BERLIN (dpa) – Die Ständi­ge Impfkom­mis­si­on richtet ihre Empfeh­lun­gen neu aus. Nicht nur Kinder mit Vorer­kran­kun­gen sollten sich gegen Corona impfen lassen.

Die Ständi­ge Impfkom­mis­si­on (Stiko) empfiehlt nun auch gesun­den Kindern zwischen fünf und elf Jahren eine Corona-Impfung.

Sie sollen im Unter­schied zum Impfsche­ma bei anderen Gruppen aber zunächst nur eine mRNA-Impfstoff­do­sis bekom­men, hieß es in einer Mittei­lung des Gremi­ums vom Diens­tag zur Aktua­li­sie­rung der Impfemp­feh­lung. Die Impfung solle «vorzugs­wei­se» mit dem Vakzin Comirna­ty von Biontech in reduzier­ter Dosis erfol­gen. Laut Zulas­sung sei die Verwen­dung von Spikevax (Moder­na) für Sechs- bis Elfjäh­ri­ge ebenfalls möglich. Es handelt sich um eine finale Empfehlung.

Die Impfemp­feh­lung werde vorsorg­lich ausge­spro­chen, weil ein erneu­ter Anstieg von Corona-Infek­tio­nen im Herbst und Winter zu erwar­ten sei, schrieb die Stiko. «Die zunächst einma­li­ge Impfung zielt darauf ab, jetzt eine möglichst gute Basis­im­mu­ni­tät aufzu­bau­en.» Falls es nötig werden sollte, den Impfschutz zu verbes­sern, könne das dann mit einem länge­ren Impfab­stand zwischen Erst- und Zweit­imp­fung rasch erfolgen.

Schutz verbes­sert

Durch einen solchen länge­ren Abstand würden dann «eine besse­re Schutz­wir­kung und ein länger anhal­ten­der Schutz» greifen, hieß es. Auch die Wahrschein­lich­keit einer Herzmus­kel­ent­zün­dung (Myokar­di­tis) nach der eventu­ell später notwen­di­gen Zweit­imp­fung könne durch einen länge­ren Impfab­stand in dieser Alters­grup­pe, in der das Risiko ohnehin viel gerin­ger als bei Jugend­li­chen und Erwach­se­nen sei, weiter reduziert werden.

Bislang hatte die Stiko bei Kindern zwischen fünf und elf nur zur Corona-Impfung geraten, wenn sie bestimm­te Vorer­kran­kun­gen und somit ein erhöh­tes Risiko oder Menschen mit hohem Corona-Risiko im Umfeld hatten. Auf Wunsch und nach ärztli­cher Aufklä­rung konnte bislang aber auch schon jedes Kind geimpft werden. Kinder mit Vorer­kran­kun­gen sollten weiter eine Grund­im­mu­ni­sie­rung mit zwei Impfun­gen und eine Auffrisch­imp­fung erhal­ten, so die Stiko in ihrer aktua­li­sier­ten Empfehlung.

Kinder ohne Vorer­kran­kun­gen, in deren Umfeld sich Menschen mit hohem Risiko für einen schwe­ren Verlauf befän­den, sollen demnach eine Grund­im­mu­ni­sie­rung mit zwei Impfstoff­do­sen bekom­men. «Gesun­de Kinder, die bereits eine zweima­li­ge Impfung erhal­ten haben, sollen zunächst nicht erneut geimpft werden», so die Experten.

Auch Booster werden neu bewertet

Die Stiko stell­te auch in Aussicht, dass die Frage, ob eine Vervoll­stän­di­gung der Grund­im­mu­ni­sie­rung oder eine Booster-Impfung bei Kindern notwen­dig werde, im Spätsom­mer – oder aber bei Wieder­an­stieg der Infek­ti­ons­zah­len – erneut bewer­tet würde.

Impfemp­feh­lun­gen der Stiko gelten als medizi­ni­scher Standard und sind für viele Ärzte eine wichti­ge Richt­schnur. Das Fehlen einer generel­len Impfemp­feh­lung für die Alters­grup­pe hatte die Stiko bislang damit begrün­det, dass Daten fehlten und für gesun­de Kinder nur ein gerin­ges Risiko für eine schwe­re Covid-19-Erkran­kung bestehe. Für Kinder ab 12 gilt schon länger eine generel­le Impfemp­feh­lung, für Kinder unter fünf ist noch kein Impfstoff zugelassen.

Zudem aktua­li­sier­te die Stiko auch ihre Empfeh­lung zum Umgang Genese­ner, die noch unvoll­stän­dig geimpft sind. Demnach sollen sich auch Menschen mit einer oder mehre­ren zurück­lie­gen­den Corona-Infek­tio­nen impfen lassen. Eine Infek­ti­on reiche demnach nicht aus, um künfti­ge Corona-Erkran­kun­gen zu verhindern.

Nach wissen­schaft­li­cher Kennt­nis sei ein solider Schutz vor Infek­ti­on und schwe­rer Erkran­kung erst durch mehrma­li­ge Ausein­an­der­set­zung mit dem sogenann­ten Spike­pro­te­in von Sars-CoV‑2 möglich. Das werde entwe­der durch Grund­im­mu­ni­sie­rung und Booster oder durch Impfung vor oder nach einer Infek­ti­on erreicht. Wichtig für ausrei­chen­den Schutz sei ein zeitli­cher Mindestabstand.