BERLIN (dpa) — Plus 5,35 Prozent im Westen — und plus 6,12 Prozent im Osten: Die Renten steigen so stark wie seit Jahrzehn­ten nicht mehr. Doch die Infla­ti­on könnte der Anhebung einen Strich durch die Rechnung machen.

Das Bundes­ka­bi­nett hat am Mittwoch die kräftigs­te Renten­er­hö­hung seit Jahrzehn­ten auf den Weg gebracht.

Im Westen steigen die Renten nach einer Nullrun­de im vergan­ge­nen Jahr zum 1. Juli um 5,35 Prozent, im Osten nach einer nur gerin­gen Erhöhung 2021 um 6,12 Prozent. Im Osten ist es der stärks­te Anstieg seit 1994, im Westen gab es seit 1983 keine solche Erhöhung mehr.

Sozial­ver­bän­de und Gewerk­schaf­ten weisen aber auf die hohe Infla­ti­on hin. «Die in diesem Jahr vergleichs­wei­se gute Renten­er­hö­hung wird von den steigen­den Preisen komplett aufge­fres­sen», sagte Anja Piel, Vorstands­mit­glied des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Der Gesetz­ent­wurf von Sozial­mi­nis­ter Huber­tus Heil (SPD) sieht außer­dem Verbes­se­run­gen bei der Erwerbs­min­de­rungs­ren­te vor. Etwa drei Millio­nen Menschen sollen langfris­tig mehr Geld bekom­men. Ab 1. Juli 2024 sind Zuschlä­ge von bis zu 7,5 Prozent geplant. Zudem soll der sogenann­te Nachholfak­tor wieder in Kraft gesetzt werden, der sich dämpfend auf Renten­er­hö­hun­gen auswirkt.

Die Renten werden jedes Jahr zum 1. Juli abhän­gig von der Lohnent­wick­lung angepasst. Bei sinken­den Löhnen wird durch die gelten­de Renten­ga­ran­tie verhin­dert, dass die Alters­be­zü­ge ebenfalls sinken. Im schlimms­ten Fall kommt es zu Nullrun­den, wie im vergan­ge­nen Jahr. Der Nachholfak­tor soll bei wieder steigen­den Löhnen diese verhin­der­te Renten­kür­zung rechne­risch ausglei­chen, Renten­an­stie­ge fallen damit gerin­ger aus. Die große Koali­ti­on hatte den Nachholfak­tor ausge­setzt, nun wird er wieder in Kraft gesetzt.