STUTTGART (dpa/lsw) — Wer sich eine Solar­an­la­ge aufs Dach montie­ren lassen will, muss aktuell viel Geduld mitbrin­gen. Dennoch machte zuletzt die Forde­rung nach einer Solar­pflicht für ältere Gebäu­de die Runde. Ein Branchen­ver­tre­ter ist skeptisch.

Die von den Grünen gefor­der­te Solar­pflicht auch für ältere Gebäu­de stößt bei der Branche derzeit auf Skepsis. «Grund­sätz­lich ist es richtig. Aber die Diskus­si­on müssen wir aktuell und in den nächs­ten fünf Jahren nicht führen, wenn sich an der Auftrags­la­ge nicht gravie­rend etwas ändern sollte», sagte der Geschäfts­füh­rer des Solar Cluster Baden-Württem­berg, Franz Pöter, der Deutschen Presse-Agentur. Er schät­ze, dass bis 2035 ohnehin 80 Prozent der Dächer saniert werden und somit mit Solar­an­la­gen ausge­stat­tet werden müssen. Zudem seien die aktuel­len Energie­prei­se die beste Werbung.

Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann hatte auf dem Grünen-Partei­tag zuletzt auf eine Solar­pflicht auch für ältere Gebäu­de bis 2035 gepocht. Für Neubau­ten gilt sie schon, ab 2023 müssen auch auf grund­le­gend sanier­te Dächer neue Photo­vol­ta­ik-Anlagen (PV-Anlagen). Die CDU reagier­te ableh­nend auf den Vorschlag. Am Mittwoch kommt die Solar­bran­che im Südwes­ten zu einem Branchen­tag in Stutt­gart zusam­men und will disku­tie­ren, wie der Ausbau beschleu­nigt werden kann. Auch das Umwelt­mi­nis­te­ri­um ist an der Veran­stal­tung beteiligt.

Wer früher eine PV-Anlage fürs Hausdach bestellt habe, habe mit vier Wochen Liefer­zeit rechnen müssen, sagte Pöter. Heute seien es eher sechs bis neun Monate. Die Nachfra­ge habe deutlich angezo­gen — zum einen durch die neue Regie­rungs­po­li­tik der Ampel, zum anderen getrie­ben durch die hohen Energie­prei­se. Gerade Unter­neh­men melde­ten sich derzeit oft und erkun­dig­ten sich nach schnel­len Alternativen.

Zugleich gebe es aber nach wie vor Liefer­schwie­rig­kei­ten bei einigen Teilen, wie zum Beispiel Wechsel­rich­tern. Der größte Engpass sei aber, genügend Handwer­ker für die Monta­ge zu finden. «Manch­mal war Solar gewollt, dann wieder nicht — das hat zu einer großen Verun­si­che­rung geführt.» Einige Elektri­ker hätten sich die Finger verbrannt und sich danach aus dem Bereich zurück­ge­zo­gen. Aktuell werde aber bei vielen Unter­neh­men wieder Perso­nal aufge­baut. Die Nachfra­ge sei hoch und die Progno­sen besag­ten, dass es so weiter­ge­he. Außer­dem seien fast alle Partei­en auf Ausbau gepolt.

Um diesen aber schnel­ler voran­trei­ben zu können, brauche es unter anderem eine Ausbil­dungs­of­fen­si­ve. Zudem müssten Geneh­mi­gungs­pro­zes­se für Solar­an­la­gen priori­siert und verein­facht werden. Und auch eine eigene Photo­vol­ta­ik­pro­duk­ti­on in Baden-Württem­berg sei mit Flankie­rung des Landes denkbar, sagte Pöter. Derzeit bestehe noch eine große Abhän­gig­keit vom asiati­schen Markt.