OFFENBACH (dpa) — Bis zu 27 Grad — und das Ende Oktober. Dafür sorgt in diesem Jahr ein selte­nes, aber nicht unbekann­tes Wetter-Phänomen.

Das letzte Oktober­wo­chen­en­de beschert Deutsch­land noch einmal richtig sommer­li­che Tempe­ra­tu­ren. Der Deutsche Wetter­dienst (DWD) in Offen­bach kennt die Hinter­grün­de dieses ungewöhn­li­chen Wetter-Phänomens.

Wie warm wird es denn überhaupt in den kommen­den Tagen noch?

Der DWD rechnet mit Tempe­ra­tu­ren von bis zu 27 Grad. Die höchs­ten Werte werden in Baden-Württem­berg, am Alpen­rand und am Nordrand der Mittel­ge­bir­ge erwar­tet. Nur in den Fluss­tä­lern halten sich Nebel- und Hochne­bel­fel­der teilwei­se bis zum Mittag. Dort liegen die Tempe­ra­tu­ren dann unter 20 Grad.

27 Grad — sind das dann «echte» Sommer­ta­ge im Herbst?

Ja, zumin­dest für Meteo­ro­lo­gen. Denn die Wissen­schaft­ler sprechen von einem Sommer­tag, sobald die Tempe­ra­tu­ren die 25-Grad-Marke übersteigen.

Wie kommt es denn zu dem aktuel­len Wetter-Phänomen?

Ursache sind das Hochdruck­ge­biet «Zacha­ri­as» über Osteu­ro­pa und das Tiefdruck­ge­biet «Iris» über dem Nordat­lan­tik. Sie sorgen derzeit dafür, dass eine für die Jahres­zeit ungewöhn­lich warme Luftmas­se über Spani­en und Frank­reich nach Deutsch­land zieht.

Wie oft kommt so eine Konstel­la­ti­on vor?

«Das gibt es immer wieder», sagt DWD-Meteo­ro­lo­ge Marcel Schmid. Aller­dings liege Deutsch­land dieses Mal exakt in der Mitte dieses Zustroms warmer Luft und bekom­me damit die meiste ab.

Wird der Tempe­ra­tur-Rekord für den Oktober noch geknackt?

«Dieser Wert wird aller Voraus­sicht nach dann doch verfehlt», sagt Schmid. Denn: Die höchs­te in Deutsch­land im letzten Drittel des Oktobers je gemes­se­ne Tempe­ra­tur liegt bei 28,6 Grad. Sie wurde am 26. Oktober 2006 in Emmen­din­gen-Mundin­gen (Baden-Württem­berg) erreicht. Im Jahr 2009 wurden in Müllheim in Baden sogar schon einmal 30,9 Grad gemes­sen — das war aller­dings an einem 7. Oktober und damit zum Monatsanfang.

In diesem Jahr gab es im Oktober schon einige sonni­ge Tage. Wo war es bislang am wärmsten?

In Bernburg an der Saale am 17. Oktober mit 26,8 Grad Celsi­us (Stand: 27. Oktober). Die ausführ­li­che Monats­bi­lanz veröf­fent­licht der DWD am Montag.

Wie geht es ab nächs­ter Woche weiter?

Bis zum Sonntag erwar­ten die Meteo­ro­lo­gen «landes­weit ideales Wetter für einen Nachmit­tag im Biergar­ten oder einen Grill­abend mit Freun­den». Ab Montag ändert sich das dann etwas. Dann gehen die Höchst­wer­te ein wenig zurück. «Mit Tempe­ra­tu­ren von 16 bis 21 Grad ist es aller­dings weiter­hin deutlich zu mild für die Jahres­zeit», sagt Schmid.

Hat der milde Oktober wirtschaft­li­chen Auswirkungen?

Deutsch­lands Haushal­te und kleine­re Firmen haben in der vergan­ge­nen Woche deutlich weniger Erdgas verbraucht als in den Vorjah­ren. In der Kalen­der­wo­che 42 betrug der durch­schnitt­li­che Gasver­brauch pro Tag nach Angaben der Bundes­netz­agen­tur in Bonn 549 Gigawatt­stun­den (GWh). Das sind gut 41 Prozent weniger als der Tages­durch­schnitt in den gleichen Kalen­der­wo­chen der Jahre 2018 bis 2021 (935 GWh).