BIBERACH — Das Thema Kinder­schutz stand in der vergan­ge­nen Sitzung des Jugend­hil­fe­aus­schus­ses inhalt­lich klar im Vorder­grund. Seit jeher ist der Kinder­schutz eine der Kernauf­ga­ben der öffent­li­chen Jugend­hil­fe. Die tragi­schen Missbrauchs- oder Todes­fäl­le, die in den letzten Jahren aus anderen Regio­nen Deutsch­lands bekannt wurden, müssen als Aufruf verstan­den werden, das Handeln und die Struk­tu­ren im Jugend­amt immer wieder zu überprü­fen und zu verbessern.

Kinder­schutz­kon­zep­ti­on des Kreis­ju­gend­am­tes Biberach

Zu Beginn der Sitzung wurde die neue Kinder­schutz­kon­zep­ti­on des Jugend­am­tes vorge­stellt. Diese richtet sich als Handlungs­leit­fa­den in erster Linie an die eigenen Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter. Sie führt alle bishe­ri­gen einzel­nen Richt­li­ni­en und Formu­la­re zusam­men. Eine große Rolle spiel­te dabei der Ansatz „Signs of Safety“ und seine Metho­den, nach dem das Kreis­ju­gend­amt seit 2017 arbei­tet. Berück­sich­tigt wurden aber auch neue gesetz­li­che Vorga­ben und Hinwei­se der Kommis­si­on Kinder­schutz des Landes Baden-Württem­berg. So sind beispiels­wei­se die Zusam­men­ar­beit und der Austausch mit dem Famili­en­ge­richt ein wichti­ger Baustein.

Beglei­ten­de Praxisforschung

Der Ansatz „Signs of Safety“ stand auch im weite­ren Verlauf der Sitzung im Fokus: Prof. Dr. Stefan Godehardt-Bestmann vom Europäi­schen Insti­tut für Sozial­for­schung in Berlin stell­te die Ergeb­nis­se seiner Begleit­for­schung zur Imple­men­ta­ti­on des Ansat­zes im Jugend­amt vor. Diese hatte er seit 2018 mit sozial­wis­sen­schaft­li­chen Metho­den beglei­tet. Er lobte den Mut des Jugend­am­tes, als erstes in Deutsch­land mit diesem inter­na­tio­nal schon sehr verbrei­te­ten und renom­mier­ten Ansatz zu arbei­ten. Die Ergeb­nis­se seiner Forschung geben dem Jugend­amt Recht: Aus der Perspek­ti­ve der betrof­fe­nen Famili­en, mit denen Inter­views geführt wurden, ermög­li­chen vor allem die Metho­den ein viel besse­res Verständ­nis der Prozes­se und Abläu­fe in Kinder­schutz­fäl­len. Durch Visua­li­sie­rung gelingt es auch, die Kinder viel besser einzu­be­zie­hen. Aus Sicht der Fachkräf­te ist es mit den Metho­den und der Haltung von „Signs of Safety“ leich­ter, die Situa­ti­on in einer Familie diffe­ren­ziert einzu­schät­zen und die notwen­di­ge Arbeits­ebe­ne herzustellen.

Angebo­te in Pandemiezeiten

Den Abschluss der Sitzung bilde­te eine Präsen­ta­ti­on des Jugend­hil­fe­trä­gers Lernen Fördern Biber­ach e. V.. Jenny Krug zeigte auf, wie Kinder und Jugend­li­che auch unter Corona-Bedin­gun­gen betreut und unter­stützt werden konnten. Unter anderem hatte Lernen Fördern ein Corona-Mobil einge­rich­tet. Das Fahrzeug, bestückt mit Spiel­sa­chen und Sonnen­schutz, bot für Famili­en einen Platz um sich an geeig­ne­ten Stellen im Freien treffen zu können und den Kontakt aufrecht zu erhal­ten. Auch die Angebo­te in der Einrich­tung wurden um eine Unter­stüt­zung beim Homeschoo­ling erweitert.

Landrat Dr. Heiko Schmid dankte Jenny Krug, stell­ver­tre­tend für alle Träger der Jugend­hil­fe im Landkreis Biber­ach, für ihren Einsatz und ihr flexi­bles Agieren während der Pande­mie. Auch in der nun anste­hen­den Phase des „Aufho­lens nach Corona“ seien die Träger sehr gefragt. „Die Kinder und Jugend­li­chen müssen jetzt beson­ders in den Blick genom­men werden“, so Landrat Dr. Heiko Schmid.