BERLIN (dpa) — Die Corona-Fallzah­len steigen stetig an, neue Mutan­ten des Virus aus Afrika könnten die Situa­ti­on drama­tisch verschär­fen. Die Appel­le nach umgehen­den Kontakt­be­schrän­kun­gen werden deutlich vernehmbar.

Der geschäfts­füh­ren­de Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn hat eindring­lich massi­ve Kontakt­re­du­zie­run­gen gefor­dert, um eine Corona-Katastro­phe in Deutsch­land abzuwenden.

«Die Lage ist drama­tisch ernst. So ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in dieser Pande­mie», sagte der CDU-Politi­ker am Freitag in Berlin. «Vorletz­te Woche haben wir gesagt, es ist fünf nach zwölf. Letzte Woche haben wir gesagt, es ist zehn nach zwölf. Es ist mittler­wei­le halb eins, aber der Weckruf ist noch immer nicht überall angekommen.»

Man sei in einer «natio­na­len Notla­ge». Doch zu wenig passie­re, und oft zu spät. «Wir müsse jetzt diese Welle stoppen», mahnte Spahn. Zugleich zeigte er sich besorgt wegen der in Südafri­ka aufge­tauch­ten neuen Varian­te des Corona­vi­rus (B.1.1.529). Doch zu wenig passie­re, und oft zu spät. «Wir müsse jetzt diese Welle stoppen», mahnte Spahn.

Ganz kurzfris­tig mache jetzt nur eines den entschei­den­den Unter­schied, sagte Spahn: «Die Zahl der Kontak­te muss runter, deutlich runter. Es nützt alles nichts.» Konkret nannte er konse­quen­te Zugangs­re­geln nur für Geimpf­te und Genese­ne zusätz­lich mit Test (2G plus), Absagen von Feiern und Großveranstaltungen.

Dringen­der Appell an die Politik

RKI-Präsi­dent Lothar Wieler fordert konkret die Politik auf, gegen die immer drasti­scher um sich greifen­de Corona-Welle Maßnah­men zur sofor­ti­gen Kontakt­re­du­zie­rung zu beschlie­ßen. «Wir brauchen eine massi­ve Reduk­ti­on der Kontak­te — jetzt sofort», sagte der Präsi­dent des Robert Koch-Insti­tuts (RKI).

«Ich erwar­te jetzt von den Entschei­dern, dass sie alle Maßnah­men einlei­ten, um gemein­sam die Fallzah­len herun­ter­zu­brin­gen», sagte Wieler. «Der kommen­de Winter hängt von unserem Verhal­ten ab und von der Entschei­dung der Verant­wor­tungs­trä­ger, kontakt­re­du­zie­ren­de Maßnah­men zu entlassen.»

Wieler sagte: «Wir stehen an einer Kreuzung, wir haben eine Wahl. Wir können den Weg wählen, der ins Chaos führt und zu einem schlech­ten Ende.» Der Tanker fahre dann gegen die Kaimau­er. «Oder den, der das Gesund­heits­sys­tem entlas­tet und vielleicht ein fried­li­ches Weihnachts­fest ermög­licht und auch noch viel mehr Menschen am Weihnachts­tisch sitzen lässt.»

Söder fordert «Bundes­not­brem­se»

Unter­des­sen fordert Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder vom Bund schnel­les Handeln. «Wir brauchen eine wirksa­me natio­na­le Eindäm­mungs­stra­te­gie», sagte er in Rosen­heim. Es brauche eine «einheit­li­che Bundes­not­brem­se» und ebenso eine rasche­re Ministerpräsidentenkonferenz.

Nötig sei auch eine schnel­le allge­mei­ne Impfpflicht — am besten schon am 1. Januar. «Wir brauchen eine Impfpflicht und zwar so schnell wie möglich.» Zudem müsse angesichts der neuen Mutati­on aus Südafri­ka gehan­delt werden — so sei ein Einrei­se­ver­bot aus Südafri­ka notwendig.

Neue Höchst­stän­de

Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert Koch-Insti­tut übermit­tel­ten Corona-Neuin­fek­tio­nen hat wieder einen Höchst­stand erreicht.

Die Gesund­heits­äm­ter melde­ten laut RKI-Angaben von Freitag­mor­gen 76.414 Fälle in 24 Stunden. Vor genau einer Woche waren es 52.970 erfass­te Neuin­fek­tio­nen gewesen. Die Sieben-Tage Inzidenz gab das RKI mit 438,2 an — ebenfalls ein Höchst­wert. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 419,7 gelegen, vor einer Woche bei 340,7 (Vormo­nat: 113,0). Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.32 Uhr wiedergeben.

Zahl der Todes­fäl­le steigt

Deutsch­land­weit wurden den neuen Angaben zufol­ge binnen 24 Stunden 357 Todes­fäl­le verzeich­net. Vor einer Woche waren es 201 Todes­fäl­le. Das RKI zählte seit Beginn der Pande­mie 5.650.170 nachge­wie­se­ne Infek­tio­nen mit Sars-CoV‑2. Die tatsäch­li­che Gesamt­zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infek­tio­nen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Klini­ken aufge­nom­me­nen Corona-Patien­ten je 100.000 Einwoh­ner inner­halb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 5,97 an (Donners­tag: 5,79). Der Wert spielt eine wesent­li­che Rolle für die Beurtei­lung des Infek­ti­ons­ge­sche­hens. Bei Überschrei­tung der Grenz­wer­te 3, 6 und 9 in den Bundes­län­dern können dort jeweils schär­fe­re Maßnah­men zur Bekämp­fung der Pande­mie verhängt werden.

Die Zahl der Genese­nen gab das RKI heute mit 4.775.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Betei­li­gung einer nachge­wie­se­nen Infek­ti­on mit Sars-CoV‑2 gestor­ben sind, stieg auf 100.476.