LINDAU – Mit einem Ausflug im vergangenen Herbst hat alles angefangen: Im hauseigenen Bus des Lindauer Altenheims Maria-Martha-Stift begab sich eine fröhliche Runde Bewohnerinnen und Bewohner nach Kressbronn auf den Therapie- und Erlebnishof von Daniela Beck. „Zwischen Senioren und Tieren hat es sofort heftig gefunkt“, erinnert sich Heimleiterin Anke Franke und lacht. Und schon war die Idee geboren, den Ausflug quasi umzudrehen. Damit einfach mehr Senioren des Hauses am Kleinen See in den Genuss heiterer Begegnungen der tierischen Art kommen können. Denn im Ausflugsbus ist der Platz begrenzt. Inzwischen waren die Tiere bereits zum fünften, aber sicherlich nicht zum letzten Mal im Maria-Martha-Stift, wie die Chefin sagt. Bis zu zweimal monatlich kommen sie mit Daniela Beck, die auch ausgebildete Ergotherapeutin ist, ins Altenheim.
Anke Franke und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben schon bei verschiedenen Gelegenheiten beobachtet, welch kleinen Wunder Tiere bewirken können. „Tiere können etwas tief in uns berühren, sie wecken Emotionen und regen zu Interaktion an“, sagt Daniela Beck. Und Anke Franke berichtet davon, wie Menschen mit Depressionen oder sehr zurückgezogene Bewohner sich plötzlich öffnen, wenn ein zotteliges Alpaka vor ihnen steht. „Sie beginnen zu lachen und zu sprechen und schenken den Tieren ihre Aufmerksamkeit, umsorgen und streicheln sie.“ Die Möglichkeit zu bekommen, sich nicht nur selbst pflegen zu lassen, sondern auch anderen Lebewesen etwas Gutes tun zu können, sei Teil der humanistischen Eden-Philosophie, nach deren Prinzipien das Maria-Martha-Stift arbeitet.
Tiere waren schon vor den regelmäßigen Besuchen vom Erlebnishof Daniela Beck in Kressbronn Bestandteil des Alltags im Altenheim. „Wir haben acht Vögel im Haus und Angehörige wissen, dass ihre Hunde immer willkommen sind“, sagt Anke Franke. Ponys, Alpakas oder Lamas streicheln und herzen zu können, sei aber nochmal etwas ganz anderes. Den kurzen Weg zwischen Kressbronn und der Lindauer Insel legen die Tiere in einem Transporter zurück. „Es ist immer spannend zu sehen, wenn die Klappe runtergeht, wer heute aus dem Hänger steigt“, sagt die Heimleiterin.
Daniela Beck geht mit den Tieren sehr behutsam auf die Bewohner zu und greift auf, was diese gerade für Reaktionen zeigen. Davon hängt ab, ob gestreichelt und berührt – oder Distanz gehalten wird. „Da die Tiere trainiert und dafür ausgebildet sind, gehen nur positive Signale von ihnen aus“, erklärt Franke. Das bestärke die Senioren, sich den Tieren zuzuwenden. „Die regelmäßigen Tierbesuche sind für alle ein Gewinn“, sagt Franke. Denn wenn da ein Lama auf der Wiese am Kleinen See steht, so sei das auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine willkommene Abwechslung. Die Präsenz der tierischen Besucher entspanne die Menschen, zaubere ihnen ein Lächeln aufs Gesicht und mache nicht wenige Senioren einfach glücklich. Oder auch neugierig, respektive hungrig, denn: „Wir haben Bewohnerin, die will immer wissen will, ob man Lamas eigentlich auch essen kann.“