BERLIN (dpa) — Auffrisch­imp­fun­gen gelten als wichtig gegen die Omikron-Varian­te, obwohl auch sie keinen 100-prozen­ti­gen Schutz vor Anste­ckung bieten. Die Ständi­ge Impfkom­mis­si­on schafft nun den Rahmen für beschleu­nig­tes Boostern.

Die Ständi­ge Impfkom­mis­si­on (Stiko) empfiehlt Auffrisch­imp­fun­gen wegen der Omikron-Varian­te des Corona­vi­rus bereits nach mindes­tens drei statt nach sechs Monaten.

Die Empfeh­lung zum verkürz­ten Impfab­stand gelte ab sofort für Erwach­se­ne, teilte das Gremi­um am Diens­tag mit. Sie ziele ab auf einen verbes­ser­ten Schutz vor schwe­ren, durch Omikron hervor­ge­ru­fe­nen Erkran­kun­gen in der Bevöl­ke­rung und auf eine vermin­der­te Übertra­gung der Varian­te. Es sei damit zu rechnen, dass Omikron das Infek­ti­ons­ge­sche­hen hierzu­lan­de «inner­halb kürzes­ter Zeit» bestim­men werde.

Ältere und vorer­krank­te Menschen sollen laut Stiko wegen ihres höheren Covid-19-Risikos die Sprit­ze bevor­zugt erhal­ten. Die beiden mRNA-Impfstof­fe, die zum Boostern verwen­det werden (Comirna­ty von Biontech/Pfizer und Spikevax von Moder­na), seien «hinsicht­lich ihrer Wirksam­keit völlig gleichwertig».

Aktuel­le Daten deute­ten auf einen deutlich verrin­ger­ten Impfschutz nach der Grund­im­mu­ni­sie­rung gegen­über der Omikron-Varian­te hin, erklär­te die Stiko. Dieser nehme nach drei bis vier Monaten signi­fi­kant ab. Nach einer Auffrisch­imp­fung steige die Schutz­wir­kung vor sympto­ma­ti­scher Infek­ti­on mit der Omikron-Varian­te jedoch wieder deutlich an. Es sei derzeit davon auszu­ge­hen, dass auch der Schutz vor schwe­ren Verläu­fen zuneh­me. Zur Dauer des Schut­zes könne man derzeit noch nichts sagen.

Verkür­zung um die Hälfte

Die Stiko hatte bisher empfoh­len, dass eine Auffrisch­imp­fung in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoff­do­sis der Grund­im­mu­ni­sie­rung erfol­gen soll. Eine Verkür­zung des Impfab­stan­des auf fünf Monate konnte «im Einzel­fall oder wenn genügend Kapazi­tä­ten vorhan­den sind erwogen werden». Für Immun­ge­schwäch­te war bereits ein noch kürze­rer Abstand zwischen zweiter und dritter Dosis möglich. Bei der Änderung von Diens­tag handelt sich im Unter­schied zu manchen frühe­ren Aktua­li­sie­run­gen bereits um eine finale Stiko-Empfehlung.

Die Europäi­sche Arznei­mit­tel­be­hör­de EMA hatte kürzlich mitge­teilt, dass Booster-Impfun­gen schon nach drei Monaten erfol­gen können. Auch Biontech-Gründer Ugur Sahin hatte sich wegen Omikron für eine frühe­re dritte Impfung ausge­spro­chen. Im Land Berlin war der auf drei Monate verkürz­te Impfab­stand in Hinblick auf eine erwar­te­te Stiko-Empfeh­lung bereits am Montag angekün­digt worden. Das RKI schätzt das Risiko für zweifach Geimpf­te und Genese­ne seit Montag wegen Omikron als hoch ein. Für Ungeimpf­te bleibt es demnach «sehr hoch». Für Menschen mit Auffrisch­imp­fung sprach das Insti­tut von modera­tem Risiko. Wissen­schaft­ler haben Omikron-Anste­ckun­gen auch schon bei Menschen dokumen­tiert, die bereits eine Auffrisch­imp­fung erhal­ten hatten.

Boostern allein hilft nicht

Fachleu­te beton­ten, dass Boostern allein gegen die stark mutier­te Omikron-Varian­te nicht ausrei­chen dürfte. «Eine massi­ve Auswei­tung der Booster­kam­pa­gne kann die Dynamik verlang­sa­men und damit das Ausmaß mindern, aber nicht verhin­dern», hieß es etwa in einer Stellung­nah­me des neuen Exper­ten­rats der Bundes­re­gie­rung, dem auch Stiko-Chef Thomas Mertens angehört. Laut mathe­ma­ti­scher Model­le könne eine Überlas­tung des Gesund­heits­sys­tems und die Einschrän­kung der kriti­schen Infra­struk­tur nur «zusam­men mit starken Kontakt­re­duk­tio­nen einge­dämmt werden». Ähnlich äußer­te sich am Diens­tag auch das Robert Koch-Institut.

Als wenig sinnvoll hatten Immuno­lo­gen hinge­gen das Boostern bei immun­ge­sun­den Menschen nach noch kürze­rer Zeit beurteilt, etwa nach vier Wochen. Der Booster wirke dann viel schlech­ter, weil bestimm­te immuno­lo­gi­sche Prozes­se noch nicht abgeschlos­sen seien.