Am Anfang stand der Glascon­tai­ner. Inzwi­schen sollen die Bundes­bür­ger vieler­orts Hausmüll, Papier, Plastik, Biomüll und Blech getrennt sortie­ren. Doch die Recycling-Quote ist laut Branche keines­wegs gestie­gen. Woran liegt’s?

«Wir sehen an vielen Stellen, dass wir uns eigent­lich nicht mehr weiter­ent­wi­ckeln, dass eigent­lich nichts Grund­le­gen­des passiert», sagte Jochen Hoffmeis­ter, Partner des an dem Bericht maßgeb­lich betei­lig­ten Prognos-Instituts.

Dabei geht es keines­wegs nur um den Abfall, der in Müllton­nen oder Glas- und Papier­con­tai­nern landet. Weit mehr als die Hälfte des jährli­chen Abfalls in Deutsch­land stammt von Baustel­len — in Form von Bauschutt und Abbruch­trüm­mern. 2017 — neuere Zahlen lagen für den Bericht noch nicht vor — wurden demnach 409 Millio­nen Tonnen Müll entsorgt, davon 221 Millio­nen Tonnen Bauab­fäl­le. Die Bauin­dus­trie verwen­det wieder­auf­ge­ar­bei­te­te Abfäl­le aber selten als Baustof­fe. «Es mangelt einfach an der Nachfra­ge nach Recycling-Baustof­fen», sagte Eric Rehbock, Haupt­ge­schäfts­füh­rer beim Bundes­ver­band Sekun­där­roh­stof­fe (bvse).

Die EU hat 2015 die «Circu­lar Econo­my» (Kreislaufwirtschaft)in Europa als Ziel ausge­ge­ben. Demnach soll der Einsatz von Rohstof­fen so gering wie möglich ausfal­len und statt­des­sen so viel Abfall wie möglich wieder­ver­wer­tet werden. Außer­halb Deutsch­lands fällt die Bilanz laut Status­be­richt jedoch häufig noch ungüns­ti­ger aus. «Im Vergleich zu den weite­ren europäi­schen Ländern haben wir in Deutsch­land schon viel erreicht», sagte Hoffmeister.

Die Haushalts­ab­fäl­le machten in Deutsch­land 2017 mit 38 Millio­nen Tonnen nur einen vergleichs­wei­se kleinen, aber stetig wachsen­den Anteil aus. Der Rest der 409 Millio­nen Tonnen entsteht großteils in der Indus­trie oder als Abraum beim Abbau von Bodenschätzen.

Der Anteil des vor allem wegen der Verschmut­zung von Meeren, Flüssen und Grund­was­ser in Verruf gerate­nen Plastik­mülls war im Jahr 2019 mit 6,3 Millio­nen Tonnen ebenfalls eher gering. Recycelt wurde davon ein knappes Drittel, gut 600 000 Tonnen wurden expor­tiert. «Ein ganz wichti­ges Thema für das Kunst­stoff­re­cy­cling in der Zukunft liegt in der Verbes­se­rung der Input-Quali­tät für die Recycling-Anlagen», sagte Hoffmeis­ter. Das bezieht sich darauf, dass im Plastik­müll viele verschie­de­ne Arten von Kunst­stof­fen vermischt werden, nur wenige Arten jedoch sorten­rein wieder­auf­ge­ar­bei­tet werden können.

Die Recycling-Branche setzt sich natur­ge­mäß für eine Erhöhung des Recycling-Anteils ein, doch schei­tert dies bislang nach Einschät­zung der Studi­en­au­toren nicht nur in der Bauin­dus­trie an gerin­ger Nachfra­ge. Deswe­gen fordern die Autoren eine politi­sche Lösung: Die Einfüh­rung eines vorge­schrie­be­nen Mindest­an­teils von Recycling-Werkstof­fen in der Industrie.

Auftrag­ge­ber des Status­be­richts waren insge­samt 15 Verbän­de und Unter­neh­men, zum großen Teil aus der Recycling-Branche. Die Kreis­lauf­wirt­schaft hätte eigent­lich großes Thema auf der Münch­ner Umwelt­tech­nik­mes­se Ifat werden sollen, die wegen der Corona-Pande­mie jedoch ausfal­len musste.