Spani­en zieht die wieder Corona-Handbrem­se an: Um eine nächt­li­che Ausgeh­sper­re und andere stren­ge Maßnah­men anord­nen zu dürfen, ruft die Regie­rung zum zweiten Mal den Notstand aus. Ausge­nom­men sind die Kanaren, die das Virus wieder unter Kontrol­le bringen konnten.

Die Verhän­gung des sogenann­ten Alarm­zu­stands, der dritt­höchs­ten Notstands­stu­fe des Landes, wurde am Sonntag bei einer außer­or­dent­li­chen Minis­ter­rats­sit­zung in Madrid beschlos­sen, wie Minis­ter­prä­si­dent Pedro Sánchez mitteil­te. Die Maßnah­me sollte noch am Sonntag mit Veröf­fent­li­chung im Amtsblatt in Kraft treten.

Der Notstand gilt zunächst für zwei Wochen. Eine Verlän­ge­rung müsste vom Parla­ment gebil­ligt werden. Er hoffe, den Notstand mit Unter­stüt­zung der Opposi­ti­on bis zum 9. Mai verlän­gern zu können, sagte Sánchez. Der Chef der linken Minder­heits­re­gie­rung beton­te, die Ausru­fung des Notstands sei von zehn der insge­samt 17 Regio­nen Spani­ens, den sogenann­ten Autono­men Gemein­schaf­ten, beantragt worden. «Spani­en ist in einer extre­men Lage», warnte der Sozialist.

Nur unter dem Notstand darf die Regie­rung die Bewegungs­frei­heit der Menschen einschrän­ken. Anders als beim Alarm­zu­stand, der in Spani­en wegen Corona zwischen dem 14. März und dem 20. Juni herrsch­te, wird diesmal keine totale Ausgangs­sper­re, sondern nur ein nächt­li­ches Ausgeh­ver­bot zwischen 23 Uhr und sechs Uhr morgens verhängt. Die Regio­nen bekom­men aber Spiel­raum zur Ausge­stal­tung der Ausgeh­sper­re und dürfen — je nach der spezi­el­len Situa­ti­on — den Beginn zwischen 22 und 24 Uhr und das Ende zwischen fünf und sieben Uhr ansetzen.

Die Anord­nung gilt praktisch für das ganze Land. Ausge­nom­men sind nur die Kanaren. Die Urlaubs­re­gi­on im Atlan­tik vor der Westküs­te Afrikas, die ebenso wie die Balea­ren samt Mallor­ca beson­ders stark vom Touris­mus abhängt, hatte zuletzt das Virus wieder einiger­ma­ßen unter Kontrol­le bekom­men. Deutsch­land und Großbri­tan­ni­en hatten sie daher vor wenigen Tagen von der Liste der Risiko­ge­bie­te gestrichen.

Schon vor Ausru­fung des Notstands hatten zwei Regio­nen, Valen­cia sowie Kasti­li­en und León, in der Nacht zum Sonntag nächt­li­che Ausgeh­sper­ren in Kraft treten lassen. Im Rahmen des Notstands dürfen sich die Regio­nen außer­dem ab sofort auf eigene Initia­ti­ve abrie­geln, ohne befürch­ten zu müssen, dass die Justiz diese Maßnah­me kippt, und andere Einschrän­kun­gen beschlie­ßen. Im ganzen Land werden zudem bis auf weite­res Versamm­lun­gen von mehr als sechs Perso­nen, die nicht im selben Haushalt leben, untersagt.

Spani­en ist eines der am schwers­ten von der Pande­mie betrof­fe­nen Länder Westeu­ro­pas. Bisher wurden mehr als eine Milli­on Infizier­te regis­triert, knapp 35.000 Menschen starben mit Covid-19. Die Zahl der Neuin­fek­tio­nen je 100.000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen liegt bei 191,11 mit steigen­der Tendenz. Zum Vergleich: In Deutsch­land beträgt dieser Wert nach Angaben des Robert Koch-Insti­tuts 68,4.