RUST (dpa) — Einer der Höhepunk­te der schwä­bisch-aleman­ni­schen Fastnacht ist die Verlei­hung der «Golde­nen Narren­schel­le». Der neue Preis­trä­ger beschwört bei der Feier die Einig­keit des Südens.

Der bayeri­sche Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) hat die «Golde­nen Narren­schel­le» der Verei­ni­gung Schwä­bisch-Aleman­ni­scher Narren­zünf­te (VSAN) erhal­ten. «Ich bin dankbar», sagte Söder am Diens­tag­abend im südba­di­schen Rust vor Hunder­ten Närrin­nen und Narren. «Ich bin ein großer Faschingsfan.»

Söders baden-württem­ber­gi­scher Amtskol­le­ge Winfried Kretsch­mann (Grüne) würdig­te den 56-Jähri­gen mit einem launi­schen Gedicht. Der Münche­ner Regie­rungs­chef verste­he sich «aufs Insze­nie­ren, aufs Provo­zie­ren und Regie­ren», sagte Kretsch­mann. Und er fügte an anderer Stelle hinzu: «Beschei­den­heit ist eine Zier, doch er regiert stets ohne ihr.»

Die Überga­be der «Narren­schel­le» — einer vergol­de­ten Handglo­cke — ist einer der Höhepunk­te der Fastnacht im Südwes­ten. Söder sollte die undotier­te Auszeich­nung bereits im vergan­ge­nen Jahr erhal­ten — die Veran­stal­tung im Europa-Park fiel aber wegen der Corona-Pande­mie aus.

Zu den frühe­ren Narren­schel­len­trä­gern gehören Ex-EU-Kommis­sar Günther Oettin­ger, Sänger Tony Marshall und der Trainer des Fußball-Bundes­li­gis­ten SC Freiburg, Chris­ti­an Streich. Auch Kretsch­mann gehört zum Kreis der bisher Ausgezeichneten.

«Niemals kleckern, immer klotzen, ganz egal, wenn andre motzen, nimmt Markus Geld in jede Hand, verteilt es breit im ganzen Land», sagte Kretsch­mann mit Blick auf Söder. Auch auf den Macht­kampf zwischen dem damali­gen Unions­kanz­ler­kan­di­da­ten Armin Laschet und Söder im Jahr 2021 spiel­te Kretsch­mann an.

Die 1924 gegrün­de­te VSAN ist eine der ältes­ten Narren­ver­ei­ni­gun­gen Deutsch­lands. In ihr sind 68 Narren­zünf­te aus den Regie­rungs­be­zir­ken Freiburg, Tübin­gen und Stutt­gart, dem bayeri­schen Regie­rungs­be­zirk Schwa­ben und fünf Kanto­nen in der Schweiz zusammengeschlossen.

Söder werde unter anderem für seine schlag­fer­ti­ge, wortge­wal­ti­ge Sprache ausge­zeich­net, teilte die Verei­ni­gung der Narren­zünf­te mit. Der Regie­rungs­chef zelebrie­re zudem seine Vorlie­be für das Maskie­ren und Kostü­mie­ren und sei ein Faschings- und Karnevalsfreund.

Söder sagte scherz­haft, es sei mit Kretsch­mann nun ein Grünen­po­li­ti­ker gezwun­gen, etwas Positi­ves über ihn zu sagen. «Das passiert sonst nicht.» Er überreich­te dem Stutt­gar­ter Kolle­gen ein bayeri­schen Wasch­lap­pen. Kretsch­mann hatte im vergan­ge­nen Sommer in Zeiten von Gasknapp­heit den Wasch­lap­pen als «eine brauch­ba­re Erfin­dung» gelobt. Söder nannte auch den Namen Franz Josef Strauß (1915 bis 1988), der einer seiner Amtsvor­gän­ger in München gewesen war. «Ich war ein großer Fan von Strauß«, sagte er.