RAVENSBURG (dpa/lsw) — Nachdem in den vergangenen Monaten mehrere Menschen aus dem Maßregelvollzug geflohen sind, sieht die SPD Sozialminister Manne Lucha (Grüne) in der Pflicht. «Sozialminister Lucha trägt die Verantwortung dafür, Sicherheitsrisiken in allen Standorten auszuschließen und weitere Bedrohungslagen für die Bevölkerung zu vermeiden», sagte Jonas Weber, Experte der SPD-Landtagsfraktion für Strafvollzug, der «Schwäbischen Zeitung» (Samstag). Seit November haben sich vier Personen allein aus dem Zentrum für Psychiatrie in Ravensburg-Weißenau (ZfP Südwürttemberg) abgesetzt, alle griff die Polizei kurze Zeit später wieder auf.
Ein Sprecher des Ministeriums sagte der Zeitung: «Besondere Auffälligkeiten sind hier nicht festzustellen.» Dieter Grupp, Geschäftsführer des ZfP Südwürttemberg, sagte über die aktuelle Häufung der Fälle: «So etwas ist für uns neu.» Die Zahl der Entweichungen insgesamt habe sich über die vergangenen Jahre aber nicht geändert. Die Zentren für Psychiatrie in Baden-Württemberg haben laut Ministerium vergangenes Jahr 56 Entweichungen gemeldet.
Im Maßregelvollzug werden psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter untergebracht. Sie kommen dann zum Beispiel in eine Psychiatrie oder Entzugsklinik statt in ein Gefängnis.
SPD-Politiker Weber sieht das Problem in mangelnden Plätzen und unzureichender Unterstützung für die Einrichtungen. «Der andauernde Mangel an Plätzen sorgt für erheblichen Druck in den bestehenden Einrichtungen und stellt ein großes Sicherheitsrisiko dar.»