LANGENARGEN (dpa) — Der dreist­ach­li­ge Stich­ling ist einer Studie zufol­ge für die bedroh­ten Felchen im Boden­see eine größe­re Gefahr als bisher angenom­men. Die Fische­rei­for­schungs­stel­le Langenar­gen hat nach Angaben vom Montag heraus­ge­fun­den, dass sich Stich­lin­ge gerade im Winter und Frühjahr in erheb­li­chem Ausmaß von Felchen­ei­ern und ‑larven ernähr­ten. Sie seien dann wie Hechte und Welse als Raubfi­sche im Nahrungs­netz einzu­ord­nen, teilten die Wissen­schaft­ler mit. Den Stich­ling bezeich­ne­ten sie als «Boden­see-Wolf im Schafspelz».

Die Studie, die in der Fachzeit­schrift «NeoBio­ta» erschie­nen ist, unter­strei­che die Dring­lich­keit der Maßnah­men zur Felchen­ret­tung, die die Anrai­ner­staa­ten im Juni beschlos­sen hätten, hieß es. Bayern, Baden-Württem­berg, Öster­reich und die Schweiz hatten eine dreijäh­ri­ge Schon­zeit für Felchen ab 2024 verein­bart. Der Felchen-Ertrag war 2022 auf etwas mehr als 20 Tonnen zusam­men­ge­bro­chen. Im Vorjahr waren Fischern einem Bericht zufol­ge rund 107 Tonnen Felchen ins Netz gegangen.

«Der Plan, in Zukunft insbe­son­de­re größe­re Felchen zu beset­zen und damit Fische, die mit dann 35 bis 40 Milli­me­tern Länge nicht mehr in das Maul des Stich­lings passen, ist aus heuti­ger Sicht nur zu unter­stüt­zen und eine der wenigen schnell­wir­ken­den Maßnah­men, die zum Aufbau der Bestän­de ergrif­fen werden können», erklär­te Jan Baer von der Fische­rei­for­schungs­stel­le, der ein Haupt­au­tor der Studie ist.

Für ihre Analy­sen hatten die Fachleu­te Stich­lings­mä­gen unter­sucht sowie Stick­stoff- und Kohlen­stoff­iso­to­pe der bis zu zehn Zenti­me­ter langen Fische. Vor allem die Signa­tu­ren dieser Stoffe im Muskel- und Leber­ge­we­be der Stich­lin­ge belegen den Angaben nach, dass Stich­lin­ge sich gerade zur Laich­zeit der Felchen im Winter und während des Schlup­f­es der Felchen­lar­ven im Frühjahr zu hohen Antei­len von Fisch ernäh­ren. Während dieses Zeitrau­mes hätten die Stich­lin­ge kaum andere Fisch­lar­ven als Nahrung. Zudem decke sich dies mit dem zeitglei­chen Rückgang der Felchen seit dem Auftau­chen der Stich­lin­ge im See.