BERLIN (dpa) — Ob das Gas im Winter knapp wird, kann niemand sicher vorher­sa­gen. Sollte es tatsäch­lich so kommen, würde zuletzt bei Privat­haus­hal­ten ratio­niert. In den Städten sind schon jetzt Krisen­stä­be im Einsatz.

Angesichts einer mögli­cher­wei­se drohen­den Energie-Knapp­heit im Winter arbei­ten die Städte an Krisen­plä­nen und prüfen Maßnah­men zum Einspa­ren von Gas, die jetzt schon umgesetzt werden sollen.

«Falls Deutsch­land der Gashahn abgedreht wird, gehören Privat­haus­hal­te zu den beson­ders geschütz­ten Kunden — bei ihnen würde also erst als Letztes Energie ratio­niert», sagte die stell­ver­tre­ten­de Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin des Deutschen Städte­ta­ges, Verena Göppert, der Deutschen Presse-Agentur. Noch besser wäre es, wenn die Gas-Vorrä­te reichen und Einschrän­kun­gen überhaupt nicht notwen­dig würden.

Enge Abstim­mung mit Bund, Ländern und Bundesnetzagentur

Energie einzu­spa­ren sei in der aktuel­len Situa­ti­on eine Aufga­be der gesam­ten Gesell­schaft. Die Städte prüften daher aktuell viele kurzfris­ti­ge Einspar­maß­nah­men, sagte Göppert. Sie «lassen etwa Beleuch­tun­gen aus, verzich­ten auf warmes Wasser in öffent­li­chen Gebäu­den, schal­ten Brunnen ab, tempe­rie­ren Klima­an­la­gen und Badewas­ser anders».

Zusätz­lich erarbei­te­ten die Städten mit ihren Krisen­stä­ben und den kommu­na­len Versor­gern Krisen­plä­ne für den Fall, dass der Bund die Notfall­stu­fe Gas ausru­fen und Gas ratio­niert werden sollte, hieß es vom Städte­tag. Hierzu finde auch eine enge Abstim­mung mit Bund, Ländern und der Bundes­netz­agen­tur statt. Göppert beton­te: «Klar ist dabei: Niemand soll im Winter frieren müssen.»

Auf die Frage nach mögli­chen Vorkeh­run­gen für eine Energie-Mangel­si­tua­ti­on beim Bundes­amt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Katastro­phen­hil­fe (BBK) teilte eine Spreche­rin der dpa mit: «In Bezug auf Gas-Mangel sind die Fachleu­te im Bereich Kriti­sche Infra­struk­tu­ren sehr wachsam und im ständi­gen Austausch mit der Bundes­netz­agen­tur.» Ziel sei es dabei, «die Lage genau bewer­ten zu können und wenn nötig Ablei­tun­gen für den Bevöl­ke­rungs­schutz zu ziehen».

Erstel­lung eines einheit­li­chen Lagebildes

Das noch im Aufbau befind­li­che Gemein­sa­me Kompe­tenz­zen­trum von Bund und Ländern beim BBK habe seinen ersten Arbeits­schwer­punkt auf die Erstel­lung eines einheit­li­chen Lagebil­des gelegt. Auf dessen Grund­la­ge wären dann Bewer­tun­gen und Entschei­dun­gen möglich, sollte sich die Lage verschärfen.

Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 war am Montag wegen Wartungs­ar­bei­ten abgeschal­tet worden. Die Wartung dauert in der Regel bis zu zehn Tage.

Die große Sorge ist, dass Russland den Gashahn aber nicht wieder aufdreht. Dann könnte es in der Heizpe­ri­ode zu einer Gasman­gel­la­ge kommen, die Bundes­re­gie­rung will eine solche unbedingt verhin­dern — weil sie schwe­re Schäden für die Wirtschaft haben könnte und große sozia­le Folgen. Deswe­gen soll die Abhän­gig­keit von russi­schem Gas verhin­dert werden, zum Beispiel durch den Bau von Termi­nals für Flüssig­erd­gas. Der Gasver­brauch beim Strom soll verrin­gert werden.