Die Entschei­dung über die Kanzler­kan­di­da­tur der Union näher: Jetzt beginnt die Frist, die sich CDU-Chef Armin Laschet und sein CSU-Kolle­ge Markus Söder gegeben haben. Horst Seeho­fer drückt aufs Tempo.

BERLIN (dpa) — Bei der Entschei­dung über die Unions-Kanzler­kan­di­da­tur will CSU-Chef Markus Söder die schei­den­de Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) einbe­zie­hen. «Die Entschei­dung über die Kanzler­kan­di­da­tur sollte auch eng mit Angela Merkel abgestimmt werden», sagte er der «Bild am Sonntag».

«Denn es muss ein gemein­sa­mer Wahlkampf mit der Bundes­kanz­le­rin werden. Ein Unions-Kandi­dat kann ohne Unter­stüt­zung von Angela Merkel kaum erfolg­reich sein.» Während Innen­mi­nis­ter Horst Seeho­fer eine schnel­le Klärung der K‑Frage nach Ostern forder­te, hat es Söder nicht eilig: «Wir müssen überle­gen, was das Beste für Deutsch­land und die Union ist. In der Ruhe liegt dabei die Kraft.»

Es gehe um die Verant­wor­tung für Deutsch­land, sagte Söder, der wie NRW-Minis­ter­prä­si­dent und CDU-Chef Armin Laschet als mögli­cher Kanzler­kan­di­dat der Union gilt. «Dazu brauchen wir einen klaren Kurs sowie ein moder­nes Team der Zukunft.» Söder, der in Befra­gun­gen zur Beliebt­heit und Kompe­tenz klar vor Laschet liegt, sagte auf die Frage, ob man solche Umfra­gen ignorie­ren könne: «Umfra­gen spielen natür­lich eine Rolle. Sie sind ein wichti­ger Maßstab für die Akzep­tanz von Perso­nen und Program­men in der Bevölkerung.»

Die stell­ver­tre­ten­de CDU-Vorsit­zen­de Julia Klöck­ner sagte dagegen den Zeitun­gen der Funke Medien­grup­pe auf eine Frage zu den Umfra­ge­wer­ten Söders: «Wie schnell Umfra­gen sich ändern können, sehen wir doch aktuell.» Bei der Bundes­tags­wahl im Septem­ber stehe die Union vor einer beson­de­ren Heraus­for­de­rung, da Merkel nicht mehr antre­te. «Der Slogan «Sie kennen mich» wird in diesem Wahlkampf nicht funktio­nie­ren.» Merkel hatte im Bundes­tags­wahl­kampf 2013 mit dem Satz «Sie kennen mich» für sich geworben.

Söder beton­te in der «Bild am Sonntag», er verste­he sich mit Laschet persön­lich sehr gut. Als Minis­ter­prä­si­dent des größten Bundes­lan­des leiste dieser großar­ti­ge Arbeit. «Es geht aber nicht um die Frage von zwei Perso­nen und deren persön­li­che Ambitio­nen, sondern um die Zukunft der Union und des gesam­ten Landes. Diese Verant­wor­tung müssen wir als Partei­vor­sit­zen­de gemein­sam schul­tern.» Auf die Frage, ob Laschet Kanzler­kan­di­dat werde, wenn er zugrei­fe, sagte Söder: «Es geht nur zusam­men. Das hat die Vergan­gen­heit gezeigt. Wenn CDU und CSU uneins sind, wird es sehr schwer.»

Bundes­in­nen­mi­nis­ter Seeho­fer sagte der «Welt am Sonntag»: «Gleich nach Ostern müssen die perso­nel­len und inhalt­li­chen Fragen zügig geklärt werden.» Mit Blick auf die deutlich gesun­ke­nen Umfra­ge­wer­te der Union ergänz­te er: «Dass die wichtigs­ten Fragen noch offen sind, bekommt uns ganz offen­sicht­lich nicht.» Anhän­ger und Mitglie­der wollten «allmäh­lich wissen, wo es lang geht, wofür sie kämpfen sollen». Die Verlus­te bei den Landtags­wah­len in Baden-Württem­berg und Rhein­land-Pfalz sowie die schlech­ten Umfra­ge­wer­te im Bund zeigten, dass die Union um Platz eins kämpfen müsse. «Das war bis vor kurzem noch jenseits meiner Vorstel­lung», räumte Seeho­fer ein.

In den Umfra­gen stand die Union zuletzt bei etwa 26 bis 28 Prozent — vor den Grünen. Laschet und Söder wollen zwischen Ostern und Pfings­ten entschei­den, wer als Kanzler­kan­di­dat bei der Bundes­tags­wahl im Septem­ber antritt. Einen genau­en Termin für die Entschei­dung gibt es nicht. Beide haben ihre Kandi­da­tur bisher auch noch nicht offizi­ell angemel­det. Laschet wird als Chef der großen Unions-Schwes­ter CDU allge­mein das erste Zugriffs­recht zugespro­chen. Söder betont regel­mä­ßig, sein Platz sei in Bayern — aber auch ihm werden Ambitio­nen auf das Kanzler­amt nachgesagt.

Seeho­fer sagte der «Welt am Sonntag», die Union brauche schnell eine Strate­gie, wo sie inhalt­lich stehe und mit wem sie koalie­ren könne. Zudem würden authen­ti­sche Politi­ker und ein knacki­ges Zukunfts­pro­gramm gebraucht. «Wenn das alles passt, dann kann ein Kanzler­kan­di­dat kämpfen, dann kann eine Partei kämpfen — denn sie weiß für was und für wen.» Mit Jammern habe man mit Sicher­heit keinen Erfolg, meinte Seeho­fer. «Wir haben ein Riesen­po­ten­zi­al, wir haben es im Kreuz, wieder in den 30-Prozent-Turm vorzu­sto­ßen, am liebs­ten bis nahe an die 40-Prozent-Marke.»

Der CDU-Mitglie­der­be­auf­trag­te Henning Otte sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Die Kanzler­kan­di­da­ten­fra­ge muss jetzt im Einver­neh­men der Vorsit­zen­den von CDU und CSU und auch mit der Unions­frak­ti­on im Bundes­tag entschie­den werden.» Schließ­lich wählten die Mitglie­der des Bundes­ta­ges den Bundes­kanz­ler. Der nieder­säch­si­sche Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te beton­te: «Die CDU muss den Anspruch haben, den Kanzler­kan­di­da­ten zu stellen.» Dazu müsse Laschet bald eine Entschei­dung treffen.

Otte fügte hinzu: «Die Kanzler­kan­di­da­ten­fra­ge der Union muss so entschie­den werden, dass in Deutsch­land eine Lust auf Zukunft entsteht.» Dazu müsse «ein Team präsen­tiert werden, in dem Köpfe und Inhal­te authen­tisch sind». Notwen­dig sei ein «Kompe­tenz­team» für den Wahlkampf und eine künfti­ge Bundes­re­gie­rung, die beide nicht nach der üblichen Praxis einer Beset­zung nach Proporz, sondern nach Authen­ti­zi­tät und nach Fachkennt­nis zusam­men­ge­setzt würden. «Das alte Prinzip, dass jeder jedes Minis­te­ri­um überneh­men kann — auch ohne vorhe­ri­ge Themen­bin­dung — muss überdacht werden.»