FRANKFURT/MAIN (dpa) — Am 1. Novem­ber ist Weltve­gan­tag. Das Angebot an rein pflanz­li­chen Produk­ten ist stark gewach­sen, nicht nur im Super­markt. Auch mehr und mehr Gaststät­ten sprin­gen auf den Trend auf.

Rippchen, Fleisch­wurst, Leber­knö­del­sup­pe — die Speise­kar­te des Frank­fur­ter Apfel­wein­lo­kals «Zum Eichkat­zerl» macht erstmal einen sehr tradi­tio­nel­len Eindruck.

Bis zu Seite 4, die unter verschie­de­nen Fleisch­ge­rich­ten auch ein “Veganes «Frank­fur­ter Schnit­zel» mit Grüner Soße und Bratkar­tof­feln” aufführt. Solche rein pflanz­li­chen Lebens­mit­tel suchte man bis vor wenigen Jahren in den altein­ge­ses­se­nen Gaststät­ten im Frank­fur­ter Süden noch vergebens.

Das «Eichkat­zerl» existiert mindes­tens seit 140 Jahren, wie Junior-Chef Robin Böhm sagt. Seit etwa einein­halb Jahren wartet das Lokal demnach auch mit knusp­rig panier­ten Schnit­zeln aus Sojamehl auf — mit zuneh­men­dem Erfolg. Etwa ein Viertel aller bestell­ter Schnit­zel bestehe inzwi­schen aus Soja. Dazu hat Küchen­che­fin Claudia Voigt eine pflanz­li­che Varian­te der tradi­tio­nel­len Frank­fur­ter Grünen Soße kreiert. Die werde auch gern von Menschen bestellt, die keine Milch verdau­en könnten, erzählt sie.

Große Anzie­hung für junge Leute

Es sei zu beobach­ten, dass das Angebot vermehrt junge Menschen anzie­he. «Ich finde das gut, damit die Apfel­wein-Tradi­ti­on weiter­lebt», sagt der Junior­chef. Er hatte sich ein Jahr lang vegan ernährt, das gab den Ausschlag für das Angebot im «Eichkat­zerl». Zusam­men mit immer wieder­keh­ren­den Nachfra­gen nach Pflan­zen­kost. Menschen, die sich ums Tierwohl sorgten, sollten nicht außen vor bleiben, findet Böhm.

Auch anders­wo in Deutsch­land gibt es inzwi­schen auch in Tradi­ti­ons­gast­stät­ten Veganes. «Die gastro­no­mi­schen Betrie­be in Deutsch­land stellen fest, dass die Nachfra­ge nach vegeta­ri­schen bezie­hungs­wei­se veganen Gerich­ten steigt», sagt die Spreche­rin des Deutschen Hotel- und Gaststät­ten­ver­bands (Dehoga), Stefa­nie Heckel. Entspre­chen­de Angebo­te fänden sich nicht nur auf den Standard-Speise­kar­ten, vegetarische/vegane Gänge hätten es bis zu Gala- oder Dinner­ver­an­stal­tun­gen als Alter­na­ti­ve zu Fisch- oder Fleisch­ge­rich­ten geschafft.

Darauf habe man auch bei der Ausbil­dung zur Köchin oder zum Koch reagiert: Die Zuberei­tung pflanz­li­cher Lebens­mit­tel soll dabei künftig einen größe­ren Anteil einneh­men. Der Markt wachse, aller­dings auf kleinem Niveau. «Fleisch­freie Produk­te sind lange noch nicht Mainstream. Zudem lässt sich ja auch beobach­ten, dass Burger‑, Steak- und andere Fleisch­kon­zep­te weiter­hin boomen», sagt Heckel.

Zahlen legen deutlich zu

Laut dem Ernäh­rungs­re­port des Bundes­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums 2021 bezeich­nen sich zehn Prozent der Bundes­bür­ger als vegeta­risch und zwei Prozent als vegan. Die Antei­le hätten sich im Vorjah­res­ver­gleich verdop­pelt. Am Weltve­gan­tag am 1. Novem­ber weisen Organi­sa­tio­nen und Initia­ti­ven weltweit mit Aktio­nen auf die Vortei­le und Gründe rein pflanz­li­cher Ernäh­rung hin, wie Vermei­dung von Tierleid und Klimaschutz.

Die wachsen­de Beliebt­heit von Fleisch- und Milch­al­ter­na­ti­ven geht nach Einschät­zung der Organi­sa­ti­on ProVeg (ehemals Vegeta­ri­er­bund) vor allem auf Menschen zurück, die den Konsum tieri­scher Lebens­mit­tel reduzie­ren, sogenann­te Flexi­ta­ri­er. Hierzu zählten rund 40 Prozent der Bundesbürger.

Das Restau­rant «Lafleur» im Frank­fur­ter Palmen­gar­ten mit Zwei-Sterne-Koch Andre­as Krolik bietet seit 2014 auch ein veganes Menü mit sechs Gängen an — als Alter­na­ti­ve auf Augen­hö­he, wie Geschäfts­füh­rer Robert Mangold sagt. «Die Kundschaft war begeis­tert», erinnert er sich an die Reakti­on. Krolik war 2016 als einer der besten Gemüse­kö­che Deutsch­lands ausge­zeich­net worden. Die Nachfra­ge nach reiner Pflan­zen­kost steige, so Mangold. An manchen Sommer-Wochen­en­den entschie­den sich inzwi­schen bis zu 45 Prozent der Gäste dafür.

Von Isabell Scheu­plein (Text) und Andre­as Arnold (Fotos), dpa