STUTTGART (dpa/lsw) — Die Corona-Pande­mie bringt den Ausbil­dungs­markt im Südwes­ten durch­ein­an­der. In Betrie­ben fehlen Auszu­bil­den­de — und junge Menschen schie­ben den Start ins Berufs­le­ben auf die lange Bank.

Vor allem wegen der Corona-Pande­mie haben tausen­de Jugend­li­che im Südwes­ten vorerst darauf verzich­tet, eine Berufs­aus­bil­dung zu begin­nen. Allein im laufen­den Jahr umfas­se diese «stille Reser­ve» rund 9000 junge Menschen, bilan­zier­te der regio­na­le Arbeits­agen­tur­chef Chris­ti­an Rauch am Montag in Stutt­gart. Sie gingen statt­des­sen weiter zur Schule, studier­ten oder jobbten.

In vielen Betrie­ben im Südwes­ten mangelt es so an Auszu­bil­den­den. Mehr als 10.000 Ausbil­dungs­stel­len seien Ende Septem­ber unbesetzt geblie­ben, sagte Wirtschafts­mi­nis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut (CDU) nach einem Treffen mit Verant­wort­li­chen bei der Ausbil­dung. «Hinter­grund ist der deutli­che Rückgang der Bewerberzahl.»

Der Ausbil­dungs­markt war wegen der Corona-Krise schon im vergan­ge­nen Jahr unter Druck. Die Zahl der neuen Ausbil­dungs­ver­trä­ge sank, dieser Trend setzte sich im laufen­den Jahr fort.

Es habe während der Pande­mie aber auch Licht­bli­cke gegeben, machte Hoffmeis­ter-Kraut deutlich. So habe sich der Anteil vorzei­tig gelös­ter Ausbil­dungs­ver­trä­ge im Corona-Jahr 2020 vermin­dert. «Der Anteil der erfolg­reich bestan­de­nen Abschluss­prü­fun­gen 2020 an allen Prüfungs­teil­neh­men­den in Baden-Württem­berg blieb stabil bei rund 94 Prozent», hieß es in einer Mittei­lung des Ministeriums.

Nach einer erfolg­rei­chen Ausbil­dung gebe es gute Chancen, sagte die Ressort­che­fin. Im Corona-Jahr 2020 seien rund drei Viertel der Auszu­bil­den­den im Südwes­ten von ihren Betrie­ben übernom­men worden. «Das zeigt den ungebro­chen hohen Bedarf der Wirtschaft an beruf­lich quali­fi­zier­ten Fachkräften.»

Die SPD im Landtag forder­te von der grün-schwar­zen Regie­rung in Stutt­gart, eine Ausbil­dungs­ga­ran­tie einzu­füh­ren. «Diese wird ein wichti­ger Baustein sein, um den Ausbil­dungs­markt zu stärken», erklär­te der Vize-Frakti­ons­vor­sit­zen­de Stefan Fulst-Blei.