­nis­tern. Einige der teilneh­men­den Politi­ker haben den Ernst der Lage einfach unter­schätzt. Die Bundes­kanz­le­rin gehör­te übrigens nicht dazu.»

Aus seiner Erfah­rung wisse er sicher: «Sie bekom­men die Ausbrei­tung eines hochin­fek­tiö­sen und poten­zi­ell tödli­chen Virus nur mit rigoro­sen Gegen­maß­nah­men in den Griff und nicht mit angezo­ge­ner Handbrem­se. Dazu gehört auch, dass für Schulen und den öffent­li­chen Perso­nen­nah­ver­kehr ein strik­tes Schutz­kon­zept gelten muss. Bis heute gibt es hier keine zufrie­den­stel­len­den Lösungen.»

Seeho­fer kündig­te für den grenz­über­schrei­ten­den Reise­ver­kehr schär­fe­re Kontrol­len an. Die in Deutsch­land gelten­den Schutz­maß­nah­men dürften «nicht durch unver­nünf­ti­ge Reisen unter­lau­fen werden», warnte der Innen­mi­nis­ter. «Wir müssen Reise­rück­keh­rer stärker in den Blick nehmen.»

Die zehntä­gi­ge Quaran­tä­ne und die Testung für Reisen­de, die aus Risiko­ge­bie­ten im Ausland zurück­keh­ren, müssten konse­quent überwacht werden. Reise­rück­keh­rer gehör­ten auf den Radar der Gesund­heits­äm­ter. Er habe die Bundes­po­li­zei angewie­sen, den grenz­über­schrei­ten­den Verkehr stärker zu kontrol­lie­ren, sagte Seeho­fer. «Für die ersten Wochen des Jahres sollte die Überwa­chung der Reise­rück­keh­rer höchs­te Priori­tät haben.»