WANGEN — Eine außergewöhnliche Wahlperiode geht für den 5. Wangener Jugendgemeinderat zu Ende. Wegen der Pandemie, die die jungen Leute in der Arbeit behindert hat, durften sie drei Jahre amtieren und haben damit eine Menge bewegt, erlebt und viele Erfahrungen gesammelt. Das berichten zumindest die beiden Vorsitzenden Christof Burkart und Lina Hölzel. Der nächste Jugendgemeinderat wird demnächst gewählt.
Fragt man nach den Erfahrungen fürs Leben, die Christof Burkart und Lina Hölzel gesammelt haben, dann steht ganz oben: „Es menschelt.“ Kein Wunder das Gremium mit 15 jungen Leuten aus allen Wangener weiterführenden Schulen ist bunt zusammengewürfelt. Dass es da Reibungspunkte geben kann, liegt in der Natur des Menschen und der Sache. An zweiter Stelle nennen sie: „Viele helfende Hände sind notwendig, damit Projekte laufen.“ Und drittens sagen beide mit einem großen Schmunzeln im Gesicht: „Deutschland ist ein Land mit vielen Gesetzen und Verordnungen. Das bedeutet: Vieles dauert, bis es läuft.“
„Zum Beispiel unsere Satzungsänderung – dass die über den Gemeinderat bestätigt werden muss, finden wir schwierig. Es ist ja unsere Satzung“, sagt Christof Burkart. Gerade jetzt ist noch eine Satzungsänderung anhängig, die dazu führen soll, dass Jugendliche, die sich über mehrere Monate einfach nicht mehr melden und auch nicht beteiligen, durch Nachrücker ersetzt werden können. „Es geht ja darum, möglichst viele Stimmen zu hören“, sagt Lina Hölzel, „und das geht ja nur, wenn möglichst alle Sitze besetzt und die Gewählten auch da sind.“ Und es geht natürlich auch ein bisschen um die Frage, wie man die Arbeit gut verteilen kann. Beide sind sich einig, „dass die Mitgliedschaft im JGR nicht nur ein Amt, sondern auch Engagement bedeutet.“
Dass sie und die allermeisten ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter dies auch sehr ernst genommen haben und dabei auch viel Freude und Spaß hatten, zeigt sich spätestens bei der Auflistung der Ereignisse und Projekte, die vom JGR zumindest mit organisiert wurden oder mit der Perspektive der Jugend verstärkt wurden. Als erstes kommt den beiden dabei die „coole Aktion“ in den Sinn, mit der auch die tröge Zeit der Pandemie ausgefüllt werden konnte: „Vielfalt ans Licht“. Die von der Integrationsbeauftragten Anita Mutvar initiierte Reihe zeigte auf anschauliche Weise, wie vielfältig die Menschen in Wangen sind. Bei der Auswahl und als Interviewer war der JGR maßgeblich vertreten. Weshalb die beiden JGR-sprecher die Aktion als besonders gelungen bewerten, liegt auf der Hand: „Das ist einfach super in einem Sommer durchgelaufen. Da waren nur Leute dabei, die darauf Lust hatten. Wir haben uns jede Woche getroffen“, sagt Lina Hölzel. Vielfältig gestalteten sich aber auch die drei Jahre des 5. JGR. So wurden Videos mit vielen Infos zur US-Wahl und zur Landtagswahl hergestellt und online verbreitet, NextGenErba am Ende mitgemacht, „Pull an clean“ – die Ersatz-Gemarkungsputzete des JGR durchgeführt, schließlich im September 2021 parallel zur Bundestagswahl in den Schulen die U18-Wahlen organisiert und das „Wait for it“ unterstützt. Als die Flüchtlinge aus der Ukraine ankamen, war auch der Jugendgemeinderat vor Ort, um zu zeigen, dass es junge Menschen in Wangen gibt und wo man sie treffen kann. „Das war nicht sehr zeitaufwendig, hat aber sehr viel gebracht“, sagt Christof Burkart und ergänzt: „Wir haben 10 Jahre Jugendgemeinderat gefeiert, hatten dabei eine Führung im LGS-Areal und anschließend eine Party. Wir konnten nach Prato fahren, wegen der Pandemie jedoch leider nicht nach Berlin, und wir haben in der Realschule, im Gymnasium und im BSW mehrmals den Jugendgemeinderat im Gemeinschaftskundeunterricht vorgestellt.“
Und natürlich gab es auch Frust und Enttäuschung, wenn sich das eine oder andere nicht verwirklichen ließ. Zum Beispiel dass rund um das Jugendhaus alles saniert wurde bis auf den Skateplatz, hatte nach seinen Worten damit zu tun, dass sich nicht genügend Skater fanden um einen Verein zu gründen. „Den braucht man halt, wenn man Fördergelder beantragen möchte. Da hätte man auch einiges bekommen können, aber ohne Verein eben nicht“, sagt er.
Hat sich der Einsatz im JGR gelohnt? „Es bringt einen auf alle Fälle im Auftreten weiter“, sind sich beide JGR-Sprecher einig. „Man wird in seiner Rolle wahrgenommen und angesprochen, das war mir bisher völlig neu“, erläutert Lina Hölzel. „Und durch das Amt kann man anderen Personen eine Stimme geben.“
Und welchen Rat geben die beiden ihren Nachfolgern? „Vernetzt euch in der Stadt, geht auf OB Lang zu, sucht Kontakt zu Gemeinderäten, zu anderen Aktiven, zu den Leuten, die sich für Integration stark machen, zu Frauen in der Politik und in der Region, denn viele andere arbeiten an ähnlichen Themen und davon kann man profitieren und spart dadurch wertvolle Zeit“, rät Lina Hölzel. Christof Burkart hofft auf viele, an Politik interessierte Jugendliche. „Wenn sich die Jugend beschwert, dass die Politik so alt ist, dann liegt das auch an ihr. Es wird gern gehört, wenn die Jugend etwas zu sagen hat. Deshalb: Einfach die Initiative ergreifen!“