MÜNCHEN (dpa) — Große Emotio­nen sind garan­tiert: Die Bayern bekom­men mal wieder die Meister­scha­le überreicht. 250 Zuschau­er dürfen bei den Abschie­den mehre­rer Triple-Helden dabei sein. Der FCA rückt mit einem Bodyguard für Lewan­dow­ski an.

«Servus Hansi!» «Servus Triple-Helden!» Ein emotio­na­ler Tag steht an beim FC Bayern — nicht nur für den Trainer.

Auf der großen Bühne der Münch­ner Fußball-Arena verab­schie­den sich neben dem Sieben-Titel-Coach in David Alaba, Jérôme Boateng und Javi Martí­nez drei Stars, die den deutschen Rekord­meis­ter sport­lich ein golde­nes Jahrzehnt lang geprägt haben. Auf dem Platz können und wollen sie an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg sogar noch zu einem histo­ri­schen Bundes­li­ga-Moment beitragen.

Robert Lewan­dow­ski geht beim Saison­fi­na­le nochmals auf Rekord­jagd: Der 32 Jahre alte Pole will (mindes­tens) Treffer Nummer 41 bejubeln, um Bayern-Legen­de Gerd Müller zu übertrump­fen und damit allei­ni­ger Saison-Rekord­schüt­ze zu werden. Auch ein weite­rer Elfme­ter wie vor einer Woche beim 40. Saison­tor in Freiburg wäre Lewan­dow­ski recht.

«Ich glaube, er würde es verste­hen, dass ich den Ball nehme und mir den Rekord siche­re», sagte er mit Verweis auf Müller: «Er ist selbst ein ehrgei­zi­ger Torjä­ger gewesen.» Die Nachbarn aus Augsburg wollen den Plan durch­kreu­zen, allen voran Trainer Markus Weinzierl. «Gerd Müller war in der Jugend mein Idol. Und er war mein Co-Trainer bei den Bayern-Amateu­ren. Ich kenne ihn gut und schät­ze ihn unheim­lich, deshalb würde ich mir wünschen, dass der Rekord zweige­teilt bleibt», sagte der 46-Jähri­ge. Weinzierl will sogar eigens einen Bodyguard zur Bewachung abstel­len: «Wir müssen Robert Lewan­dow­ski in Mannde­ckung nehmen, um den Rekord von Gerd Müller zu schüt­zen.» Ob’s hilft?

Emotio­na­le Abschie­de werden sicher­lich geboten in der Arena. Nach dem Abpfiff der 58. Bundes­li­ga-Saison und einem letzten Einsatz im neuen, schwarz-golde­nen Münch­ner Auswärts­tri­kot dürfen Alaba, Boateng und Martí­nez noch ein letztes Mal mit der Meister­scha­le posieren.

Und immer­hin 250 Zuschau­er dürfen in der 75 000 Besucher fassen­den Allianz Arena live dabei sein und können wenigs­tens für ein wenig Resonanz und Festtags­at­mo­sphä­re sorgen. Die Servus-Frakti­on mit Flick, Alaba, Boateng, Martí­nez sowie den Co-Trainern Hermann Gerland und Miros­lav Klose erhielt jeweils fünf Karten für ihre Familien.

«Ob mir äußer­lich die Tränen kommen, kann ich jetzt noch nicht sagen – aber inner­lich mit Sicher­heit», sagte der 28-jähri­ge Alaba. Er verlässt die Bayern nach einem geschei­ter­ten Vertrags­po­ker ablöse­frei — vermut­lich Richtung Real Madrid. Wohin es die jeweils 32 Jahre alten Boateng und Martí­nez zieht, haben die Vetera­nen noch nicht verraten.

Der 22. Mai 2021 markiert eine Zäsur beim FC Ruhmreich. Das Defen­siv­trio gehör­te zu den histo­ri­schen Triple-Teams 2013 und 2020. Mit zehn Meister­ti­teln ist Alaba deutscher Rekord­cham­pi­on gleich­auf mit Thomas Müller. Boateng und Martí­nez wurden neunmal Meister.

Zum Ende einer Ära sollen auch die Misstö­ne der Vergan­gen­heit ausge­blen­det werden. «Ich bin unglaub­lich stolz, dass ich hier Teil der Geschich­te gewor­den bin, so viele Spiele machen durfte», sagte etwa der unter Flick noch einmal mächtig aufge­blüh­te Boateng, den Ehren­prä­si­dent Uli Hoeneß schon 2019 vom Hof jagen wollte.

Auch Flick verlässt die Bayern; nach nur andert­halb Jahren als Chefcoach, nach insge­samt sieben Titeln, nach 86 Pflicht­spie­len und nach unüber­brück­ba­ren Diffe­ren­zen mit Sport­vor­stand Hasan Saliha­mid­zic, die zur vorzei­ti­gen Trennung maßgeb­lich beitrugen.

«Es war eine tolle Zeit. Diese zwei Jahre waren sehr wertvoll für mich», sagte der 56-Jähri­ge. Flick ist in München zum begehr­ten Toptrai­ner aufge­stie­gen. Seine Zukunft dürfte in der Vergan­gen­heit liegen. Die Rückkehr zum DFB als Nachfol­ger des nach der EM ausschei­den­den Bundes­trai­ners Joachim Löw ist vorgezeichnet.

Das Bayern-Drehbuch für Samstag steht also: Danksa­gun­gen und Präsen­te, Umarmun­gen, dazu ein letzter Flick-Sieg und Lewan­dowskis Torre­kord stehen darin. Ein Party­schreck FC Augsburg ist nicht vorgesehen.

Von Klaus Bergmann und Chris­ti­an Kunz, dpa