Hunder­te Schüler in Bayern gurgeln regel­mä­ßig mit Leitungs­was­ser, um sich auf eine Infek­ti­on mit dem Corona­vi­rus testen zu lassen. Eine einfa­che­re und schnel­le­re Metho­de als die Stäbchen­tests, wie der Leiter des Projek­tes sagt. Immer mehr Schulen betei­li­gen sich.

Corona-Tests zum Gurgeln sollen in Schulen möglichst bald die Tests mit Stäbchen erset­zen — darauf setzen die Verant­wort­li­chen der Studie Wicovir. Die Abkür­zung steht für «Wo ist das Corona­vi­rus». An der Studie betei­li­gen sich seit März immer mehr Schulen in Bayern. Die Test bräch­ten bei gerin­ge­rem Aufwand ein schnel­le­res Ergeb­nis als die Stäbchen­tests, sagt Studi­en­lei­ter Micha­el Kabesch, ärztli­cher Direk­tor an der Klinik St. Hedwig der Barmher­zi­gen Brüder in Regensburg.

Zweimal wöchent­lich müssen sich die teilneh­men­den Schul­klas­sen testen. Das heißt: Morgens nach dem Aufste­hen Leitungs­was­ser gurgeln, die Flüssig­keit in zwei Röhrchen füllen, fertig. In der Schule schüt­ten sie den Inhalt eines der beiden Röhrchen in einen «Pool». Die gesam­mel­te Flüssig­keit der Gruppe wird getes­tet. Wenn sich dabei Hinwei­se auf eine Corona-Infek­ti­on ergeben, müssen die Kinder und Jugend­li­chen ihr zweites Röhrchen für Einzel­tests abgeben, so dass der oder die infek­tiö­sen Schüler heraus­ge­fil­tert werden können — das Ergeb­nis gibt es am selben Tag.

Der Test sei ungefähr­lich und auch für Schüler in unteren Jahrgangs­stu­fen einfach zu machen, sagt Kabesch. «Das tut nicht weh und ist nicht schlim­mer als Zähne­put­zen.» Infizier­te Kinder würden in einer sehr frühen Infek­ti­ons­pha­se erkannt, noch ehe sie Mitschü­ler anste­cken können.

Schulen in knapp 20 Landkrei­sen und kreis­freie Städte betei­li­gen sich bereits an dem Projekt, das zunächst bis zum Ende des Schul­jah­res angelegt ist. Kabesch hofft aber, dass schon früher flächen­de­ckend in Schulen gegur­gelt werden kann. Die Labor­ka­pa­zi­tä­ten für die Durch­füh­rung der Tests würden zurzeit ausgebaut.

Der Studi­en­lei­ter sieht Eile geboten: «Wir müssen endlich in die Pötte kommen. Wir haben Druck. Kinder werden noch nicht geimpft.» Und sie sollen nicht immer wieder in den Distanz­un­ter­richt gehen müssen.

Im Falle eines positi­ven Tests wird das Gesund­heits­amt infor­miert und das infizier­te Kind nach Hause geschickt. Weil die Tests in einem sehr frühen Stadi­um positiv anzeig­ten, müsse nicht zwangs­läu­fig die gesam­te Klasse in Quaran­tä­ne, so Kabesch. Hier könnten die Behör­den präzi­se auf die jewei­li­gen Fälle einge­hen. Im Schnitt wird der Studie nach bei 1 von 150 «Pools» ein positi­ves Ergeb­nis festgestellt.

Seit dem Ende der Oster­fe­ri­en sind für alle Schüler in Bayern, die sich in den Schul­ge­bäu­den aufhal­ten, wöchent­lich mindes­tens zwei Tests verpflich­tend. Für die Gurgel­tests können die Schulen Ausnah­me­ge­neh­mi­gun­gen der Kreis­ver­wal­tungs­be­hör­den und der Bezirks­re­gie­run­gen bekom­men. Die Testpflicht sieht vor, dass die Tests in der Schule vorge­nom­men werden müssen, was bei den Gurgel­tests nicht der Fall ist.

Kabesch zufol­ge bedeu­tet das einen enormen Verwal­tungs­auf­wand dafür, dass sie «den Rolls Royce unter den Testun­gen, nämlich die PCR-Pool-Testung, beglei­ten mit dem Fahrrad, der Antigen-Testung». Tests von Gruppen, die nun sowohl Gurgel- wie auch Stäbchen­tests machen, zeigten, dass die Gurgel­tests bereits anschla­gen, wenn die Stäbchen­tests noch negativ anzeigen.

Die Studie findet mit Unter­stüt­zung des Gesund­heits- und Kultus­mi­nis­te­ri­ums statt. Feder­füh­rend umgesetzt wird sie von Kabesch und dessen Team in Zusam­men­ar­beit mit Fachleu­ten aus Erlan­gen und Wien. Die Studie findet den Angaben nach anony­mi­siert statt. Die Proben, die in die Labors gehen, sind ledig­lich numme­riert. Die Namen dazu liegen nur den jewei­li­gen Schulen vor.