BAD SCHUSSENRIED — Ohne Zweifel, es war ein außer­ge­wöhn­li­cher, energie­ge­la­de­ner Sommer, nach dem “Jahrhun­dert­som­mer 2003” der zweit­wärms­te seit Beginn der Aufzeich­nun­gen der Wetter­war­te Süd vor 55 Jahren. Von der Dürre in weiten Teilen Deutsch­lands und in vielen Ländern Europas und der ganz großen Hitze blieben wir jedoch weitge­hend verschont.

Was die Sonnen­schein­dau­er anbelangt hat dieser Sommer all seine Vorgän­ger buchstäb­lich in den Schat­ten gestellt. Mit 965,5 Stunden überbot er an der Wetter­zen­tra­le in Bad Schus­sen­ried den eigent­lich als unerreich­bar gelten­den Spitzen­wert von 2003 um elf Stunden. Dabei verteil­ten sich die Sonnen­stun­den ziemlich ausge­gli­chen auf die drei Sommer­mo­na­te. An 26 Tagen trübte sogar kaum ein Wölkchen den strah­len­den Sonnenschein.

Auch was die Tempe­ra­tu­ren anbelangt gibt es keine großen Unter­schie­de. Länge­re feucht-kühle Wetter­pha­sen gab es nicht. Dafür gleich mehre­re Hitze­wel­len. Sengend heiß war es am 19. Juni, um den 20. Juli herum sowie Anfang August, als verbrei­tet 35 Grad, in der Spitze bis zu 38 Grad (Fried­richs­ha­fen) gemes­sen wurden. In der Summe kletter­te das Queck­sil­ber an 67 Tagen über die Sommer­mar­ke von 25 Grad und 21-mal über die Hitze­mar­ke von 30 Grad. Beacht­lich hohe Werte, erst recht im Vergleich zum feucht-kühlen Regen­som­mer des Vorjah­res, als gerade einmal 40 Sommer­ta­ge und 8 Hitze­ta­ge verbucht wurden. Am Rhein, natur­ge­mäß ohnehin die heißes­te Ecke Baden-Württem­bergs, verzeich­ne­ten die Wetter­be­ob­ach­ter aller­dings allein im August so viele Hitze­ta­ge wie im Alpen­vor­land den gesam­ten Sommer hindurch. Hier sorgte der öfters böige Ostwind immer wieder mal für erträg­li­che­re Tempe­ra­tu­ren und aufgrund der häufig trocke­nen Luft für angenehm erfri­schen­de Nächte.

Völlig aus dem Rahmen fallen die Nieder­schlags­ver­hält­nis­se. Während die Trocken­heit vieler­orts ernst­haf­te Problem berei­te­te und mancher­orts gar die Trink­was­ser­ver­sor­gung gefähr­de­te, ragten die Regio­nen südlich der Donau und hier vor allem die östli­chen Berei­che wie eine grüne Insel aus dem ansons­ten verdorr­ten, ocker­brau­nen Landschafts­bild hervor. Zu verdan­ken hatten wir dies den Alpen, welche die meist schwa­chen Tiefaus­läu­fer wetter­wirk­sam aktivier­ten und so teils ergie­bi­ge Schau­er auslös­ten, wobei örtlich auch zu viel des Guten in kürzes­ter Zeit vom Himmel prassel­te. Ledig­lich am 30. Juni und ganz beson­ders am 18./19. August, beim Durch­zug von Regen­tief “Karin”, fiel flächen­de­ckend und ergie­big Wasser, wodurch der rekord­ver­däch­tig niedri­ge Sommer­pe­gel des Boden­sees vorüber­ge­hend um beina­he 30 Zenti­me­ter anstieg. Die Bäche und Flüsse wurden revita­li­siert, die Regen­fäs­ser gefüllt und die Böden gesät­tigt, wenn auch nur oberfläch­lich. Lokal begrenzt kam es jedoch zu Überschwem­mun­gen. Kein Wunder, wurden in Burgrie­den bei Laupheim allein am 19. August 120 Liter Regen/m² regis­triert. Die Wolken ergos­sen ihr Nass in den letzten Monaten auffäl­lig ungleich­mä­ßig übers Land. So melde­te Norbert Forten­ba­cher aus Schwen­di in diesem Sommer 420 Liter/m² und damit deutlich mehr als im langjäh­ri­gen Mittel, Erich Lamers aus dem nahe gelege­nen Erolz­heim dagegen nur halb soviel: 211 Liter/m². Zu trocken war es generell auf der Schwä­bi­schen Alb, je weiter nach Norden umso mehr und allge­mein in den westli­chen Landesteilen.

Die große Hitze ist nun defini­tiv vorüber. Im Laufe des Septem­bers, dem “Mai des Herbs­tes”, geht der Spätsom­mer in den Altwei­ber­som­mer über, so dass uns wohl noch einige angenehm warme und schöne Tage bevor­ste­hen werden, zumin­dest statis­tisch gesehen.