BERLIN (dpa) — Der CSU-Chef bekommt am Tag nach der Entschei­dung in der K‑Frage von seinen Partei­freun­den langen Applaus. Julia Klöck­ner schlägt für die Zukunft einen «Entschei­dungs­rat» von CDU und CSU vor.

Der CSU-Vorsit­zen­de Markus Söder hat Kanzler­kan­di­dat und CDU-Chef Armin Laschet nach der Entschei­dung im tagelan­gen Macht­kampf volle Unter­stüt­zung im Bundes­tags­wahl­kampf zugesichert.

In einer CSU-Frakti­ons­sit­zung im Landtag habe Söder sehr versöhn­lich gespro­chen, hieß es aus Teilneh­mer­krei­sen. Die stell­ver­tre­ten­de CDU-Chefin Julia Klöck­ner schlug als Konse­quenz aus den Ausein­an­der­set­zun­gen um die Kanzler­kan­di­da­tur einen gemein­sa­men «Entschei­dungs­rat» von CDU und CSU vor.

Söder sagte demnach, er sei sehr mit sich im Reinen. Nach seiner Rede habe er außer­ge­wöhn­lich langen Applaus bekom­men, hieß es weiter. Söder sagte, das Wahler­geb­nis in Bayern werde nun anders ausse­hen, als wenn er Kandi­dat gewor­den wäre. Dafür aber werde das CDU-Ergeb­nis in Nordrhein-Westfa­len besser — das werde sich insge­samt ausgleichen.

Die CSU-Bundes­tags­lis­te will der bayeri­sche Minis­ter­prä­si­dent nicht anfüh­ren. Wer darauf stehe, müsste auch nach Berlin gehen, sagte CSU-General­se­kre­tär Markus Blume laut Teilnehmern.

Nach Ansicht von Klöck­ner, die auch Chefin der rhein­land-pfälzi­schen CDU ist, könnte ein «Entschei­dungs­rat» von CDU und CSU für Kandi­da­ten­fin­dun­gen und Wahlpro­gram­me wie zum Beispiel bei der Europa­wahl 2024 einge­setzt werden. «Damit hätten die Mitglie­der und alle Betei­lig­ten Klarheit», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Auch im rhein­land-pfälzi­schen CDU-Landes­vor­stand und unter den Kreis­vor­sit­zen­den hatte es große Unter­stüt­zung für Söder gegeben.

Klöck­ner, die sich hinter Laschet gestellt hatte, sagte nun: «Die Entschei­dungs­we­ge für die Benen­nung des Kanzler­kan­di­da­ten von CDU und CSU haben unsere Partei­mit­glie­der heraus­ge­for­dert.» Es gebe kein klares, kein geord­ne­tes Verfah­ren, wie die Schwes­ter­par­tei­en ihren Kanzler­kan­di­da­ten oder ihre Kanzler­kan­di­da­tin bestimm­ten. «Wenn der Vorstand der CDU etwas anderes beschließt als der Vorstand der CSU, dann kommt es zu langem Ringen.»

Daraus solle die Union für die Zukunft lernen, forder­te Klöck­ner. «Wir benöti­gen einen gemein­sa­men Entschei­dungs­rat von CDU und CSU, für Fragen, die beide Schwes­ter­par­tei­en betref­fen, damit Situa­tio­nen nicht verfah­ren und damit unsere Partei­en nicht über die Maßen auf die Probe gestellt werden.» Klar sei: «Die maxima­le Stärke und Überzeu­gungs­kraft hat die Union nur dann, wenn sie sich als Schwes­ter­par­tei nicht gegen­sei­tig Energie nimmt, sondern sich gemein­sam trägt und ihre Fähig­kei­ten addiert.»

Laschet hatte am Diens­tag­abend in der ARD angekün­digt, er wolle auf die Kriti­ker in den eigenen Reihen zugehen und Söder eng einbin­den. In den nächs­ten Tagen wolle er das Gespräch mit den Kreis­ver­bän­den zu suchen, wie er es auch nach seiner Wahl zum CDU-Chef im Januar gemacht habe, als er auf die Lager seiner Mitbe­wer­ber Fried­rich Merz und Norbert Röttgen zugegan­gen sei. «Das braucht jetzt die CDU.»

Sein Ziel sei es immer gewesen, zu versöh­nen, zuzuhö­ren und Gegen­sät­ze zusam­men­zu­brin­gen. «Und ich glaube, diese Quali­tät — Menschen in einer Zeit von großen Anspan­nun­gen zusam­men­zu­brin­gen — brauchen wir auch in diesem Bundes­tags­wahl­kampf», sagte Laschet in der ARD-Sendung «Farbe beken­nen». Dabei setze er auch auf Söder: «Er wird eine prägen­de Figur natür­lich in diesem Unions­wahl­kampf sein. Er hat auch selbst gesagt, er bringt sich da ein», sagte er. «Und persön­lich werden wir das auch gemein­sam stemmen.»

Meinungs­um­fra­gen im Zusam­men­hang mit der Nominie­rung Laschets waren zu unter­schied­li­chen Ergeb­nis­sen gekom­men. Im RTL/ntv-Trend­ba­ro­me­ter des Meinungs­for­schungs­in­sti­tuts Forsa stürz­te die Union ab. Im Vergleich zur vergan­ge­nen Woche verlor sie sieben Punkte und lande­te nur noch bei 21 Prozent.

Die Grünen schos­sen um fünf Punkte nach oben und verdräng­ten mit 28 Prozent die Union von Platz eins. Sie hatten am Montag Co-Partei­che­fin Annale­na Baerbock zur Kanzlerkan­da­tin ausge­ru­fen. Die SPD rutsch­te um zwei Punkte auf 13 Prozent.

Nach einer Insa-Blitz­um­fra­ge im Auftrag der «Bild» gewin­nen die Grünen nach der Kür von Baerbock aber ledig­lich einen Punkt hinzu und kommen auf 22 Prozent. Die CDU/CSU muss im Vergleich zum Insa-Meinungs­trend vom Montag einen Punkt abgeben und landet bei 27 Prozent. SPD (16 Prozent), AfD (12 Prozent) und Linke (7 Prozent) halten ihre Werte.