STUTTGART (dpa/lsw) — Seit gut einem Jahr regiert die Ampel im Bund, einen neuen Stil wollten SPD, Grüne und FDP damals etablie­ren. Die Stilkri­tik von CDU-Landes­chef Strobl fällt hart und ernüch­ternd aus.

CDU-Landes­chef und Vize-Regie­rungs­chef Thomas Strobl hat der Ampel­re­gie­rung im Bund unter­ir­di­sche Umgangs­for­men vorge­wor­fen. «Ich habe den Eindruck, dass bei den Akteu­ren der Streit-Ampel die persön­li­che Profi­lie­rung wichti­ger ist als alles andere — auf jeden Fall wichti­ger, als die Proble­me zu lösen», sagte Strobl der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. «Die beschäf­ti­gen sich öffent­lich so viel mit sich selber, dass ich mich frage, ob die eigent­lich noch Zeit haben, überhaupt zu regie­ren? Oder geht es nur um Profi­lie­rung auf Kosten des Regierungspartners?»

Strobl sprach von einer «Streit-Ampel in Berlin», wo die eine Minis­te­rin heute A sage und oft schon wenige Stunden später ein Minis­ter der anderen Ampel­par­tei das genaue Gegen­teil. Man überzie­he sich mit ausge­such­ten Unfreund­lich­kei­ten, was der Lage mit multi­plen Krisen nicht gerecht werde. «Da wird zurück­ge­kof­fert – und das alles öffent­lich, vor laufen­den Kameras. Da wird es für die Opposi­ti­on richtig schwer – das machen die ja alles selbst.»

Die Dreier-Koali­ti­on hat unter anderem über die Laufzeit der Atomkraft­wer­ke, über die Gasum­la­ge, das 9‑Euro-Ticket, die Masken­pflicht und Waffen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne gestrit­ten, und nicht selten öffent­lich. «Es geht um Krieg und Frieden und um Leben und Tod. Und solche Fragen werden in einer despek­tier­li­chen Art und Weise öffent­lich strei­tig ausge­tra­gen – da fehlt mir jedes Verständ­nis», sagte Strobl. «Wenn wir das in Baden-Württem­berg auch nur annähernd so machen würden, wäre ich wirklich um meinen Nacht­schlaf besorgt.»

Auch Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) hatte der Ampel vorge­wor­fen, den Streit dauernd vor statt hinter den Kulis­sen zu führen. «In einer Krise öffent­lich zu strei­ten, das kann niemand gut finden», hatte er gesagt.