Vor 33 Jahren zog es ein Mädchen vom Nieder­rhein nach Paris. Dort wurde die 17-Jähri­ge zu einer der meist­fo­to­gra­fier­ten Frauen der Welt. Nun wird Claudia Schif­fer 50.

Claudia Schif­fer erlebt derzeit ein Comeback. Viele Illus­trier­te erinnern sich in diesen Tagen an Super­mo­del Schif­fer und Kolle­gin­nen Naomi Campbell, Linda Evange­lis­ta oder Cindy Crawford, die in den 90er Jahren nicht nur reich und berühmt wurden, sondern auch eine Ära prägten. Diesen Diens­tag (25. August) wird «La Schif­fer» 50 Jahre alt.

«Ich bin froh, 50 zu werden und habe mich nie zuvor in meinem Leben zufrie­de­ner und glück­li­cher gefühlt», sagte Schif­fer jetzt dem briti­schen «Telegraph».

Trotz aller Konkur­renz habe zwischen den Topmo­dels damals eine Kamerad­schaft bestan­den, erzählt sie. Wenn es bei der Arbeit zu Missstän­den gekom­men sei, habe man sich darüber ausge­tauscht und die anderen gewarnt.

Eigent­lich wollte die Schüle­rin Claudia ihrem Vater folgen, Jura studie­ren und Anwäl­tin werden. Doch dann wurde sie an der Düssel­dor­fer Königs­al­lee im Nacht­club «Checkers» auf der Tanzflä­che vom Chef einer Pariser Model­agen­tur entdeckt. In dem Club arbei­te­te zeitwei­se auch eine gewis­se Heidi Klum.

Voller Selbst­zwei­fel sei sie von Rhein­berg am linken Nieder­rhein nach Paris gegan­gen, berich­te­te Schif­fer später. Erst als ihr Gesicht überall an den Plakat­wän­den der Metro­po­le prang­te, habe ihr gedäm­mert, dass aus ihr wohl doch ein brauch­ba­res Fotomo­dell werden könnte. Schüch­tern sei sie aber nach wie vor.

Heute wird ihr Vermö­gen auf rund 200 Millio­nen Euro geschätzt. Sie besitzt ein denkmal­ge­schütz­tes Anwesen aus dem 16. Jahrhun­dert bei London und ein Stadt­haus im vorneh­men Londo­ner Stadt­teil Notting Hill. Mit ihrem Mann, dem Filmpro­du­zen­ten Matthew Vaughn, hat sie drei Kinder: Caspar, Clemen­ti­ne und Cosima.

Rückbli­ckend habe sie reali­siert, was für eine beson­de­re Zeit die 90er Jahre gewesen seien, erinnert sie sich. Fotomo­del­le waren von herum­ge­schubs­ten Zeitar­bei­te­rin­nen zu begehr­ten Ikonen der Luxus­in­dus­trie gewor­den, die mit Werbe­ver­trä­gen immense Summen einstrichen.

Für Claudia Schif­fer begann der kometen­haf­te Aufstieg 1987. Die deutsche Blondi­ne erinner­te viele Franzo­sen an Brigit­te Bardot. Als Muse von Karl Lager­feld avancier­te sie zum bestbe­zahl­ten Model der Welt.

«Ich werde ihm für immer dankbar sein», schrieb «la Schif­fer» im vergan­ge­nen Jahr zum Tod Lager­felds. Er hatte sie 1988 bei Chanel unter Vertrag genom­men. Dass Lager­feld sie 1996 öffent­lich unschön als «gestri­ge Erschei­nung» abgefer­tigt hatte, war da verzie­hen. Lager­feld habe ihr alles über Mode, Stil und wie man in der Modebran­che überlebt, beigebracht, schrieb Schiffer.

Schif­fer wurde selbst zur Marke. Das Cover­girl der Hochglanz-Illus­trier­ten war bei den besten Fotogra­fen der Welt für ihre Wandel­bar­keit und ihre preußi­sche Diszi­plin beliebt: Sie konnte die Unschuld vom Lande genau­so gut insze­nie­ren wie den männer­mor­den­den Vamp und die Luxus-Diva. Während ihre Kolle­gin­nen nach den Moden­schau­en in Paris feucht­fröh­li­che Partys feier­ten, habe die Schif­fer längst im Flieger zum nächs­ten Shooting gesessen.

Sie sei die «Vorstands­vor­sit­zen­de ihres eigenen Körpers», schrieb der «Stern» einst. Ein Privat­le­ben habe sie jahre­lang nur vom Hören­sa­gen gekannt und deswe­gen auch nie Kochen gelernt, sagte sie rückblickend.

Doch dafür konnte sich die wandel­ba­re Schöne 1998 im Alter von 28 Jahren vom Laufsteg zurück­zie­hen. Inzwi­schen ist Claudia Schif­fer regel­mä­ßig an Museums­wän­den zu sehen: auf Bildern in Ausstel­lun­gen der berühm­ten Fotogra­fen, denen sie Modell stand wie Peter Lindbergh, Mario Testi­no, Gunter Sachs, Ellen von Unwerth, Helmut Newton.

Nur im Fernse­hen hatte die kühle Schöne aus Rhein­berg immer das Nachse­hen gegen die andere weltbe­rühm­te NRW-Schön­heit: die schlag­fer­ti­ge Heidi Klum aus Bergisch Gladbach, über die Lager­feld mal in einer ZDF-Show sagte: «Die war nie in Paris, die kennen wir nicht.» Und: «Claudia kennt die auch nicht.» 2013 unter­nahm Schif­fer den bislang letzten TV-Versuch: Doch ProSie­ben setzte ihre Show «Fashion Hero» nach nur einer Staffel mit enttäu­schen­den Quoten ab.

Die Öffent­lich­keit muss dennoch nicht auf Schif­fer verzich­ten: Seit einiger Zeit lässt sie als Influen­ce­rin ihre 1,3 Millio­nen Follower auf Insta­gram an ihrem schein­bar makel­lo­sen Leben teilha­ben. Meist trägt sie dabei Jeans.

Im kommen­den Jahr wird man Claudia Schif­fer in einer neuen Rolle kennen­ler­nen: als Kurato­rin einer Fotogra­fie-Schau. Im Düssel­dor­fer Kunst­pa­last will sie eine Zeitrei­se in die Ära präsen­tie­ren, die sie selbst prägte wie kaum jemand: die Modewelt der 90er Jahre.