LAUPHEIM — Die Laupheimer Sozialdemokraten hatten sich bei guter Stimmung zu ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung getroffen. Zu Gast war auch der Bundestagsabgeordnete Martin Gerster, der die Genossinnen und Genossen auf die baldige Bundestagswahl einstimmte. Aufgrund der Pandemie im vergangenen Jahr konnten weder die turnusgemäße Jahreshauptversammlung 2020 durchgeführt noch das diesjährige Parteijubiläum zum 125 jährigen Bestehen der SPD in Laupheim gebührlich gefeiert werden. Umso mehr freuten sich die Genossinnen und Genossen auf die diesjährige Versammlung. Eine Neuorientierung erbrachte die Wahl des Ortsvereinsvorstands. So sind die Kandidierenden mit dem Kreisvorstand, der Kreistagsfraktion, dem Gemeinde- und Ortschaftsrat sowie den Jusos vernetzt.
Zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde Ioannis Tagos, 24, Student der Politik und Verwaltung an der Universität Konstanz. „Mein Ziel ist es, Bürgernähe zu fördern und vor allem junge Menschen in die Politik einzubinden und dafür zu begeistern.“ Zum Stellvertreter wurde Dr. Werner Stephan, pensionierter Leiter der Abteilung für sichere Systeme am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken gewählt. „Mein Leitgedanke ist ein handlungswilliger und handlungsfähiger Staat, der demokratisch zustande gekommene Ziele aktiv verfolgt“. Im Amt bestätigt wurde Kurt Walter Matthes als Kassierer. Als Schriftführer fungiert Hermann Schwendt. Dem Vorstand sitzen bei Robert Kreklau, Martina Miller, Edith Lorenz-Henselmans und Irene Schwendt. Dem alten Vorstand, insbesondere dem früheren OV-Vorsitzenden Robert Kreklau, der aus beruflichen Gründen vom Vorsitz zurückgetreten ist, dem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden Oliver Thiem, sowie der bisherigen Schriftführerin, Pauline Reich und auch dem Beisitzer Benjamin Matthes, wurde für ihre Arbeit und ihr Engagement von der Versammlung herzlich gedankt.
Neben den Neuwahlen im Ortsvereinsvorstand ging es vor allem auch um die aktuelle Bundes- und Kommunalpolitik. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster berichtete dazu aus dem Bundestag und zur Bundestagswahl: „Die SPD steht vor einem historischen Moment, denn wir haben nach 16 Jahren wieder die greifbare Chance, die stärkste politische Kraft zu werden und mit Olaf Scholz den nächsten Kanzler zu stellen. Wir möchten, dass in unserer Gesellschaft mehr Respekt herrscht und wir eine gute wirtschaftliche Zukunft mit sicheren Arbeitsplätzen haben in einem klimaneutralen Deutschland. Die SPD steht für stabile Renten, für bezahlbares Wohnen und kämpft für einen Mindestlohn von 12 Euro.“
Die beiden Stadträtinnen Martina Miller und Edith Lorenz-Henselmans berichteten aus dem Gemeinderat: „Wir bedauern, dass die Mehrheitsfraktionen uns keinen Fraktionsstatus zugestanden haben, dies erschwert uns unsere Mandatsausübung. Dennoch wird uns von den Bürgern Laupheims viel Respekt gezollt für unsere engagierte Arbeit.“ Die Stadträtinnen lobten die Stadtverwaltung für das Sozialraumkonzept der städtischen Jugendarbeit, das Impulspapier Soziale Arbeit, welches Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen zu Gute kommt sowie das Engagement der kommunalen Wärmeplanung für den Klimaschutz. Kritisch bewerten sie dagegen das Mobilitätskonzept mit fehlender Radinfrastruktur, unzureichendem Stadtlinienverkehr sowie dem Parkhaus. Bedauerlich ist auch der Verlust des einzigen Lebensmittelgeschäftes in der Innenstadt sowie die zögerliche Vorgehensweise bei der dringlichen Rathaussanierung. Die Rätinnen fordern eine behutsame Nachverdichtung zur Schaffung von flächensparendem bezahlbarem Wohnraum, das geplante Wohngebiet am Schlossgarten deckt diesen Bedarf nicht ab. Die SPD wird sich weiterhin für den Erhalt von heimatgeschichtlich bedeutsamen Gebäuden einsetzen.
Kreisrätin Martina Miller erläuterte nochmals die steigenden Defizite und Qualitätsanforderung und Personalbedarf als Ursachen für die Umstrukturierung der Gesundheitsversorgung im Landkreis 2012. Neben der zentralen Klinik in Biberach haben sich die Laupheimer und Riedlinger für den Erhalt dezentraler stationärer Strukturen eingesetzt. Das für Laupheim angedachte Konzept mit Schwerpunkt Älterennmedizin muss nun zeitnah umgesetzt werden.
Kritisch diskutiert wurde die derzeitige Situation bei der eingeschränkten chirurgischen Notfallaufnahme. Die Genossinnen und Genossen sahen für die große Kreisstadt Laupheim einen weiter bestehenden Bedarf für eine Notfallaufnahme am Abend und am Wochenende. Die Bihlafinger Ortschaftsrätin Irene Schwendt wünschte sich eine stärkere Einbindung der Bürger in öffentliche Entscheidungen und setzt sich für eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen ein.
Als Ziel formulierte der neue OV-Vorsitzende Ioannis Tagos mit dem Rückenwind der Bundestagswahl, auch neue Segel zu setzen für die SPD vor Ort, um bei der Kommunalwahl 2024 wieder den Fraktionsstatus zu erlangen. So soll die Kommunikation zwischen den Mitgliedern und Bürgerinnen und Bürgern in einem kritischen Dialog verstärkt und gefördert werden. Dies soll u.a. mit Stammtischen und Veranstaltungsforen ermöglicht werden. Als Mitglied des Kreisvorstands bekräftigte der Stellvertreter Werner Stephan die Notwendigkeit der stärkeren Zusammenarbeit der Ortsvereine innerhalb des Kreisverbandes.