RAVENSBURG — Die Ravens­burg Towerstars haben auch im vierten Spiel der „best-of-five“ Serie gegen die Tölzer Löwen alle Regis­ter der Playoff-Drama­tik gezogen. Trotz der Rückstän­de von 0:2 und 2:4 haben die Towerstars am Mittwoch­abend den dritten und entschei­den­den Sieg einge­fah­ren. Der Siegtref­fer für den Einzug ins Halbfi­na­le fiel 24 Sekun­den vor der Schlusssirene.

Die Partie fing aller­dings alles andere als vielver­spre­chend an. Bereits nach 75 Sekun­den musste John Henri­on nach einem deutlich zu rusti­ka­len Einstieg hinter dem gegne­ri­schen Tor auf die Straf­bank. Ganze 17 Sekun­den benötig­ten die Gäste, um den numeri­schen Vorteil zu nutzen. Philipp Schla­ger kam im Slot frei zum Schuss und setzte die Hartgum­mi­schei­be zum 0:1 exakt in den rechten Torwin­kel. Dass dieser frühe Gegen­tref­fer so gar nicht in das Konzept der Towerstars passte, zeigte sich nur fünf Minuten später. Ein schnell vorge­tra­ge­ner Angriff der Gäste offen­bar­te eine zu späte Defen­siv­ab­stim­mung und Reid Gardi­ner nutzte die offene Torsei­te eiskalt zum 0:2 aus.

Waren die Angriffs­be­mü­hun­gen bis dahin deutlich zu durch­sich­tig, kam es zur ersten druck­vol­len Phase in der 10. Spiel­mi­nu­te. Bad Tölz zog durch Gardi­ner prompt eine Straf­zeit und die nutzten die Oberschwa­ben durch Andrew Kozek zu nutzen. Robbie Czarnik passte vor den Torraum, wo sich der Kolle­ge im richti­gen Moment gelöst hatte — der 1:2 Anschluss­tref­fer. So wirklich mehr Sicher­heit gab das den Gastge­bern aller­dings nicht, denn auch in der Folge­zeit hatten die Tölzer Löwen die gefähr­li­che­ren Szenen vor dem gegne­ri­schen Tor. Chancen gab es auf Ravens­bur­ger Seite durch Kai Hospelt (14.) sowie Vincenz Mayer in der 16. Minute. Letzte Möglich­keit offen­bar­te den Beginn einer kurzen Schwä­che­pha­se der Oberbay­ern, welche die Towerstars erneut durch Andrew Kozek auch zum 2:2 Ausgleich zu nutzen wussten.

Die Oberschwa­ben taten sich weiter schwer gegen die Gäste, die allei­ne in den ersten einein­halb Minuten zweimal den Puck an den Pfosten setzten. Vor dem Ravens­bur­ger Tor herrsch­te Hochbe­trieb und mehrfach musste Olafr Schmidt Kopf und Kragen riskie­ren. In der 26. Minute war er aller­dings genau­so chancen­los wie zur Hälfte der Spiel­zeit. Marco Pfleger traf aus der zweiten Reihe zum 2:3 für Bad Tölz, Markus Eberhard ließ die Ravens­bur­ger Hinter­mann­schaft nach einem Bully schlecht ausse­hen. Die Ernüch­te­rung auf Ravens­bur­ger Seite wich knapp drei Minuten vor der zweiten Pause dann aber neuer Hoffnung. Als die Tölzer Löwen aufgrund einer Straf­zeit einen Mann weniger auf dem Eis hatten, schlenz­te Kapitän Vincenz Mayer die Schei­be entschlos­sen zum 3:4 Anschluss­tref­fer in die Maschen.

Dann folgte der Schluss­ab­schnitt, in dem Bad Tölz aufgrund der physi­schen Belas­tung durch den dünnen Kader wenig überra­schend eher tief in der eigenen Zone stand und auf Konter lauer­te. Die Towerstars rieben sich an der Gäste-Abwehr enorm auf. Kombi­na­tio­nen funktio­nier­ten kaum, auch die Einzel­ak­tio­nen mit der Brech­stan­ge waren da meist zum Schei­tern verur­teilt. Da es in der 46. und 52. Spiel­mi­nu­te dann auch noch zwei Straf­zei­ten setzte, schien die Hoffnung auf ein Comeback eher überschaubar.

Doch die Kräfte der Gäste schwan­den sicht­bar, in der Schluss­pha­se bekamen die Towerstars immer mehr Raum zur Entfal­tung. Zwei Minuten und 25 Sekun­den vor Ende der regulä­ren Spiel­zeit wurden die Bemühun­gen auch prompt belohnt. John Henri­on spiel­te die Schei­be aus halbrech­ter Positi­on in Richtung Tor, hinter einem Vertei­di­ger postiert lenkte dann Joshua Saman­ski die Schei­be am sicht­lo­sen Löwen-Keeper vorbei zum 4:4 ins Netz.

Die Towerstars witter­ten ihre Chance, Bad Tölz wirkte jetzt noch angeschla­ge­ner und kämpf­te gegen die Uhr in Richtung einer weite­ren Drittel­pau­se. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Eine halbe Minute vor Ende der regulä­ren Spiel­zeit starte­ten die Oberschwa­ben nochmals einen entschlos­se­nen Angriff, John Henri­on kurvte um das Tor in Richtung rechtem Bully­kreis und schlenz­te von dort aus das Spiel­ge­rät zum 5:4 in die Maschen. 23,8 Sekun­den standen da noch auf der Uhr, es war unfass­bar. Zwar ließen die Tölzer Löwen nach einer Auszeit den Torhü­ter zuguns­ten eines sechs­ten Feldspie­lers draußen, doch das hatte keinen Einfluss mehr auf das Endergebnis.

Die Towerstars hatten ein von Bad Tölz über weites­te Phasen bestimm­tes Spiel in aller­letz­ter Minute noch umgebo­gen und stehen damit im Halbfi­na­le der DEL2 Playoffs. Hier heißt der Gegner Kassel, der sich in einer Serie mit teils völlig verrück­ten Spielen mit 3:0 gegen die Heilbron­ner Falken durch­ge­setzt hatten. Auftakt der Halbfi­nal­se­rie ist am Montag, 03. Mai zunächst in Kassel, die erste Heimbe­geg­nung tragen die Towerstars am Mittwoch, 05. Mai um 19 Uhr aus.