In den Pyrenä­en bekommt Emanu­el Buchmann die Grenzen aufge­zeigt. Die deutsche Rad-Hoffnung verliert auf den beiden Bergetap­pen viel Zeit. Damit hat sich das Podium erledigt. Das Gelbe Trikot übernimmt Überflie­ger Primoz Roglic. Vorjah­res­sie­ger Bernal meldet sich zurück.

Beim Showdown in den Pyrenä­en hat sich für den angeschla­ge­nen Vorjah­res­vier­ten der Traum vom Podium in Paris wohl erledigt. Mit über vier Minuten Rückstand erreich­te der Kletter­spe­zia­list am Sonntag auf der neunten Etappe der 107. Tour de France das Ziel in Laruns, nachdem ihm am Vortag schon die Grenzen im Hochge­bir­ge aufge­zeigt worden waren.

Beim Schlag­ab­tausch der Favori­ten stand Buchmann auf verlo­re­nem Posten, mehr als fünf Minuten Rückstand hat er nun in der Gesamt­wer­tung. Auch der Brite Adam Yates konnte nicht mehr folgen, als die Stars ernst machten. So verlor der 28-Jähri­ge das Gelbe Trikot an Vuelta-Champi­on Primoz Roglic. Der Slowe­ne erreich­te nach 153 Kilome­tern und fünf Bergwer­tun­gen von Pau nach Laruns als Zweiter hinter seinem jungen Lands­mann Tadej Pogacar das Ziel. Zuvor hatte er sich schon fünf Bonus­se­kun­den am Schluss­an­stieg geholt. Tragi­scher Held war der Schwei­zer Marc Hirschi vom deutschen Sunweb-Team, der kurz vor dem Ziel einge­holt und im Schluss­sprint Dritter wurde.

Für Buchmann war es dagegen ein bitte­rer Tag. Schon früh musste der Ravens­bur­ger am Schluss­an­stieg zum Col de Marie Blanque abrei­ßen lassen. Eskor­tiert vom öster­rei­chi­schen Teamkol­le­gen Gregor Mühlber­ger ging es nur noch um Schadens­be­gren­zung. Den Rückstand konnte er auch auf der rasen­den Abfahrt nicht mehr aufho­len. «Es besteht die Hoffnung, dass es besser wird», sagte Buchmann vor dem Ruhetag am Montag. Mehr sei aktuell nach dem Sturz bei der Dauphi­né-Rundfahrt nicht drin.

Das hatte sich schon am Samstag angedeu­tet, als er mehr als eine Minute auf Roglic und Co. verlo­ren hatte. Da hatte Teamchef Ralph Denk noch von einer guten Endplat­zie­rung geträumt. «Wenn es zum Schluss ein guter Platz fünf, sechs oder sieben wird und der Zeitab­stand nicht so groß zum Podium ist, kann man durch­aus überle­gen, ob man zufrie­den ist», sagte Denk der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem Ruhetag ist Buchmann 18. und hat 5:45 Minuten Rückstand auf Roglic.

Die Favori­ten legten ihre Zurück­hal­tung ab. Auch Vorjah­res­sie­ger Egan Bernal zeigte sich in besse­rer Verfas­sung und lancier­te erstmals Attacken. Doch gegen die Explo­si­vi­tät von Roglic kann er kaum etwas ausrich­ten. So holte sich der Slowe­ne auch auf dem Gipfel die Bonus­se­kun­den vor seinem Lands­mann Tadej Pogacar. Der junge Pogacar könnte die große Sensa­ti­on der Tour werden. Schon am Samstag war der erst 21-Jähri­ge den Favori­ten davon­ge­flo­gen und hatte ihnen 40 Sekun­den abgeknöpft. Ohne das Malheur vom Freitag, als er durch einen gestürz­ten Fahrer über eine Minute verlor, wäre er jetzt in Gelb.

Für Mitfa­vo­rit Thibaut Pinot ist dagegen der Traum vom ersten franzö­si­schen Toursieg seit 1985 beendet. Der 30-Jähri­ge verlor auf beiden Bergetap­pen viel Zeit. «Mein Rücken tut so weh, dass ich kaum Kraft habe, um in die Pedale zu treten», berich­te­te Pinot, dem zum Auftakt in Nizza beim Sturz ein anderer Fahrer in den Rücken gekracht war. Der Franzo­se ist der große Tour-Pechvo­gel. Im vergan­ge­nen Jahr musste er in aussichts­rei­cher Positi­on auf der dritt­letz­ten Etappe wegen einer Muskel­ver­let­zung unter Tränen aufge­ben. 2013 stopp­te ihn eine Angina, 2016 eine Bronchitis.

Und auch für Julian Alaphil­ip­pe wird es keine weite­ren Tage in Gelb geben. Nach einer letzten Attacke war die Luft raus. Da war es für die Gastge­ber nur ein schwa­cher Trost, dass Ausrei­ßer Nans Peters am Samstag nach 141 Kilome­tern die Etappe in Loudon­viel­le gewann.

Bevor die Tour Diens­tag mit der zehnten Etappe an der Atlan­tik­küs­te fortge­setzt wird, stehen am Ruhetag die Corona-Tests bei allen Fahrern samt der Entou­ra­ge an. Dann wird sich zeigen, ob die Tour-Blase auf dem Weg durch Südfrank­reich gehal­ten hat. Wenn nicht, droht ein Chaos. Schon zwei Positiv­fäl­le in einem Team führen zum Ausschluss des ganzen Rennstalls. So könnten kernge­sun­de Fahrer nach Hause fahren, wenn der Busfah­rer und der Physio­the­ra­peut infiziert sind.

Dann würde das Peloton am Diens­tag arg limitiert die Reise fortset­zen, wenn es von der Île d’Olé­ron Le Château-d’Olé­ron zur Île de Ré Saint-Martin-de-Ré über 168,5 Kilome­ter geht. Die Strecke ist komplett flach. Aller­dings könnte der Wind eine große Rolle spielen.