Fünf Wochen ist das Land nun im Teil-Lockdown, die Infek­ti­ons­zah­len bleiben hoch. Die Rufe nach nochmals schär­fe­ren Regeln für Hotspots werden lauter, erste Länder haben reagiert. Müssen Kanzle­rin und Minis­ter­prä­si­den­ten vor Weihnach­ten noch einmal beraten?

Auch ein weite­res Treffen von Bund und Ländern noch vor Weihnach­ten steht im Raum. Bislang ist eine neue Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz für den 4. Januar geplant.

Der Präsi­dent des Deutschen Städe­ta­ges, Leipzigs Oberbür­ger­meis­ter Burkhard Jung, hat sich im Falle steigen­der Infek­ti­ons­zah­len für härte­re Maßnah­men zur Bekämp­fung der Corona-Pande­mie ausge­spro­chen. Vor allem wenn eine Inzidenz über 200 oder 300 erreicht werde, sei es «dringend geboten, auch noch einmal für einige Wochen einen stärke­ren Lockdown zu machen», sagte Jung, der auch Leipzi­ger Oberbür­ger­meis­ter ist, am Montag im ARD-«Morgenmagazin». Anders könne man die Situa­ti­on nicht in den Griff bekommen.

Kanzler­amts­chef Helge Braun bekräf­tig­te am Sonntag­abend das Ziel, unter die Marke von 50 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­nern pro Woche zu kommen. Am Sonntag überschrit­ten auch Mecklen­burg-Vorpom­mern und Schles­wig-Holstein als die beiden Länder mit den gerings­ten Infek­ti­ons­zah­len den Schwel­len­wert. Es gibt aber immer wieder Landkrei­se, die den Wert von 200 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen überschrei­ten. Beson­ders betrof­fen ist zurzeit Sachsen.

Braun sagte im «Bild»-Talk «Die richti­gen Fragen», man werde «mindes­tens in den Hotspots nochmal richtig deutli­che Verschär­fun­gen machen müssen». Jede Region, jedes Bundes­land und jeder Landkreis müsse eine Dynamik aufwei­sen, die zügig unter 50 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­nern pro Woche herun­ter­ge­he. Wenn es von Länder­sei­te die Bereit­schaft gebe, etwas gemein­sam gegen die Hotspots zu tun, dann sei die Bundes­re­gie­rung sofort dabei, sagte Braun.

Bayerns Regie­rungs­chef Markus Söder (CSU) hatte zuvor eine weite­re Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz noch vor Weihnach­ten ins Gespräch gebracht. Man werde «wahrschein­lich» noch einmal eine Konfe­renz vor Weihnach­ten brauchen, sagte Söder am Sonntag nach einer Sonder­sit­zung seines Kabinetts in München. Man müsse sich wohl noch einmal unter­hal­ten, was an Weihnach­ten und insbe­son­de­re über Silves­ter statt­fin­de. Die Einbe­ru­fung einer neuen Bund-Länder-Runde in dieser Woche forder­te auch der SPD-Gesund­heits­exper­te Karl Lauter­bach. Auch sollten die Geschäf­te aus seiner Sicht nach Weihnach­ten «mindes­tens zwei Wochen» schlie­ßen, sagte er der «Süddeut­schen Zeitung». Ähnlich hatte er sich im «Tages­spie­gel» und in den Zeitun­gen der Funke-Medien­grup­pe geäußert.

Ende Novem­ber hatten Bund und Länder nur allge­mein verein­bart, dass bei beson­ders hohen Infek­ti­ons­la­gen mit einer Inzidenz von über 200 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­nern pro Woche noch einmal verschärf­te Maßnah­men ergrif­fen werden.

Bund und Länder hatten verein­bart, bei Famili­en­tref­fen vom 23. Dezem­ber bis 1. Januar zehn Perso­nen plus Kinder zuzulas­sen. In Bayern beschloss das Kabinett nun, die geplan­ten Locke­run­gen nur noch vom 23. bis zum 26. Dezem­ber aufrecht zu erhal­ten. Nun sind in Bayern nur noch vom Tag vor Heilig Abend bis zum zweiten Weihnachts­fei­er­tag Treffen über zwei Hausstän­de hinaus mit bis zu maximal zehn Perso­nen erlaubt. Ansons­ten dürfen maximal fünf Leute aus zwei Hausstän­den zusam­men sein. Eine ähnli­che Regelung hat bereits Baden-Württem­berg. In Berlin sind über die gesam­ten Feier­ta­ge maximal fünf Leute erlaubt.

Auch in anderen Bundes­län­dern wird darüber nachge­dacht, von Erleich­te­run­gen über die Feier­ta­ge abzurü­cken. Sachsens Minis­ter­prä­si­dent Micha­el Kretschmer (CDU) sagte am Sonntag­abend in der ZDF-Sendung «Berlin direkt», es müsse «nachge­steu­ert» werden in den Hotspots. «Wir sprechen in der Regie­rung darüber, was es noch für Möglich­kei­ten gibt. Wir werden da sicher­lich im Laufe dieser Woche auch noch weite­re Entschei­dun­gen treffen.»

Hessens Minis­ter­prä­si­dent Volker Bouffier sagte am Sonntag­abend im ARD-«Bericht aus Berlin», er glaube, dass eine Ausgangs­sper­re bei Inzidenz­wer­ten über 200 notwen­dig sei. Thürin­gens Minis­ter­prä­si­dent Bodo Ramelow (Linke) wurde von der Funke-Medien­grup­pe mit den Worten zitiert: «Es wird keine Entlas­tun­gen für Weihnach­ten und Silves­ter geben.» Am Diens­tag soll das Kabinett darüber beraten.

Der saarlän­di­sche Minis­ter­prä­si­dent Tobias Hans (CDU) hatte in der «Augsbur­ger Allge­mei­nen» (Samstag) gemahnt: «Eines ist doch klar: Wir dürfen kein Risiko einge­hen, auch nicht an Silves­ter.» Kanzler­amts­chef Braun beton­te, der Spiel­raum bis Silves­ter sei gedacht gewesen für Menschen, die über Weihnach­ten arbei­ten müssen. Diese Regelung dürfe aber kein Einfalls­tor für Millio­nen andere sein, Silves­ter Partys zu feiern. Braun warb dafür, Weihnachts­be­su­che bis 27./28. Dezem­ber zu beschränken.

Besorgt ist die Politik nicht nur über die anhal­tend hohe Zahl von Neuin­fek­tio­nen, sondern auch über die gestie­ge­ne Zahl von Toten infol­ge eine Corona­vi­rus-Infek­ti­on. Der bishe­ri­ge Höchst­wert war mit 487 Todes­fäl­len am vergan­ge­nen Mittwoch regis­triert worden. Braun warnte davor, sich an solche Zahlen zu gewöh­nen. Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) sagte im RTL-Jahres­rück­blick am Sonntag­abend: «Wir reden gerade viel darüber, wie wir Weihnach­ten feiern. Diese Menschen werden Weihnach­ten gar nicht mehr feiern.»

Der CDU-Politi­ker forder­te zugleich mehr Solida­ri­tät in der Gesell­schaft. Während manche «mit 40, 50 Mann am Glühwein­stand» stünden, arbei­te­ten zur selben Zeit Pflege­kräf­te rund um die Uhr und gäben «alles, um Menschen eben das Überle­ben möglich zu machen», beton­te der Gesundheitsminister.

Derweil sagte Braun, er rechne mit einem Impfstart Anfang 2021. «Ich rechne damit, dass das ganz früh im nächs­ten Jahr in den aller­ers­ten Tagen losge­hen kann», sagte Braun im «Bild»-Talk «Die richti­gen Fragen».