DUISBURG (dpa) — Lebku­chen im Super­markt schon seit Wochen, jetzt auch Tassen Glühwein auf zentra­len Plätzen großer Städte: Die Republik bringt sich — allen Widrig­kei­ten zum Trotz — auch 2022 in Weihnachtsstimmung.

Da reiben sich manche ungläu­big die Augen: 44 Tage vor Heilig­abend eröff­net am Donners­tag (10.11.) die Stadt Duisburg ihren großen Weihnachts­markt in der Innen­stadt. Das ist für einen so weiträu­mi­gen Weihnachts­markt wie den der Großstadt an Rhein und Ruhr so früh wie noch nie — ein Tag vor Sankt Martin bezie­hungs­wei­se Karne­vals­sai­son­be­ginn (11.11.), 17 Tage vor dem Ersten Advent (27.11.) und eben einen Monat und zwei Wochen vor Heiligabend.

Klar: Kleine­re Märkte wie etwa der «City-X-Mas» am Frank­fur­ter Opern­platz, die Winter­welt am Potsda­mer Platz in Berlin oder aber das Bayreu­ther Winter­dorf öffne­ten sogar schon im Oktober. Im Essener Stadt­teil Steele läuft schon seit 3. Novem­ber ein Markt, in Hamburg der Wands­be­ker Winter­zau­ber seit 4. November.

Nach den Ausfäl­len der Corona-Krise sehen sich die Weihnachts­märk­te dieses Jahr mit der Energie­kri­se konfron­tiert. Viele haben effizi­en­te­re oder weniger Beleuch­tung angekün­digt sowie manch­mal auch kürze­re Tages­öff­nungs­zei­ten. Insge­samt gibt es einen Trend, die Märkte nicht mehr vor Heilig­abend zu beenden, sondern auch noch zwischen den Jahren oder sogar bis Januar hinein geöff­net zu halten.

Früher Vogel

Im Ruhrge­biet ist man gern beson­ders früh dran. Auf Duisburg folgt am 11. Novem­ber das Freizeit- und Einkaufs­zen­trum Centro in Oberhau­sen mit «Bergweih­nachts­markt», «Santa’s Villa­ge» und «Wichtel­markt», am 12. Novem­ber dann die Stadt Essen in der Innen­stadt mit ihrem 50. Inter­na­tio­na­len Weihnachts­markt. Weite­re nordrhein-westfä­li­sche Städte wie Bochum, Dortmund und Düssel­dorf legen am 17. Novem­ber mit dem Buden­zau­ber los, Bonn beginnt am 18. November.

Tradi­tio­nell eröff­nen Weihnachts­märk­te im deutsch­spra­chi­gen Raum meist erst nach Toten­sonn­tag, der 2022 auf den 20. Novem­ber fällt.

Die belieb­ten Märkte von Frank­furt am Main, Berlin, Heidel­berg, Lübeck, Bremen, Mannheim, Münster sowie der Münch­ner Christ­kindl­markt machen zum Beispiel am 21. Novem­ber auf. Auch der Weihnachts­markt am Kölner Dom wird offizi­ell erst am 21. eröffnet.

Der Erfur­ter Weihnachts­markt und der Histo­ri­sche Markt vor dem Hambur­ger Rathaus starten am 22. Novem­ber. Der Stutt­gar­ter Weihnachts­markt sowie der Dresd­ner Strie­zel­markt fangen am 23. Novem­ber an, der Mainzer am 24. und der in Rothen­burg ob der Tauber sowie der weltbe­rühm­te Nürnber­ger Christ­kind­les­markt am 25. November.

Frivol auf der Reeperbahn

«Hamburgs geils­ter Weihnachts­markt» namens Santa Pauli an der Reeper­bahn kommt mit seinen Hütten frivol ab 14. Novem­ber in Gang.

Bei den Kirchen, deren Rückhalt in der Bevöl­ke­rung seit Jahren schwin­det, stößt die Auswei­tung der Advents­zeit und die weihnacht­li­che Markt­trei­be­rei im sogenann­ten Trauer­mo­nat Novem­ber auf Ableh­nung. Doch das ficht viele Kommu­nen kaum mehr an.

«So früh wie dieses Jahr haben wir in der Tat noch nie begon­nen», sagt Alexan­der Klompa­rend, Kommu­ni­ka­ti­ons­chef bei der Duisburg Kontor GmbH. Angesichts der Energie­kri­se nach dem russi­schen Angriffs­krieg in der Ukrai­ne sei man froh, schon länger auf LED-Lichter zu setzen. Zusätz­lich habe man einige Maßnah­men ergriffen.

«Wir verzich­ten auf die Eisbahn als Energie­fres­ser und wir passen die Schalt­zei­ten der Beleuch­tung der Dämme­rung entspre­chend an — sprich: nicht einfach schon um 14 Uhr Lichter an», sagt Klompa­rend. «Um 22 Uhr wird dann konse­quent auch ausgeschaltet.»

Duisburg sieht das alles als guten Kompro­miss mit Augen­maß zwischen Verzicht und Feiern. «Licht ist enorm wichtig und die Weihnachts­märk­te schaf­fen ein grund­le­gen­des Gemein­schafts­ge­fühl. Wir wollen die Stadt allen Widrig­kei­ten zum Trotz leuch­ten lassen. Die Menschen sollen sich genau­so wohlfüh­len wie früher.»

Die wegen Corona gebeu­tel­ten Schau­stel­ler hoffen 2022 auf eine gute und endlich wieder norma­le­re Saison. Der Deutsche Schau­stel­ler­bund hatte davor gewarnt, die Märkte abzusa­gen: «Insbe­son­de­re dem von Monokul­tur, Lockdowns und Online-Konkur­renz lädier­ten Einzel­han­del in den Innen­städ­ten besche­ren die Weihnachts­märk­te in den wichtigs­ten Wochen des Jahres Milli­ar­den­um­sät­ze — und damit Steuereinnahmen.»

Von Gregor Tholl, dpa