Seit den 1950er Jahren steht Shirley Bassey auf der Bühne, mit «Goldfin­ger» hatte sie einen ihrer größten Hits. Fünf Jahre nach dem bisher letzten Studio­al­bum veröf­fent­licht sie nun ein neues Werk. Aber die Zeichen stehen auf Abschied.

Sogar eine golde­ne Gesichts­mas­ke trug die briti­sche Pop-Diva, die in den 1960er Jahren mit dem James-Bond-Titel­song «Goldfin­ger» weltbe­rühmt wurde und sich seit rund 20 Jahren «Dame Shirley» nennen darf.

Das Cover­fo­to ihres neuen Studio­al­bums, des ersten seit fünf Jahren, erstrahlt ebenfalls in golde­nem Licht. Die Platten­fir­ma nennt «I Owe It All To You» (Ich verdan­ke alles Euch) ein «großes Finale». Verab­schie­det sich Bassey nach all den Jahren endgül­tig aus der Musik­bran­che? Dazu würde der Titel passen. Die Platte sei ein Danke­schön an ihre Fans, sagt sie. «Mein neues Album feiert 70 Jahre im Showbusi­ness. 70 Jahre Unter­stüt­zung durch meine Fans und 70 Jahre voller Musik.»

Auf «I Owe It All To You» präsen­tiert sie eine luxuri­ös orches­trier­te Mischung aus Cover­ver­sio­nen und neuen Songs. Die briti­sche Grande Dame des Pop trägt sie mit gewohn­ter Verve, viel Pomp und der ihr eigenen Theatra­lik vor. Ihre Stimme, die sie Mitte der 80er Jahre nach dem Schock über den Tod ihrer Tochter Saman­tha vorüber­ge­hend verlo­ren hatte, ist immer noch gewaltig.

Drama­tisch schmet­tert die 83-Jähri­ge «Who Wants To Live Forever» von Queen. Den Klassi­ker «Always On My Mind», mit dem schon Elvis Presley und die Pet Shop Boys großen Erfolg hatten, singt Bassey mit einer fast anste­cken­den Melan­cho­lie. Dazwi­schen gibt’s auch mal eine lässig swingen­de Big-Band-Nummer wie «Look But Don’t Touch». Während der Aufnah­men habe sie nicht aufhö­ren können zu tanzen, so die mehrfa­che Großmutter und Urgroß­mutter. «Wir hatten unsere eigene kleine Party im Studio.»

Der Text für den Titel­song stammt übrigens von Basseys gutem Freund und Wegge­fähr­ten Don Black. Der Songwri­ter-Veteran schrieb für sie unter anderem das Bond-Lied «Diamonds Are Forever» (1971). Die Musik kompo­nier­te der briti­sche Songwri­ter Jack McManus, der erst 20 Jahre nach der Veröf­fent­li­chung von «Goldfin­ger» geboren wurde.

Barry Manilows erheben­de Durch­hal­te-Balla­de «I Made It Through The Rain» macht sich Bassey zu eigen, als hätte es nie eine andere Versi­on gegeben. Sie weiß, wovon sie singt — während ihrer langen Karrie­re hat sie beruf­lich und privat viele Höhen und Tiefen erlebt. Mit seiner positi­ven Botschaft sei das Lied wieder topak­tu­ell. «Es ist so wichtig zu wissen, dass alles wieder gut werden wird und wir es durch­ste­hen werden», meint Bassey voller Zuversicht.

«Die Songs, die ich ausge­wählt habe, fühlen sich alle sehr persön­lich an und haben eine Verbin­dung zu meinem Leben», betont die Sänge­rin. Sollte «I Owe It All To You» tatsäch­lich ihr letztes Werk bleiben, ist Dame Shirley Bassey ein Abschied nach Maß gelungen.