BIBERACH — Wieder hat die Soko Tierschutz mit heimlichen Videoaufnahmen in einem Schlachthof Missstände aufgedeckt, dieses Mal in Biberach. Rinder und Schweine sollen dort aufgrund fehlerhafter Betäubungsgeräte in großer Zahl Qualen ausgesetzt gewesen sein, wie die Stuttgarter Zeitung berichtet.
Das Landratsamt in Biberach erwäge die Schließung des örtlichen Schlachthofs, nachdem Aufnahmen von tierschutzrechtlichen Verstößen über Medien aufgetaucht sind und vom Landkreis gesichtet wurden. Diese Aufnahmen hat die Soko Tierschutz nach eigenen Angaben heimlich zwischen dem 5. Oktober und dem 16. November gemacht; es sei die Schlachtung von 75 Rindern und 1500 Schweinen beobachtet worden, so der Aktivist Friedrich Mülln.
Rinder und Schweine scheinen aufgrund fehlerhafter Betäubungsgeräte überflüssigen Qualen ausgesetzt gewesen zu sein. „Insbesondere zeigen die Aufnahmen Fehlschüsse, den Einsatz von nicht sicher funktionierenden Bolzenschussgeräten und nicht ausreichend betäubte Rinder“, so der Sprecher des Landkreises, Bernd Schwarzendorfer. Man werde die Vorgänge lückenlos aufklären und Strafanzeige erstatten – und man prüfe, ob der Betrieb überhaupt noch weiter aufrechterhalten werden könne, so der Sprecher. Auch Friedrich Mülln hat inzwischen Anzeige gegen den Schlachthof erstattet; er habe das Filmmaterial der Staatsanwaltschaft übergeben.
Michael Koch, Geschäftsführer des Schlachthofs Biberach, sagte am Dienstagmorgen gegenüber der Schwäbischen Zeitung, er und die 25 Mitarbeiter des Schlachthofs stünden für Tierschutz ein, dessen Einhaltung werde auch ständig kontrolliert. Er kündigte am Dienstag auch an, dass es zu sofort „heftigsten Konsequenzen“ kommen werde, sollten sich Versäumnisse und Fehler beim Tierschutz nachweisen lassen.
Die Soko Tierschutz kritisiert grundsätzlich den Einsatz eines bestimmten Typs von Betäubungsgeräten für Schweine: Es sei seit Jahren bekannt, dass diese Geräte die gesetzlichen Vorgaben nicht einhielten; der Stromstoß sei häufig kürzer als die erforderlichen vier Sekunden. Auch im Schlachthof Gärtringen war ein solches Gerät im Einsatz gewesen. Ebenfalls Bilder der Soko Tierschutz hatten im September zur Schließung des Betriebes geführt.